Richard Rawlings hat eine. Johnny Depp gleich mehrere. Und Thomas Gottschalk hat sich sogar seine individuell anfertigen lassen. Die Rede ist von Schweizer Luxusuhren der Marke Strom. Diese zeitlosen Zeitmesser unterwerfen sich weder modischen Trends, noch interpretieren sie bekannte Chronometer neu. Es sind einfach nur schöne, filigran und aufwendig gefertigte Schweizer Meisterwerke. Unikate, zum Teil auf einstellige Stückzahlen limitiert. Mit der klaren Botschaft “utor vestri tempore – daher nutze Deine Zeit“. Noch ein Geheimtipp: Im Luxusuhrsegment plant das Familienunternehmen nächstes Jahr den Börsengang. Wir wollten wissen, wer hinter Strom Watches steckt und trafen Vater und Sohn in ihrem Showroom. Sympathisch, authentisch und mega entspannt.
INTELLIGENT INVESTORS: Es heißt, Luxusuhren besitzt man nicht, sondern man bewahrt sie für die nächste Generation. Sie beide sitzen als Vater und Sohn so einträchtig nebeneinander. Man spürt förmlich, dass Sie diese Philosophie privat wie geschäftlich leben, oder?
Daniel Strom: Eine sehr bekannte Schweizer Uhrenmarke wirbt mit einer ähnlichen Aussage. Aber so ist es eben bei besonderen Werken. Eine außergewöhnliche Uhr wird automatisch Teil einer Familiengeschichte und bestenfalls auch Teil einer Tradition. Und genau diese Geschichte fängt hier bei uns an. Unsere Geschichte wollen wir mit jeder Uhr erzählen. Und hinter jeder Linie, hinter jedem unserer einzelnen Modelle steckt
ein anderer Gedanke, ein neue Vision, eine vielleicht auch mal verrückte Fantasie – aber vor allem eine Entstehungsgeschichte. Und das ist mehr als nur der Name, die verbauten Teile, die verwendeten Symbole oder Werkstoffe. Genau diese Geschichte wollen wir erzählen und weitergeben. Und jeder, der eine unserer Uhren trägt, transportiert nicht nur unsere Geschichte. Er fügt mit seinen persönlichen Erfahrungen und Geschichten
seinen ganz eigenen Teil mit hinzu. Und vererbt damit nicht nur einen Wert, sondern eben auch einen Teil seiner eigenen Geschichte und einer großen Tradition.
II: Man spürt Ihre Leidenschaft für schöne Uhren. Sie, Loris Strom, sind jetzt in der dritten Genration Uhrenhersteller. Haben Sie jemals ernsthaft überlegt, etwas andere werden zu wollen?
Loris Strom: Nein, ich habe großes Glück, dass ich Leidenschaft und Arbeit miteinander verbinden kann. Aber ich glaube genau das wurde mir von meinem Vater und meinem Großvater nicht nur in die Wiege gelegt, sondern mit viel Enthusiasmus auch vorgelebt.
II: Man muss Ihnen nur ein paar Minuten zusehen oder zuhören, dann spürt man diese Leidenschaft sofort. Aber haben Sie keine Angst, dass durch einen Börsengang der familiäre und individuelle Charakter von Strom Watches verloren geht?
Daniel Strom: Wir beide bleiben ja für die gesamte Kreation und Produktion verantwortlich. Und es wird natürlich weiterhin jede Uhr per Hand hier in der Schweiz zusammengesetzt. Unsere individuellen Maßanfertigungen können, wollen und werden wir nicht in größerer Stückzahl produzieren. Wir werden, wie die ‚Draco Watch‘, immer wieder einzelne, limitierte Einzelstücke bauen. Aber mit so einer Uhr sind wir Wochen beschäftigt. Mit den sportlicheren Linien werden wir sicher etwas mehr in die Breite gehen können. Aber wir bleiben Strom und werden uns immer von der langweiligen und 100 Mal kopierten Massenware absetzen.
II: Und wie man sportive Uhren in die Breite trägt, wissen Sie auch, Daniel Strom. Sie haben ja lange für Omega gearbeitet und gesehen, wie man das macht. Haben Ihre Uhren also das Potenzial zu ebenso starken, zeitlosen Klassikern?
Loris Strom: Da muss man etwas differenzieren. Ich glaube nicht, das wir die klassischen Uhren herstellen, die jeder Vertriebsleiter oder Vorstand am Handgelenk haben will. Unsere Uhren kaufen diejenigen, die etwas Besonderes, etwas Einzigartiges suchen. Um es mit Autos zu vergleichen: Wir sind nicht der F‑Type oder 911er, sondern eher der Morgan oder Koenigsegg. Aber so wollen wir auch sein, und wir fühlen uns in dieser gar nicht so kleinen Nische sehr wohl und wollen dort weiter wachsen.
II: Apropos weiter wachsen: Sie würden neben der Swatch Group der einzige Schweizer Uhrenhersteller sein, der an der Börse als Einzelunternehmen gelistet sein wird. Dabei wirken Sie gerade so mega entspannt und gelassen. Sind Sie gar nicht aufgeregt, wie so ein Börsengang seinen Lauf nehmen könnte?
Daniel Strom: Also, wir Schweizer und vor allem wir Schweizer Uhrenhersteller sind umsichtig, penibel und eher vorsichtig als draufgängerisch. Einen Börsengang mit dem eigenen Familienunternehmen würden sich viele nicht trauen. Aber wir haben die volle Kontrolle und sehr gute, gleichgesinnte Partner. Für uns ist der Börsengang der nächste logische Schritt für ein gesundes Weiterwachsen. Schweizer Uhrenhersteller wie Rolex und Co, gibt es seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten. Die konnten in Ruhe aus sich heraus wachsen. Aber heute ist das schwieriger. Um sich in einem Umfeld von dominanten Marken, großen Konzernen, einseitigen Vertriebsstrukturen, teurem Marketing und billigen Asia-Kopien durchzusetzen, braucht es starke und erfahrene Partner. Die haben wir. Mit der Erfahrung hunderter erfolgreicher Börsengänge können unsere Partner uns und unsere Aktionäre genau da positionieren, wo wir hin wollen.
II: Ein Blick in die enormen Verkaufszahlen und gestiegenen Preise dieser Branche dürfte auch viele Investoren interessieren. Es ist attraktiv, dass man im Gegensatz zu den bereits bekannten Marken an Ihrer Wertschöpfung und Wertentwicklung jetzt teilhaben kann. Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview. In diesem Sinne: utor vestri temore.