Erholung und Margenausweitung stützen Aktienmärkte

Aktieninvestoren sind wieder vorsichtiger und anspruchsvoller geworden. Nur gute Aussichten reichen ihnen jetzt nicht mehr. Die Inflationsbedenken sind übertrieben und auch ein neuer Rohstoff-Superzyklus ist nicht zu erwarten.
24. September 2021
3d render illustration of molecules structures. Science concept

Anleger, die mit einer erhöhten Teuerung rechnen, können sich entsprechend positionieren. Einige Sektoren laufen in Zeiten steigender Inflation besser als andere, zum Beispiel Finanzen und Rohstoffe. Diese beiden Sektoren haben den Aktienmarkt seit Jahresbeginn im Einklang mit dem Anstieg der Inflationserwartungen angeführt. Im Großen und Ganzen sind die Aktienmärkte gut gerüstet, um mit der Inflation umzugehen. Das gilt zumindest solange der Markt nicht davon ausgeht, dass der Inflationsanstieg außer Kontrolle gerät, oder die Teuerung über einen längeren Zeitraum hinweg hartnäckig hoch bleibt. Im letzteren Fall müssen sich die Anleger damit abfinden, dass die Zentralbanken die Zinsen anheben. Dies würde einen Anstieg der Diskontsätze zur Folge haben, die ein zentrales Element der Aktienbewertung sind. Entsprechend würde diese Entwicklung zu insgesamt niedrigeren Bewertungen führen.

Für eine nachhaltig höhere Inflation sehen wir derzeit allerdings keine Gründe. Selbst das starke Geldmengenwachstum durch die lockere Politik der Notenbanken, das häufig als Inflationsauslöser angeführt wird, stellt keine Gefahr dar. Es gibt keinen historischen Beweis, dass Geldmenge und Inflation zusammenhängen. Gerade in den vergangenen drei Jahrzehnten mit mäßiger Inflation war die Korrelation der beiden äußerst schwach. Die Entwicklung der Inflation hängt von weiteren Faktoren ab, etwa von Innovationen, Demografie und der Nachfrage in Relation zum Arbeitskräfte- und Produktangebot.

Kaum Anzeichen für Rohstoff-Superzyklus

Neben Aktien hat eine weitere Asset-Klasse wieder an Bedeutung gewonnen. Mit der wirtschaftlichen Erholung aus der Pandemie sind Rohstoffe ins Visier der Anleger geraten. In Asset-Allokationen haben sie ein Rekord-Übergewicht erreicht. Einige Marktteilnehmer rufen bereits einen neuen Superzyklus für Rohstoffe aus. Wir sind hier etwas vorsichtiger. Auch wir sehen klare Anzeichen für einen Nachholbedarf bei der Rohstoffnachfrage und anhaltende Angebotsprobleme aufgrund der COVID-19-Krise, die die Rohstoffpreise kurzfristig in die Höhe getrieben haben. Es gibt in diesem Stadium jedoch kaum Anzeichen für einen Superzyklus. China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, ist mit großem Abstand der stärkste Verbraucher der meisten Rohstoffe mit Ausnahme von Öl. Da China das erste Land war, das die COVID-19-Pandemie erlebte, war es auch das erste Land, das sich von ihr wieder erholte. Wir sind der Meinung, dass die Erholung vollständig durchlaufen ist, was in naher Zukunft weniger Unterstützung für die Rohstoffpreise bedeuten wird.

Darüber hinaus ist der Kreditimpuls Chinas stark gesunken. Dieser misst die Veränderung der neu vergebenen Kredite in Prozent des Bruttoinlandsprodukts und gilt historisch gesehen als Treiber der Rohstoffpreise. Was Öl von den übrigen Rohstoffen unterscheidet, ist sein Verbrauch durch andere Märkte wie Europa, Japan, Indien und die USA, die sich alle entweder in einem frühen oder mittleren Stadium einer Erholung befinden. Darüber hinaus wird ein erheblicher Teil des Angebots durch die OPEC+ reguliert, die das Angebot künstlich eingeschränkt hat, um ein Gleichgewicht der Lagerbestände zu erreichen. Insgesamt erwarten wir aus jetziger Sicht, dass sich die Rohstoffpreise nach dem zum Teil deutlichen Anstieg wieder normalisieren werden.

Autor: Max Anderl
Head of Concentrated Alpha Equity bei
UBS Asset Management

Foto: © SmirkDingo — stock.adobe.com

Pages: 12

SOCIAL MEDIA

RECHTLICHES

AGB
DATENSCHUTZ
IMPRESSUM
© wirkungswerk
ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Anmeldung zum Newsletter