ESG-Manager: Durch Strukturmangel überlastet und  im Stich gelassen

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Fast drei Viertel der Nachhaltigkeitsmanager in Deutschland berichten von einer zunehmenden Arbeitsbelastung. 38 Prozent fühlen sich bereits überfordert, und fast die Hälfte plant, den Arbeitgeber in den kommenden zwei Jahren zu wechseln.
29. November 2024
Johanna Fuchs-Boenisch - Foto: Copyright Susteco

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Fast drei Viertel der Nachhaltigkeitsmanager in Deutschland berichten von einer zunehmenden Arbeitsbelastung. 38 Prozent fühlen sich bereits überfordert, und fast die Hälfte plant, den Arbeitgeber in den kommenden zwei Jahren zu wechseln.

Die Gründe? Mangelnder Fortschritt bei der Nachhaltigkeit, unzureichende Ressourcen und fehlende Unterstützung durch die Unternehmensführung. Diese alarmierenden Ergebnisse des “Sustainability People Report 2024” werfen ein Schlaglicht auf eine tiefere Problematik: Während Unternehmen Nachhaltigkeit zunehmen in ihrer Kommunikation einsetzen, scheitert die Umsetzung oft an strukturellen Defiziten der fehlenden Unterstützung und Befähigung derjenigen, die die Nachhaltigkeitsstrategien der Unternehmen federführend gestalten und umsetzen sollen.

In der Folge wird oft Nachhaltigkeit gepredigt, aber selten konsequent gelebt. Die Gründe liegen dabei tief. Denn gerade die Rolle der ESG-Manager bedarf in vielen Unternehmen einer Neubetrachtung.

ESG-Manager Excel-Tabelle statt strategischer Wurf

Denn in vielen Unternehmen fristen ESG-Manager ein Schattendasein. Sie, die die Transformation vorantreiben sollten sind mit der Verwaltung und der Dokumentation des Status quo beschäftigt. Sie verbringen einen Großteil ihrer Zeit mit der Pflege von Excel-Tabellen und der Sammlung von Daten aus verschiedenen Abteilungen.

Ein Großteil der Energie und der Arbeitszeit müssen ESG-Spezialisten auf das Aufbrechen von unternehmensinternen Daten- und Kompetenzsilos verbringen, um überhaupt erst einmal zu erfahren, wo das Unternehmen steht.

So ergab eine Untersuchung von Susteco und Union Investment, dass ESG-Manager mit einer Vielzahl von Tools und isolierten Datensilos kämpfen. Aussagen wie „Wir müssen erstmal klären, wo die Daten für unsere CO₂-Reduktionsmaßnahmen überhaupt herkommen“ verdeutlichen das Dilemma. Ohne eine zentrale, transparente Informationsbasis bleibt die Arbeit der ESG-Manager oberflächlich.

Häufig fehlt den ESG-Managern obendrein sowohl das Mandat von Geschäftsführung und Vorstand sowie die Ressourcen, um wirkungsvolle Nachhaltigkeitsmaßnahmen umzusetzen. Sie werden auf das Berichtswesen und die Datensammlung zurückgestutzt.

Nachhaltigkeit braucht Digitalisierung und Vernetzung

Damit ESG-Manager wirklich etwas bewegen können, müssen Unternehmen grundlegende Veränderungen vornehmen. Es bedarf vor allem einer Bündelung von Informationen in einer zentralen Plattform, um Daten- und Kompetenzsilos aufzulösen. Mittels automatisierter, digitaler Analysen können so fundierte Entscheidungen getroffen und ESG-Manager deutlich entlastet werden, um vermehrt an der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens zu arbeiten.

Dazu gehört auch die Bereitschaft, in entsprechende Technologien zu investieren und die ESG-Abteilung mit einem entsprechenden Budget auszustatten.

Unternehmen, die ESG ernst nehmen, müssen den Schritt wagen, Abteilungen miteinander zu verknüpfen und ESG-Manager aus der Rolle der Datensammler zu befreien. Diese sollten vielmehr als strategische Schnittstelle agieren, die Daten analysiert und daraus konkrete Maßnahmen ableitet.

Transparenz als Schlüssel zur Glaubwürdigkeit

Daraus ergibt sich für Unternehmen und Investoren auch die Möglichkeit die dringend notwendige Transparenz bei ESG-Themen herzustellen.

Während in Deutschland Millionen in Due-Diligence-Prüfungen investiert werden, um Käufern bei einer Transaktion eine gewisse Klarheit zu verschaffen, bleiben nachhaltige Maßnahmen oft seltsam vage und unbelegt. Dabei sind etwa im Immobilienbereich zentrale, digital verfügbare Gebäudedaten unerlässlich, um die Wirksamkeit von ESG-Maßnahmen zu bewerten und fundierte strategische Entscheidungen zu treffen. ESG-Manager könnten hier eine entscheidende Rolle spielen – vorausgesetzt, sie werden entsprechend befähigt.

CEOs müssen Verantwortung abgeben

Die Lösung des Problems liegt dabei nicht allein in der Digitalisierung oder der Budgeterhöhung, sondern vor allem in einem kulturellen Wandel auf Führungsebene. Geschäftsführer müssen bereit sein, ESG-Managern echte strategische Verantwortung zu übertragen und ihnen die Freiheit geben, Maßnahmen umzusetzen. Derzeit scheitern viele hochqualifizierte Fachkräfte daran, dass sie in monotonen Datenerhebungsaufgaben gefangen sind und keine Möglichkeit haben, ihre Expertise in die strategischen Richtungsdebatten des Unternehmens einzubringen.

Hebt die ESG-Manager ins Rampenlicht

Die ESG-Manager von heute haben das Potenzial, entscheidend zur Transformation beizutragen – wenn sie richtig eingesetzt werden. Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernsthaft umsetzen wollen, müssen in klare Strukturen, Digitalisierung und eine offene Datenkultur investieren. Gleichzeitig ist es an der Führungsebene, Verantwortung abzugeben und den Fachkräften zu vertrauen. Nur so wird es gelingen, ESG-Manager zu einem echten Motor für Veränderung zu machen.

Die Zeit ist reif, um Nachhaltigkeit nicht nur zu verkünden, sondern konsequent in die Tat umzusetzen. Der Erfolg von ESG-Management ist dabei kein Zufall, sondern das Ergebnis strategischer Entscheidungen, die den Unterschied zwischen Symbolik und Substanz ausmachen. Es gilt die ESG-Manager in Verantwortung und das Rampenlicht zu heben. Dies wird durch Investitionen in Technologie wie etwa offene Datenplattformen ermöglicht.

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