Erholung und Margenausweitung stützen Aktienmärkte

Aktieninvestoren sind wieder vorsichtiger und anspruchsvoller geworden. Nur gute Aussichten reichen ihnen jetzt nicht mehr. Die Inflationsbedenken sind übertrieben und auch ein neuer Rohstoff-Superzyklus ist nicht zu erwarten.
24. September 2021
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Aktieninvestoren sind wieder vorsichtiger und anspruchsvoller geworden. Nur gute Aussichten reichen ihnen jetzt nicht mehr. Die Inflationsbedenken sind übertrieben und auch ein neuer Rohstoff-Superzyklus ist nicht zu erwarten.

Im 1. Halbjahr 2021 herrschte weitgehend gute Stimmung an den Aktienmärkten. Durch die Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung und steigende Inflationserwartungen waren Investoren grundsätzlich offen für risikobehaftete Investments. Allerdings spielte die Bottom-up-Betrachtung der fundamentalen Daten der einzelnen Unternehmen bei vielen Investoren eine Nebenrolle. Stil- und Faktor-Investing dominierten die Märkte. Im Glauben an eine Reflation und durch die unterstützende Geld- und Fiskalpolitik wurden die Aktienkurse durch reine Top-down-Investitionen verzerrt. Die allgemeine Risk-on-Stimmung trug zu einer Rallye von Aktien niedriger Qualität bei. Einzelne Werte verzeichneten extrem starke Kursbewegungen.

Gegen Ende des 1. Halbjahres kam dann der Stimmungsumschwung. Die US-Notenbank Fed verließ ihren klaren Tauben-Kurs und nahm in Bezug auf die Inflation mehr die Haltung des Falken ein. Sie kündigte an, Anleihekäufe möglicherweise herunterzufahren und die Zinsen vielleicht schon früher als bislang erwartet zu erhöhen. Investoren legten den Schalter von Risk-on auf Risk-off um.

In der 2. Jahreshälfte wurden die Aktienmärkte weltweit weiterhin durch Anreize aus Konjunkturprogrammen und Geldpolitik angetrieben. Diese stimulierende Wirkung ist zwar weiterhin stark, verliert aber an Tempo. Das Wachstum der Geldmenge M2 ist sowohl in den USA als auch in der Eurozone gesunken, ist allerdings immer noch auf erhöhtem Niveau. Es ist offensichtlich, dass der Stimulierungseffekt auf bestimmte Anlageklassen allmählich nachlässt. Wir erwarten eine gewisse kurzfristige Volatilität, da der Markt die künftige Reduzierung der Konjunkturmaßnahmen erst einmal verdauen muss.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Anlageklassen hängt die Entwicklung der Aktienmärkte auch von den Gewinnen der Unternehmen ab. Und diese sprudeln nach wie vor. Daher gehen wir davon aus, dass die Aktienmärkte noch etwas länger von einer Kombination aus synchronisierter wirtschaftlicher Erholung und Margenausweitung in den meisten Sektoren gestützt werden.

Allerdings hat sich die Stimmung innerhalb des Aktienmarktes bereits geändert. Es lässt sich eine nachlassende Risikobereitschaft beobachten. Einfach nur die Aussicht auf bessere Zeiten wird Anlegern nicht mehr reichen. Sie wollen echte Belege für Wachstum oder freien Cashflow sehen. Jedes Unternehmen, das einen Gewinnrückgang meldet, wird wahrscheinlich eine Kurskorrektur hinnehmen müssen.

Inflationserwartungen könnten Höhepunkt bereits erreicht haben

Steigende Inflationsraten waren bisher in diesem Jahr das dominierende Thema, das auch die Märkte bewegt hat. Wir sind jedoch der Meinung, dass der Einfluss der Inflation nachlässt. Vor dem Hintergrund der hohen Unsicherheit durch die Pandemie waren im 1. Halbjahr 2020 die Inflationserwartungen – gemessen an der Breakeven-Rate für zehnjährige inflationsindexierte US-Anleihen – fälschlicherweise bis nahe an den Nullpunkt gefallen. Wir sollten daher jetzt vorsichtig sein, nicht das Gegenbild zu erzeugen, indem wir die aktuelle Inflation auf ein künstlich hohes Niveau extrapolieren. Die hohe Inflation im Mai und Juni 2021, die den Anstieg gegenüber den Vorjahreswerten zeigt, hat aufgrund der Situation 2020 nicht überrascht und ist einfach zu bewerten. Im Mai 2022 wird der Jahresvergleich jedoch deutlich herausfordernder sein. Die Inflationserwartungen könnten bereits ihren Höhepunkt erreicht haben.

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