Viele nicht nachhaltige Geschäftsmodelle zählten 2022 zu den Profiteuren des Ukrainekriegs und den rekordhohen Energiepreisen; viele ESG-Strategien erzielten nicht die aus der Vergangenheit gewohnten Überrenditen gegenüber ihren Vergleichsindizes. Doch in diesem Jahr konnten viele Strategien wieder an vergangene Erfolge anknüpfen.
Aktieninvestitionen mit ESG-Fokus profitierten im bisherigen Jahresverlauf von einem deutlichen Rückgang der Energiepreise und dem absehbaren Ende des globalen Zinserhöhungszyklus. Da sich auch die Befürchtung einer deutlichen Konjunktureintrübung bisher nicht erfüllt hat, haben viele Nachhaltigkeitsstrategien eine positive Gegenbewegung verzeichnet. Beispielsweise führten der verbreitete Ausschluss kontroverser Aktivitäten oder die Ausrichtung des Portfolios nach hohen ESG-Scores erneut zu Outperformance. In einem europäischen Aktienuniversum schneiden ESG-Strategien im bisherigen Jahresverlauf besonders gut ab. Das überrascht nicht: Europäische Anleger gelten als besonders ESG-affin und in Europa ist die Integration von ESG-Aspekten im Investmentprozess besonders weit fortgeschritten.
Global gesehen profitierten Aktien tendenziell nachhaltiger Geschäftsmodelle aus dem Technologiesektor besonders vom veränderten Umfeld. So zählen Sektor-Schwergewichte wie Microsoft (Performance von 38,9 % seit Jahresbeginn bis 30. Juni 2023) oder NVIDIA (+183,2 %) und die im europäischen Universum hoch gewichteten IT-Unternehmen ASML Holding (+31,6 %) und SAP (+29,8 %) weltweit zu den führenden nachhaltigen Unternehmen*. Insbesondere in den USA profitierten Unternehmen mit einem „grünen Umsatzmix“, zum Beispiel Elektromobilitätsaktien, vom milliardenschweren Subventionsprogramm IRA (Inflation Reduction Act). In Europa zahlten sich Investitionen aus in Unternehmen mit Fokus auf erneuerbaren und alternativen Energien, darunter viele Versorger.
Für Anleger hat sich außerdem bezahlt gemacht, ihr Portfolio im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Entsprechende Strategieportfolios erzielen Mehrrenditen von 1,1 %-Punkten (Europa) bis 4,7 %-Punkten (USA) gegenüber ihren Vergleichsindizes. Zu den Gründen dafür zählen die hohe Gewichtung von Finanz‑, Telekommunikations- und Technologieaktien im Portfolio, deren Wertentwicklung bislang in diesem Jahr vergleichsweise positiv ausfiel. Dabei gilt es zu berücksichtigen: Nur knapp ein Viertel der mehr als 2.800 Unternehmen im MSCI AC World Index befindet sich derzeit auf einem klimaschonenden 1,5 °C‑kompatiblen Emissionsreduktionspfad. Insbesondere bei Energieunternehmen, Versorgern und in der Grundstoffindustrie sind erhebliche Transformationsanstrengungen zur Begrenzung der CO2-Emissionen notwendig.
*Aufgeführt wird die Total Return Performane in Euro seit Jahresbeginn bis zum 30.6.2023; Quelle: Factset.