“Diversifizierung ist auch für Dividendenanleger wichtig”

In der Zinsdürre greifen viele Investoren zu Dividendenstrategien. Doch im vergangenen Jahr, bedingt durch die Pandemie, kam es zu merklichen Dividendenkürzungen. Worauf es bei den Ausschüttungen letztlich ankommt, darüber sprach INTELLIGENT INVESTORS mit Jane Shoemake, Client Portfolio Manager im Global Equity Income Team bei Janus Henderson Investors.
5. Juli 2021
Jane Shoemake - Foto: © Janus Henderson Investors

In der Zinsdürre greifen viele Investoren zu Dividendenstrategien. Doch im vergangenen Jahr, bedingt durch die Pandemie, kam es zu merklichen Dividendenkürzungen. Worauf es bei den Ausschüttungen letztlich ankommt, darüber sprach INTELLIGENT INVESTORS mit Jane Shoemake, Client Portfolio Manager im Global Equity Income Team bei Janus Henderson Investors.

INTELLIGENT INVESTORS: Welche Lehren können Investoren aus 2020 hinsichtlich eines Dividenden-Investments mitnehmen?
Jane Shoemake: 2020 zeigte, wie wichtig die Diversifizierung für Dividendenanleger ist, sowohl geografisch als auch nach Sektoren. In einigen Ländern wie Großbritannien und Australien (zwei der ertragsstärksten Regionen der Welt vor der Pandemie) kam es zu erheblichen Dividendenkürzungen, ebenso in zyklischen Konsumgütern wie Reisen und Freizeit sowie Autos und in Sektoren wie Banken, Öl und Gas sowie Bergbau. Im Gegensatz dazu waren die Dividendenzahlungen in den USA, Kanada und Japan relativ stabil. Auch die Ausschüttungen aus defensiven Sektoren wie dem Gesundheitswesen, Basiskonsumgütern und Versorgern waren relativ stabil. Ein globaler, diversifizierter, aktiver Investmentansatz war im Jahr 2020 unumgänglich, um die Bereiche zu vermeiden, die am stärksten von Dividendenaussetzungen und ‑kürzungen betroffen waren.

INTELLIGENT INVESTORS: Welche Gründe sprechen derzeit für ein Investment in (einen global anlegenden) Dividendenfonds?
Shoemake: Eine Anlage in Dividendentitel auf globaler Ebene bietet Investoren eine größere Auswahl an Möglichkeiten. Sie hilft dabei, eine zu hohe Abhängigkeit von einer beschränkten Anzahl an ertragsstarken Unternehmen zu vermeiden, die bei einem Ein-Länder-Ansatz dominieren kann. Zum Beispiel machen die Top-20 der dividendenzahlenden Unternehmen in Deutschland 84%* der Erträge des Marktes aus, verglichen mit nur 21%* für die Top-20 der ertragszahlenden Unternehmen innerhalb des MSCI World Index. Ein globaler Ansatz bietet auch Zugang zu Sektoren, die bei einem Ein-Länder-Ansatz möglicherweise schwer zu finden sind. So gibt es z. B. in den USA und Asien mehr höher rentierende Technologieunternehmen als in Europa.

* Quelle: Citigroup, Stand: 31. Mai 2021

INTELLIGENT INVESTORS: Viele Unternehmen haben im Zuge der Corona-Krise ihre Ausschüttungen gekürzt. Bekamen auch Sie das bei einigen Fondspositionen zu spüren? Wie haben Sie generell die Krisensituation im Frühjahr 2020 gemeistert?
Shoemake: Viele Unternehmen waren von der Pandemie und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Lockdowns beeinträchtigt, wobei auch soziale und politische Überlegungen eine Rolle spielten. Es gab eine Reihe von Fällen, in denen Unternehmen die Dividendenausschüttung aussetzten, obwohl sie über solide Bilanzen und ausreichende Barmittel verfügten. Denn es wäre schwer zu rechtfertigen gewesen, Dividenden an die Aktionäre zu zahlen und gleichzeitig z. B. staatlich geförderte Unternehmenskredite oder Mitarbeitervergütungsprogramme in Anspruch zu nehmen. Zum damaligen Zeitpunkt war es schwer vorherzusagen, wann diese Unternehmen die Ausschüttungen wieder aufnehmen würden. Da die Impfprogramme jedoch an Fahrt gewannen und die monetäre und fiskalische Unterstützung weiterhin unterstützend wirkte, konnten wir erfreulicherweise beobachten, dass eine Reihe von Unternehmen weltweit wieder Dividenden ausschütteten. Hervorzuheben ist auch, dass es im vergangenen Jahr zwar eine Reihe von prominenten Dividendenkürzungen gab, aber zwei Drittel der Unternehmen in unserem Janus Henderson Global Dividend Index (der die Dividendenausschüttungen der 1.200 größten Unternehmen der Welt misst) ihre Dividenden im Jahr 2020 tatsächlich beibehalten oder erhöht haben.

Einige der Positionen in unseren Fonds waren 2020 von Dividendenkürzungen betroffen. Als aktive Manager waren wir jedoch in der Lage, die Teile des Marktes zu identifizieren, die wahrscheinlich am stärksten betroffen sein würden. Wir reduzierten das Engagement in diesen Bereichen und konzentrierten uns auf Unternehmen mit starken Bilanzen, robuster Cashflow-Generierung und der Möglichkeit, weiterhin Ausschüttungen vorzunehmen. Unsere Fonds hatten ein gutes Exposure in einigen der widerstandsfähigeren Sektoren innerhalb des Marktes wie Informationstechnologie, Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter, Telekommunikation und Versorger. Dies trug dazu bei, die Auswirkungen von Dividendenkürzungen auf die Erträge des Portfolios zu begrenzen.

INTELLIGENT INVESTORS: Wo sehen Sie aktuell regional als auch sektorenbezogen die besten Chancen für Dividenden-Engagements?
Shoemake: Nachdem die Dividenden in einigen der renditestärkeren Märkte der Welt nun wieder auf ein nachhaltigeres Niveau angehoben wurden, erwarten wir in den nächsten Jahren ein ordentliches Dividendenwachstum. In unserem jüngsten Bericht zum Janus Henderson Global Dividend Index haben wir unsere Prognose für das Jahr 2021 auf 1,36 Billionen US-Dollar an Dividendenzahlungen angehoben, was einem Anstieg von rund 8 % entspricht. Zwar besteht weiterhin eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Höhe des Wirtschaftswachstums, solange die Pandemie andauert, doch die beispiellose fiskalische und monetäre Unterstützung sowie die Impfungen geben Anlass zu Optimismus. Die Ausschüttungen im 1. Quartal 2021 waren besser als wir erwartet hatten. Außerdem sind wir nun zuversichtlicher, dass die Unternehmen bereit und in der Lage sind, Dividenden zu zahlen. Beispielsweise haben Bergbauunternehmen ihre Dividenden im ersten Quartal 2021 um 85 % angehoben, begünstigt durch höhere Rohstoffpreise. Auch der Versorgungs- und Gesundheitssektor verzeichnete höhere Ausschüttungen. Wir erwarten im weiteren Jahresverlauf auch Klarheit über das regulatorische Umfeld für Bankendividenden in Großbritannien und Europa. In den USA bedeutet die starke Kapitaldecke, dass die dortigen Banken die Dividendenausschüttungen erhöhen und auch Aktienrückkaufprogramme durchführen, um überschüssiges Kapital an die Aktionäre zurückzugeben.

Jane Shoemake — Foto: © Janus Henderson Investors

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