ESG:tracker 01/2022 — „Impact“ als Krisengewinner

Das erste Quartal 2022 war besonders herausfordernd. Eine galoppierende Inflation und die kriegerische Auseinandersetzung in der Ukraine ließen viele Investoren mitunter verzweifelnd zurück. Vor diesem Hintergrund ist das Megathema der nachhaltigen Geldanlage etwas in den Hintergrund gerückt. Doch zweifellos bleibt es präsent. „Was hat die nachhaltige Ausrichtung der Kapitalanlage gebracht?“, fragen sich Anleger jedes Quartal aufs Neue. Zufriedenstellend lässt sich diese Frage nur beantworten, wenn man Nachhaltigkeitspräferenzen in numerische Größen überführt und diese dann differenziert analysiert. Legt man den Konsens globaler Asset-Manager zugrunde und untersucht, wie diese Nachhaltigkeit in Portfolios umsetzen, stechen vier Strategien heraus: Best-in-Class, Negativlisten, Impact sowie die Konformität gegenüber den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs, Sustainable Development Goals) und dem 2-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Wir ermitteln im ESG:tracker die Renditen dieser Strategien und ordnen die Ergebnisse vierteljährlich in das Marktgeschehen ein. Zentrales Ergebnis - „Impact“ als Krisengewinner für das abgelaufene Quartal.
4. April 2022
Jan Rabe - Foto: © Metzler AM

Eine anhaltende Rohstoffpreisrally könnte besonders den Nachhaltigkeitsstrategien weiter zusetzen, die die Branchen Energie und Grundstoffe deutlich untergewichten. Je konzentrierter das Branchen-Exposure, desto stärker das mögliche Verlustrisiko.

  • Negativliste – kritische Aktivitäten: Hierzu zählt vor allem der Ausschluss von Unternehmen, die beispielsweise Öl und Gas fördern, Energie aus der Kohleverstromung gewinnen oder in die Produktion kontroverser Waffen involviert sind (Abb. 4, S. 4). 30 % der knapp 100 Titel stammen aus der Energiebranche, was ca. 40 % der Marktkapitalisierung dieser Liste entspricht. Die größten Überschussrenditen erzielten die ausgeschlossenen Titel aus den USA (+93 %-Punkte ggü. MSCI USA), gefolgt von den Emerging Markets (39 %-Punkte ggü. MSCI EM) und Europa (19 %-Punkte ggü. MSCI Europe).
  • Konformität – 2‑Grad-Ziel: Darüber hinaus ging die Rohstoffpreisrally zulasten der Strategien, die auf niedrige Portfoliotemperaturen setzen, um die Konformität gegenüber den Zielen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zu stärken (Abb. 8, S. 5). Während die Verluste in den europäischen Aktienmärkten überschaubar blieben (-3 %-Punkte ggü. MSCI Europe), verlor die Strategie vor allem in den USA (-14 %-Punkte ggü. MSCI USA) und den Emerging Markets (-11 %-Punkte ggü. MSCI EM). Geschuldet war dies auch dem Übergewicht von Technologietiteln.
  • Konformität – Nachhaltigkeitsziele der UN: Von Q1/2019 bis zum Beginn der Rohstoffpreisrally der vergangenen Monate lohnte es sich, Titel zu bevorzugen, die positiv auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ausgerichtet sind (Abb. 7, S. 5). Doch auch dieser Trend kehrte sich nahezu komplett um (-20 %-Punkte ggü. der globalen Benchmark MSCI ACWI). Dies traf auf alle regionalen Märkte zu: USA (-33 %-Punkte ggü. MSCI USA), Europa (-17 %-Punkte ggü. MSCI Europe) und den Emerging Markets (-12 %-Punkte ggü. MSCI EM).
  • Best-in-Class (ESG) – höchste Ratings: Titel hingegen, die in ihrer Branche als ESG-Vorbilder gelten, setzten sich im Q1/2022 weiter von deren Nachzüglern ab (+6 %-Punkte). Begünstigt wurde dies durch Beiträge von Energie- und Grundstoffwerten, auf die in diesem Ansatz – anders als bei den Negativlisten mit strikten Ausschlusskriterien – nicht verzichtet wird. Treiber der Renditen waren allerdings einzig und allein US-Titel (Abb. 3, S. 4).
  • Best-in-Class (ESG) – Ratingveränderung: Alternativ zu einer Differenzierung nach ESG-Scores lohnt es, auf die Veränderung dieser Scores abzustellen. Konkret bedeutet dies, in Titel mit positiven Veränderungen zu investieren und Titel zu meiden, die sich im Vergleich zur Vorperiode verschlechtert haben. Im vergangenen Quartal fiel diese Strategie jedoch zurück (-5 %-Punkte). Dies lag am hohen Anteil an zyklischen Titeln, die nach Marktkapitalisierung knapp 75 % aller Werte des Portfolios aus-machten.
  • Impact: Von einem hohen Anteil der Marktkapitalisierung, die defensiven Titeln zugeordnet werden konnte, profitierten vor allem die Strategien, die auf ein hohes Impact-Exposure abstellen (Abb. 6, S. 5). Gewinne ggü. der globalen Benchmark MSCI ACWI konnten sowohl das ökologische Impact-Portfolio (+7 %-Punkte) als auch das gesellschaftliche Impact-Portfolio (+10 %-Punkte) ausbauen.

Ausblick Q2/2022: Eine schwächere Konjunktur sollte Überschussrenditen für ESG-Vorbilder begünstigen

Der Krieg in der Ukraine übt heute schon enormen Druck auf die Preise aus und setzt die Zentralbanken unter Zugzwang, Leitzinsen stärker anzuheben als bislang von den Märkten angenommen. Das könnte sich verstärkt negativ auf Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung auswirken.

Schwächt sich der globale ökonomische Zyklus weiter ab, dürften vor allem defensiv ausgerichtete ESG-Strategien profitieren. Im Fokus stehen sollten somit ESG-Leader, also Werte, die auf Basis des industriespezifischen ESG-Scores mit AAA und AA gewertet werden. Diese Titel entwickelten sich in Zeiten ökonomischer Schwäche stets besser als der Markt (Abb. 2).

Abb. 2: Globaler Zyklus ggü. Performance der ESG-Leader innerhalb des europäischen Aktienmarktes (Jahresvgl.)

Quellen: OECD, Refinitiv, MSCI, Metzler

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