Ein attraktiver Baustein in der Vermögensallokation

Die EU-Gesetzgeber haben die Reform des European Long-Term Investment Funds (ELTIF) beschlossen. Sie tritt in Kürze in Kraft. Die neuen Regularien beinhalten flexiblere Anlagemöglichkeiten und den Abbau von Vertriebshindernissen. Der ELTIF war 2015 von der EU als neue Fondskategorie für Infrastrukturinvestitionen eingeführt worden, blieb aber vergleichsweise unbedeutend. Nun erfolgt der Startschuss zum Projekt „ELTIF 2.0“. Anlass genug für ein ausführliches Gespräch mit Christian Humlach, Head Wholesale Client Advisory DACH bei Aquila Capital. Er geht auf die Charakteristika und Zukunftsaussichten der Fondskategorie ein.
8. Januar 2024
Christian Humlach - Foto: Copyright Aquila Capital

Die EU-Gesetzgeber haben die Reform des European Long-Term Investment Funds (ELTIF) beschlossen. Sie tritt in Kürze in Kraft. Die neuen Regularien beinhalten flexiblere Anlagemöglichkeiten und den Abbau von Vertriebshindernissen. Der ELTIF war 2015 von der EU als neue Fondskategorie für Infrastrukturinvestitionen eingeführt worden, blieb aber vergleichsweise unbedeutend. Nun erfolgt der Startschuss zum Projekt „ELTIF 2.0“. Anlass genug für ein ausführliches Gespräch mit Christian Humlach, Head Wholesale Client Advisory DACH bei Aquila Capital. Er geht auf die Charakteristika und Zukunftsaussichten der Fondskategorie ein.

INTELLIGENT INVESTORS: Was ist ein ELTIF und was hat sich mit der neuen ELTIF-Verordnung für Anleger verändert, Herr Humlach?

Christian Humlach: ELTIF steht für European Long-Term Investment Funds und bezeichnet eine Fondskategorie, die 2015 in der EU als Vehikel geschaffen wurde, um semi-professionellen Investoren sowie qualifizierten Privatanlegern einen leichteren Einstieg in alternative Anlagen, wie Private Equity oder Infrastruktur- und Immobilieninvestments zu ermöglichen und somit Kapital für die Zukunftsbereiche der nachhaltigen Transformation zu mobilisieren. Da sich der ELTIF seit seiner Einführung aufgrund hoher regulatorischer Anforderungen nur geringer Beliebtheit erfreute, hat die Europäische Kommission Anfang des Jahres eine Reform des Anlagevehikels beschlossen. Dadurch öffnet sich nun auch für Privatanleger mit kleineren Anlagebeträgen ein Markt, der bisher aufgrund der oft komplexen Beteiligungsmodelle fast ausschließlich institutionellen Investoren vorbehalten war. Investitionen in die wichtigen Langfristtrends Nachhaltigkeit, Energiewende und Sachwerte werden damit auch für Privatanleger leichter investierbar.

II: Warum sind ELTIFs für Privatanleger interessant?

Humlach: ELTIFs sind eine regulierte Anlageform mit einem relativ hohen Schutzniveau für Investoren und ähnlich den bekannten UCITS Fonds. So gibt es klare Vorgaben für ein Mindestmaß an Diversifikation, regelmäßige Berichterstattungspflicht und sie müssen von der Finanzaufsicht genehmigt werden. Operativ ist der ELTIF als Wertpapier wie traditionelle Fonds in das Bankdepot zu verbuchen und in der bekannten Depotübersicht eingebunden. Mit einem ELTIF können Privatanleger direkt und breit gestreut in Anlagen abseits der Börse investieren, wie bei Aquila Capital in die Bereiche Erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastruktur. Wir beobachten eine steigende Nachfrage nach Produkten, die in Energieinfrastruktur investieren.

II: Wenn wir von solchen langfristigen, vergleichsweise illiquiden Sachwertinvestitionen sprechen, wo liegen da die Renditeerwartungen?

Humlach: Infrastrukturanlagen zeichnen sich in erster Linie durch eine hohe Stabilität aus. Sie sind langfristig angelegt und versprechen planbare Erträge. Gerade in Zeiten hoher Inflation und Zinsen, wie wir sie in den letzten Jahren erlebt haben, wird dies für Anleger interessant. In einem Umfeld, in dem Aktien und Renten in 2022 Verluste geschrieben haben, verzeichnen Infrastrukturinvestitionen weiterhin positive Entwicklungen. Sie dienen der Diversifizierung des Portfolios, da sie nicht von den Stimmungsschwankungen an den Börsen abhängen. Wir streben für unseren geplanten ELTIF eine jährliche Nettorendite von 5 bis 6 % pro Jahr an.

II: In welche Bereiche wird der geplante ELTIF von Aquila Capital schwerpunktmäßig investieren?

Humlach: Konkrete Investitionsziele für unseren geplanten ‚AC One Planet ELTIF‘ sind langfristig operative Wind‑, Wasser- und Photovoltaik- sowie Batteriespeicher-Projekte, ebenso wie die Segmente Energieeffizienz und Energieinfrastruktur. Der Fonds soll ein Nachhaltigkeitsfonds nach Artikel 9 sein und bildet damit alle Aspekte der Energiewende ab. Die Strategie soll für konservative Anleger einen attraktiven Zugang ermöglichen mit einem hohen Maß an Diversifikation. Vor dem Hintergrund der Energiewende sowie des dazu benötigten Umbaus der Energiewirtschaft wird für diese Zielsektoren mit einem massiven Wachstumspotenzial gerechnet, wofür privates Kapital essenziell ist. Investoren bietet das interessante Renditemöglichkeiten mit der Energie der Natur.

II: Das heißt, ELTIFs bieten besonders für solche Anleger eine sinnvolle Möglichkeit, die ihr Geld nachhaltig anlegen wollen?

Humlach: Das hängt natürlich immer vom konkreten Produkt ab und sollte mit dem Berater eng abgestimmt werden. Aber ja, der Vorteil bei Investitionen in konkrete Sachwerte ist, dass das Kapital direkt in beispielsweise den Bau einer Solaranlage oder einen Windpark fließt. Das ist ein Unterschied, beispielsweise im Vergleich zum Kauf von Unternehmensaktien und ‑anleihen oder entsprechenden Fonds, die eine nachhaltige Bewertung haben. Teil der Anlagestrategie unseres ELTIFs ist es, mindestens 80 % der Gesamtinvestitionen in ökologisch nachhaltige Vermögenswerte zu investieren. So kann ich mein Geld direkt und messbar in die Energiewende investieren.

II: Was erwarten Sie für die Fondskategorie ELTIF, wie sind die Zukunftsaussichten nach der Reform?

Humlach: Besonders mit der Novellierung der ELTIF-Verordnung erwarte ich viele neue Anbieter auf dem Markt, die den Beratern einen bisher fehlenden und attraktiven Baustein in der Vermögensallokation ermöglichen. Da damit nun eine neue Fondskategorie für Privatanleger einfacher investierbar wird, bedeutet das aber auch eine notwendige Ausbildung der Berater, da ist noch einiges zu tun. Wenn wir uns unsere ambitionierten Klimaziele ansehen, wird die Notwendigkeit deutlich. Ich halte es für realistisch, dass ELTIFs in den nächsten Jahren einen ähnlichen Marktanteil wie Offene Immobilienfonds erreichen können.

 

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