“ESG ist vor allem Risikomanagement”

ESG/Nachhaltigkeit bleibt ein Megatrend. Das, obgleich es aktuell andere Themen in den Fokus des Interesses der Investoren geschafft haben. Die EB-SIM ist mit Blick auf die zu erzielende Wirkung der Investments ("Impact Investing") einer der führenden Anbieter. INTELLIGENT INVESTORS sprach hierzu und gezielt zum EB-Öko-Aktienfonds mit Dr. Sabine Hampel, Head of Equities / Senior Portfoliomanager Aktien.
10. Juni 2024
Dr. Sabine Hampel - Foto: © EB-SIM

ESG/Nachhaltigkeit bleibt ein Megatrend. Das, obgleich es aktuell andere Themen in den Fokus des Interesses der Investoren geschafft haben. Die EB-SIM ist mit Blick auf die zu erzielende Wirkung der Investments (“Impact Investing”) einer der führenden Anbieter. INTELLIGENT INVESTORS sprach hierzu und gezielt zum EB-Öko-Aktienfonds mit Dr. Sabine Hampel, Head of Equities / Senior Portfoliomanager Aktien. 

INTELLIGENT INVESTORS: Sabine Hampel, Sie sind seit zwei Jahren Head of Equities bei der EB-SIM und Leadmanagerin des EB-Öko-Aktienfonds. Das Flaggschiff der EB-SIM wurde am 13. Mai 1991 als einer der ersten international ausgerichteten Umweltfonds eines deutschen Anbieters aufgelegt. Heute ist der Artikel-9-Fonds ein Vorreiter bei Impact Investments. Was begeistert Sie an dem Thema?

Dr. Sabine Hampel: Mich fasziniert am EB-Öko-Aktienfonds, dass ich hier etwas bewirken kann, und zwar nicht nur ökonomisch. Wir können mit den Investments in die richtigen Unternehmen auch eine ökologisch positive Wirkung erzielen. Das ist toll und gibt meinem Job als Fondsmanagerin, den ich ohnehin sehr liebe, nochmal eine zusätzliche Dimension, die mir viel bedeutet. Gleichzeitig setze ich die Werte der EB-SIM aktiv um. Auch das finde ich sehr wichtig. Wir wollen gemeinsam Investments für eine bessere Welt tätigen. Und das ist mit diesem Fonds definitiv möglich.

II: Es kursieren zahlreiche Begriffe am Markt – Nachhaltigkeit, ESG und Impact. Für viele Anleger sind sie noch immer schwer greifbar. Was steckt dahinter?

Hampel: Kurz gesagt geht es darum, die Kapitalströme richtig zu steuern und das Kapital an den richtigen Stellen zu allokieren. Um eine realwirtschaftliche Transformation zu erreichen, braucht es Geld und Innovationen. Darüber, wie das Kapital eines Unternehmens letztlich eingesetzt wird, entscheidet der Vorstand auch durch seine Strategie. Daher ist es aus unserer Sicht unerlässlich, Nachhaltigkeit auf Vorstandsebene anzusiedeln. Entsprechend gucken wir hier ganz genau hin.

Wie sieht das in der Praxis aus? ESG ist vor allem Risikomanagement. Es geht primär um die Frage, wie gut ein Unternehmen prozessual in den Bereich Environmental, Social and Governance aufgestellt ist. Wir schauen uns deshalb zum Beispiel genau an, welche Energiequellen ein Unternehmen nutzt, wie sparsam es mit Wasser in der Produktion umgeht oder wo der Müll landet. Aber auch soziale und regulatorische Themen kommen natürlich zum Tragen, zum Beispiel in der Lieferkette. Wenn der Vorstand solche Dinge richtig organisiert und steuert, hat er langfristig viel geringere Risiken, niedrigere Kosten und dadurch auch höhere Renditen.

Bei Impact geht es hingegen um die Wirkung der Produkte in der Anwendung. Deshalb ist hier die Frage gezielter Investitionen in Innovationen und neue Technologien entscheidend. Wir differenzieren schon heute bei unseren Impact-Produkten zwischen wirkungskompatiblen und wirkungseffektiven Anlagen. Diese Transparenz ist enorm wichtig, um keine falschen Erwartungen bei Anlegern zu wecken.

Impact-Generating Investments oder wirkungseffektive Anlagen sind oftmals illiquide Strukturen, also konkrete Investitionen zum Beispiel in Private Equity oder Private Debt in erneuerbare Infrastruktur. Hier gibt es einen offensichtlichen kausalen Effekt zwischen dem Ergebnis und der Investition, etwa durch die Realisierung eines Projekts. Das heißt, mit dem Geld der Anleger wird konkret eine mittelbare Wirkung erzielt.

Investments in Aktien, wie wir sie im EB-Öko-Aktienfonds tätigen, gehören zu den Impact-Aligned Investments oder wirkungskompatiblen Anlagen. Solche Investitionen leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung der SDG-Ziele – er lässt sich jedoch nicht direkt messen. Deshalb ist es hier sehr wichtig, dass wir die Rechte, die wir als Besitzer von Aktien haben, konsequent nutzen. Wir begleiten diese Unternehmen entsprechend aktiv mit viel Engagement in Form von Unternehmensdialogen und Stimmrechtsausübung.

II: Und wie schaut das nun in der Praxis aus? Wie finden sich solche Investments in Ihrem Fonds wieder? Und nennen Sie gerne ein Bespiel zur Veranschaulichung.

Hampel: Beim EB-Öko-Aktienfonds ist unser Ziel, dass die Produkte der Unternehmen eine positive Wirkung auf eines der ökologischen SDGs 6,7,12,13,14 oder 15 haben. Ein gutes Beispiel ist der amerikanische Traktorenhersteller John Deere, der in Verbindung mit der Precision AG die Digitalisierung der Landwirtschaft vorantreibt. Die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft ist enorm: Sie verursacht 20 Prozent der Emissionen und nutzt 70 Prozent des Süßwassers.[1] Der hohe Einsatz von Saatgut, Pestiziden und Düngemitteln trägt zudem stark zur Verschmutzung der Ozeane bei. Und hier setzt John Deere mit seiner neuen Technologie „See and spray“ an. Die Digitalisierung der Landwirtschaft führt zu einer Verbrauchsminderung der Düngemittel und des Saatguts um jeweils bis zu 20 Prozent. Bei Pestiziden und Wasser kann der Verbrauch sogar um bis zu 50 Prozent gesenkt werden. Das Unternehmen spart damit Kosten und der negative Impact durch die Landwirtschaft wird reduziert. Damit erreicht das Unternehmen eine ökologisch positive Wirkung auf die SDGs 14 und 15: Leben an Land und Wasser.

[1] Quelle: https://ourworldindata.org/

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