Eine US-Gewinnrezession ist unausweichlich

Steht eine US-Gewinnrezession unmittelbar bevor? Dieser Ansicht ist Frank Thormann, Fondsmanager bei Schroders mit Blick auf die Datenlage.
22. Februar 2023
Frank Thormann - Foto: © Schroders

Steht eine US-Gewinnrezession unmittelbar bevor? Dieser Ansicht ist Frank Thormann, Fondsmanager bei Schroders mit Blick auf die Datenlage.

„Es ist keine Frage mehr, ob eine Gewinnrezession eintritt, sondern eher eine Frage, wie lange diese anhalten und wie schwerwiegend diese sein wird“, meint der Experte. „Blickt man auf den vergangenen Sommer zurück, so lag die Konsenserwartung für das Gewinnwachstum bei etwa 10 Prozent für das Jahr 2023. Nun wurde diese um 11 Prozentpunkte ziemlich stark nach unten korrigiert.“ Dies sei doppelt so hoch wie die übliche negative Revisionsrate. Zu Beginn dieses Jahres werde derzeit erwartet, dass die Gewinne um 1 bis 2 Prozent sinken werden. Der Gewinn je Aktie für den S&P 500 ist in Q4 im Jahresvergleich um rund 2 Prozent zurückgegangen (Stand: 21.02.2023). Für die nächsten Quartale wurden die Erwartungen ebenfalls revidiert, und man rechne mit einem Gewinnrückgang von etwa 4 bis 5 Prozentpunkten.

Und obwohl viele Sektoren positive Gewinnüberraschungen lieferten, so seien diese laut Thormann mit Vorsicht zu genießen. Hierfür gebe es zwei Gründe: „Zum einen haben viele Unternehmen im Vorfeld ihre Gewinnerwartungen zurückgeschraubt, um am Berichtstag positiv überraschen zu können. Zum anderen waren die durchschnittlichen Beat Rates in früheren Quartalen deutlich höher.“

Als Stockpicker betrachte Thormann aktuell das US-Technologieunternehmen Micron Technology langfristig als attraktiv. Er erläutert: „Bei Micron handelt es sich um einen der weltweit führenden Halbleiterhersteller. Das Halbleitergeschäft befindet sich zwar aktuell in einem Abwärtszyklus, unserer Ansicht nach ist das aber einer der wenigen Bereiche der Technologie, in denen sich die Lage im Jahr 2023 verbessern wird, und es dürfte sich hier eine positive Wachstumslücke auftun.“

Eher vorsichtig ist der Fondsmanager bei Apple. Thormann rechne nämlich mit einem durchwachsenen Verkauf von iPhones in diesem Jahr, wofür es drei Gründe gebe. Einer davon sei der „Covid Hangover“. „Während der Covid-19-Pandemie haben viele in technische Geräte investiert, was auch der iPhone-Nachfrage Rückenwind gegeben hat.“ Dies kehre sich nun um. Ein weiterer Grund liege in der Historie: Auf einen starken Veröffentlichungszyklus folgt in der Regel ein schwächerer. „Da wir im vergangenen Jahr einen sehr erfolgreichen Veröffentlichungszyklus beobachten konnten, ist nun mit einem eher enttäuschenden zu rechnen“, erläutert Thormann. Der dritte Grund sei auf das Verbraucherverhalten zurückzuführen. „In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten neigen Menschen dazu, eine so kostenintensive Neuanschaffung um mehrere Monate hinauszuzögern, was sich eben auf die Verkäufe auswirken kann.“

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