Drei Fragen an…. Dr. Christoph Bruns

Was hat es mit dem schwächelnden US-Dollar auf sich? Haben die Tech-Werte nach ihrer beeindruckenden Rallye noch Potenzial nach oben? Darüber sprach die Redaktion mit Dr. Christoph Bruns, Fondsmanager, Teilhaber und Vorstand der Aktienfondsboutique LOYS AG.
24. August 2020
Dr. Christoph Bruns - Foto: © LOYS AG

Was hat es mit dem schwächelnden US-Dollar auf sich? Haben die Tech-Werte nach ihrer beeindruckenden Rallye noch Potenzial nach oben? Darüber sprach die Redaktion mit Dr. Christoph Bruns, Fondsmanager, Teilhaber und Vorstand der Aktienfondsboutique LOYS AG.

 

INTELLIGENT INVESTORS: Herr Dr. Bruns, insbesondere Tech-Aktien konnten ihren Aufwärtstrend fortsetzen und sind gut gelaufen. Bereitet Ihnen diese Rallye Sorgen? Gibt es noch Tech-Werte mit Potenzial?

Dr. Christoph Bruns: In der Tat befinden sich sogenannte Technologieaktien seit Jahren auf einer Erfolgswelle und für diese Titel liegt der Kurseinbruch aus dem März bzw. April bereits lange zurück. Man kann hier durchaus von einer sich selbst verstärkenden Entwicklung sprechen, denn die Beliebtheit von Indexfonds und hohe Aktienrückkäufe bei vielen dieser Titel sorgen für eine ungebremste Nachfrage. Derweil haben die Marktteilnehmer aufgehört, historische Bewertungsmaßstäbe anzulegen, denn das positive Momentum dieser Titel überzeugt die meisten Anleger. Allerdings ist dies nicht die erste Börsenrally überbeliebter Zauberaktien. Die Namen IBM, Nokia, Vodafone und viele andere haben das auch schon erlebt.

 

II: Ein Thema, über das derzeit auch viel diskutiert wird, ist die Leitwährung US-Dollar. Nach Jahren der Festigkeit musste der Greenback zuletzt Federn lassen. Was sagt das generell und speziell auf die USA zugespitzt, aus?

Dr. Bruns: Die jüngste Talfahrt des US-Dollars ist bedeutsam, denn Amerika muss angesichts der chronischen Defizite zur Finanzierung nun Geld aus dem Ausland anziehen. Bei einem Zins von fast null bei US-Staatsanleihen und Währungsverlusten beim Dollar, machen solche Anlagen für Ausländer kaum noch Sinn. Hinzu kommt der Eindruck einer gewissen politischen Dysfunktionalität in Washington und eines ausgebrochenen Kulturkampfes, der mitunter auch gewaltsam auf den Straßen ausgetragen wird. Ein Übriges tut der eskalierende Streit mit China.

 

II: Zum Abschluss ein Wort zum Fall Wirecard. Die Verantwortlichen haben der deutschen Wertpapierkultur einen Bärendienst erwiesen. Welche Lehren sollten nun gezogen werden?

Dr. Bruns: Wirecard ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass vorsichtiges Fondsmanagement jahrelang unbelohnt bleiben kann. Weder der LOYS Global L/S noch irgendein anderer Fonds unseres Hauses haben jemals Wirecard-Aktien besessen, wenngleich wir uns häufig mit der Aktie beschäftigt haben. Dabei kamen wir jeweils zu der Schlussfolgerung, dass ein Engagement in Wirecard angesichts der seit Jahren bekannten Ungereimtheiten zu spekulativ wäre.

Für die deutsche Aktienkultur ist die Wirecard-Pleite sehr peinlich, obwohl ja ausländische Aktionäre — wie bei fast allen DAX-Aktien — die Mehrheit der Aktien gehalten haben. Die Wirtschaftsprüfer, die BaFin und wohl auch einige Politiker haben sich blamiert. Aber der Schaden für die Aktienkultur wird überschaubar bleiben, denn sie liegt ohnehin darnieder. Wer dafür noch einen weiteren Beleg sucht, der mag mit Erstaunen feststellen, dass das Tübinger Unternehmen CureVac, an dem der deutsche Staat eine stattliche Beteiligung hält, jetzt einen Börsengang an der Nasdaq und nicht in Deutschland vollzogen hat. (ah)

Foto: Dr. Christoph Bruns — © LOYS AG

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