Drei Gründe, warum Private Debt gegenüber Anleihemärkten im Vorteil ist

Im Jahr 2022 hatten die globalen Kapitalmärkte mit der geopolitischen Unsicherheit in Europa und der anhaltend hohen Inflation zu kämpfen. In den USA verlor der Leitindex S&P 500 im Jahresverlauf mehr als 18 Prozent, während der Markt für festverzinsliche Wertpapiere mit Investment-Grade-Rating mehr als zehn Prozent einbüßte. Der Markt für syndizierte Konsortialkredite war für Neuemissionen weitgehend heruntergefahren aufgrund der erhöhten Volatilität an den liquiden Public Markets, was den Trend beiPrivate-Equity-Fondsmanagern (General Partners, GPs) beschleunigt hat, die Schnelligkeit, Anonymität und Ausführungssicherheit des Private-Debt-Markts zu bevorzugen.
9. Februar 2023
Martina Schliemann, Principal, Managing relationships, HarbourVest, Frankfurt / Foto ©: HarbourVest

Insbesondere in einem Restrukturierungsszenario kann ein Private-Credit-Geschäft den Unternehmenswert besser erhalten, da sich eine kleine Gruppe gleichgesinnter Kreditgeber eher auf einen Umstrukturierungsplan einigen kann als eine ungleiche Gruppe von Anleihegläubigern, die sich möglicherweise für den Verkauf an notleidende Akteure entscheiden, welche eine geordnete Umstrukturierung aufhalten. In der Praxis führen die strukturellen Merkmale der Private Markets zu niedrigeren Ausfallraten und höheren Rückzahlungsquoten. In der Vergangenheit lag die Ausfallquote auf den Private-Credit-Märkten bei etwa zwei Prozent und die Rückzahlungsquote bei 55 Prozent. Zum Vergleich: Auf dem Markt für hochverzinsliche Anleihen lagen die Ausfallraten bei 3,8 Prozent und die Rückzahlungsquoten bei 45 Prozent.

3.) Anleihemärkte können instabil sein

Die Public Markets für festverzinsliche Wertpapiere sind ein Over-the-Counter-Markt, was bedeutet, dass Anleihen häufig nicht wie Aktien an einer Börse gehandelt werden. Stattdessen erleichtern Händler den Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, indem sie Käufer und Verkäufer von einzelnen Wertpapieren zusammenbringen. Ihr Aufwand wird durch den Spread zwischen Geld- und Briefpreis kompensiert. Die Händler setzen Bilanzkapital ein, um ordnungsgemäß funktionierende Märkte zu unterstützen, und kaufen Anleihen auf Bestand, wenn es zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Verkäufer, aber keinen Käufer für ein bestimmtes Wertpapier gibt. Die Bereitschaft eines Händlers, eigenes Kapital für diesen Zweck einzusetzen, hat in der Vergangenheit für Liquidität und Preisstabilität auf den Rentenmärkten gesorgt.

Seit der Weltfinanzkrise hat es jedoch zwei wichtige Entwicklungen auf dem Anleihemarkt gegeben, die sich sowohl auf den Markt im Allgemeinen als auch auf die Rolle, die er in den Portfolios der Anleger spielt, auswirken. Erstens hat sich der US-Anleihemarkt erheblich vergrößert, wobei der Marktwert von knapp 30 Billionen US-Dollar vor der Finanzkrise auf heute mehr als 53 Billionen US-Dollar gestiegen ist.Zweitens ist das von den Händlern für Market-Making-Aktivitäten eingesetzte Kapital trotz des erheblichen Wachstums der Märkte für festverzinsliche Wertpapiere auch nach der Weltwirtschaftskrise zwischen 30 und 40 Milliarden US-Dollar verblieben.

Dieses Verhältnis hat dazu geführt, dass die Anleihemärkte inhärent weniger liquide sind, da im Verhältnis zur Größe des Markts proportional weniger Kapital von den Händlern zur Verfügung steht, um Liquidität bereitzustellen. Das wiederum hat zu einer erhöhten Preisvolatilität auf den Anleihemärkten geführt. Die Liquidität ist auch sporadischer geworden. Wenn beispielsweise die Volatilität an den Aktienmärkten steigt, geht die Liquidität an den Anleihemärkten tendenziell zurück, da die Händler weniger bereit sind, Kapital zum Market-Making bereitzustellen, wenn der Kapitalfluss nur in eine Richtung geht. In der nachstehenden Abbildung sind die Liquiditätskosten des Markts für Unternehmensanleihen dargestellt, die von den Geld-Brief-Spreads und der Laufzeit der zugrunde liegenden Wertpapiere abhängen. Das Schaubild zeigt, dass sich in Zeiten erhöhter Aktienmarktvolatilität die Geld-Brief-Spanne ausweitet und die Liquiditätskosten auf den Public Markets erheblich steigen, und zwar oft dann, wenn die Anleger am meisten Liquidität benötigen. (Quelle: Federal Reserve, Dealer Inventory Constraints in the Corporate Bond Market during the COVID Crisis, 15.07.2021.)

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