Entwicklung von Energieinfrastrukturen in Brasilien: Aussichtsreiche Investitionschancen

Als großes Schwellenland ist Brasilien auch in einem ereignisreichen Jahr 2020 um Wachstum und Wohlstand bemüht. Voraussetzung hierfür ist eine verlässliche Infrastruktur. Mit Blick auf die Stromversorgung handelt es sich bei einem Großflächenstaat wie Brasilien um ein Projekt von beachtlichem Ausmaß. Um den steigenden Bedarf zu decken einen zügigen und nachhaltigen Ausbau des Stromnetzes zu gewährleisten, setzt man deshalb auch verstärkt auf internationale Investoren.
19. November 2020
Roberto Escoto (li.) und André Patrus (re.) - Foto: ANEEL (Agencia Nacional de Energia Eléctrica) und Apex-Brasil

Als großes Schwellenland ist Brasilien auch in einem ereignisreichen Jahr 2020 um Wachstum und Wohlstand bemüht. Voraussetzung hierfür ist eine verlässliche Infrastruktur. Mit Blick auf die Stromversorgung handelt es sich bei einem Großflächenstaat wie Brasilien um ein Projekt von beachtlichem Ausmaß. Um den steigenden Bedarf zu decken einen zügigen und nachhaltigen Ausbau des Stromnetzes zu gewährleisten, setzt man deshalb auch verstärkt auf internationale Investoren.

 

Die derzeitige Ausgangssituation ist vielversprechend. Bereits 2018 wurde sichergestellt, dass 99,8% der brasilianischen Bevölkerung über einen Anschluss zum Stromnetz verfügen. Damit liegt das Land laut der Internationalen Energieagentur IEA deutlich über dem Durchschnittswert für Zentral- und Südamerika von 96,7%.

Zudem verfügt Brasilien über eines der saubersten Stromversorgungssysteme. Ziel für die kommenden Jahre ist es, in puncto Stromerzeugung von einem von Wasserkraft dominierten System auf ein stärker durchmischtes umzustellen. Alternative Quellen sind unter anderem Biomasse, Biokraftstoffe, Wind- und Sonnenenergie sowie Kohlenwasserstoffe. Es wird geschätzt, dass Wind- und Sonnenenergie in den nächsten zehn Jahren rasch wachsen und einen größeren Anteil an der brasilianischen Strommatrix haben werden. In konkreten Zahlen rechnet man mit einem Anstieg von 9% auf 16% beziehungsweise von 2% auf 8%.

 

Darüber hinaus besteht in Brasilien ein eindeutiger Bedarf an einer kontinuierlichen Verbesserung und Erweiterung des Stromnetzes, unter anderem durch die Verbindung bestehender und künftiger Wind‑, Biokraftstoff- und Solarkraftwerke. Die ONS, Brasiliens nationaler Stromnetzbetreiber, geht davon aus, dass das Hauptenergieübertragungsnetz, das sogenannte „Nationale Verbundsystem“, bis 2024 stark wachsen wird. Dabei sind eine Erweiterung in Richtung Nordwestbrasilien und eine Verbesserung des bestehenden Netzes in anderen Teilen des Landes vorgesehen.

Notwendig wird diese Expansion auch aufgrund des konstant steigenden Energiebedarfs in dem Schwellenland. Laut PEN 2020, dem Energiebetriebsplan des ONS, wird die Nachfrage in den nächsten fünf Jahren jährlich um 3,9% zunehmen und im Jahr 2024 76.612 MW erreichen. Schätzungen zufolge werden so bis Ende 2022 bis zu 14 Milliarden Euro in die Erzeugung und bis zu 4,4 Milliarden Euro in die Übertragung investiert.

Im Rahmen dieser Erweiterungsmaßnahmen findet am 17. Dezember 2020 eine von der brasilianischen Regulierungsbehörde für Elektrizität (ANEEL) organisierte Versteigerung von Übertragungsleitungsprojekten mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 1,12 Milliarden Euro statt. Dabei werden die oben genannten 1.940 km Stromtrassen in elf Bauteilabschnitte eingeteilt. Die Laufzeit für den kommerziellen Betrieb der versteigerten Anlagen wird zwischen 42 und 60 Monaten liegen, bei Konzessionen von 30 Jahren, gerechnet ab Vertragsunterzeichnung. Frühere ANEEL-Auktionen brachten bedeutende Erfolge: Bei der vorangegangenen Auktion zur Errichtung von Stromerzeugungsanlagen im Oktober 2019 wurden Verträge mit einem Gesamtvolumen von mehr als 6 Milliarden Euro versteigert.

BloombergNEF (Climatescopes 2019) hat Brasilien als den drittattraktivsten Schwellenmarkt hinsichtlich Investitionen in saubere Energie eingestuft, und der brasilianische Stromsektor bleibt eines der größten Ziele für ausländische Direktinvestitionen. Das wachsende Interesse institutioneller Investoren beruht auf aussichtsreichen Geschäftsmöglichkeiten über Auktionen und Corporate PPAs, kombiniert mit Verbesserungen der Qualität und Stabilität der regulatorischen Rahmenbedingungen im Elektrizitätssektor, die unter anderen von Standard & Poor’s und Moody’s lobend hervorgehoben werden.

Die brasilianische Regierung sieht in der anstehenden Auktion und in der Anwerbung von ausländischen Direktinvestoren eine Möglichkeit, den wirtschaftlichen Erholungsprozess nach COVID-19 anzustoßen. Es besteht Kapitalbedarf und Brasilien verfügt über einige der besten Infrastruktur-Investitionsmöglichkeiten der Welt: der durchschnittliche IRR (Internal Rate of Return) für Infrastrukturprojekte des Landes liegt über dem Durchschnitt, was bei keiner der sogenannten „Advanced Economies“ zu beobachten ist und selbst unter Schwellenländern eine Seltenheit darstellt. Europäische Investoren und Unternehmen haben in der Vergangenheit großes Interesse gezeigt, und Apex-Brasil, die brasilianische Agentur für Handels- und Investitionsförderung, ist bereit, sie bei ihren Projekten zu unterstützen und zu begleiten. Apex-Brasil zeichnet sich direkt dafür verantwortlich, mehr als 3,3 Milliarden Euro an ausländischen Direktinvestitionen, die im Jahr 2020 in Brasilien angekündigt wurden, ins Land zu holen.

Gastautoren: André Patrus, Executive Manager im Exekutivsekretariat für Auktionen, ANEEL (Agencia Nacional de Energia Eléctrica) und Roberto Escoto, Investment Manager, Apex-Brasil

Roberto Escoto (li.) und André Patrus (re.) — Foto: ANEEL (Agencia Nacional de Energia Eléctrica) und Apex-Brasil

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