DISCO: Tanzen zur Melodie von KI

In der Anfangsphase der Covid-Pandemie schnitten die japanischen Wachstumswerte besser ab, da die Unternehmen, von denen gute Gewinne erwartet wurden, sich überdurchschnittlich entwickelten. In der Mitte des Covid-Zeitraums verlagerten sich die Diskussionen des Marktes dann auf Themen wie Inflation und Zinserhöhungen durch die Federal Reserve (Fed) und anderer Zentralbanken, allerdings nicht der japanischen Notenbank.
21. November 2024
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In der Anfangsphase der Covid-Pandemie schnitten die japanischen Wachstumswerte besser ab, da die Unternehmen, von denen gute Gewinne erwartet wurden, sich überdurchschnittlich entwickelten. In der Mitte des Covid-Zeitraums verlagerten sich die Diskussionen des Marktes dann auf Themen wie Inflation und Zinserhöhungen durch die Federal Reserve (Fed) und anderer Zentralbanken, allerdings nicht der japanischen Notenbank.

Diese Verschiebung führte dazu, dass in Japan Value-Aktien gegenüber Wachstumswerten bevorzugt wurden, was mit den steigenden Renditen von US-Staatsanleihen korrelierte. Als die Renditen stiegen, drückte der Diskontierungsfaktor, der auf Wachstumswerte angewandt wird, auf deren Kurs-Gewinn-Verhältnisse. – dies führte zu einer Bevorzugung von Value-Aktien führte.

Im September letzten Jahres begannen die Wachstumswerte sich von den Herausforderungen der Covid-Pandemie zu erholen. Seit fast einem Jahr liegen der Tokioter Aktienkursindex (TOPIX) und der Wachstumsindex mit nur geringen Unterschieden gleichauf. Dies steht im Einklang mit den rückläufigen langfristigen Renditen in den USA, da der Markt glaubt, dass die Inflation unter Kontrolle ist und die Fed ihren Lockerungsprozess beginnt. Dadurch hat sich das Gesamtbild stabilisiert, wobei Growth und Value nun einem ähnlichen Muster folgen. Die Analysten haben die Gewinnprognosen für die von uns favorisierten Wachstumswerte angehoben, was unserer Meinung nach ein starkes Argument dafür ist, dass Wachstumswerte in den kommenden Jahren besser abschneiden sollten.

DISCO: Ein bedeutender Akteur in der Halbleiterherstellung

Wenn es um Wachstumswerte geht, sind Halbleiter von entscheidender Bedeutung. Asien spielt eine wichtige Rolle in der Halbleiterlieferkette, und Japan war einst der weltweit führende Chiphersteller. Die Besorgnis über die Lieferketten und die geopolitischen Spannungen haben die japanische Regierung dazu veranlasst, eine massive Investitionsoffensive zu starten. Die nach Marktkapitalisierung größte japanische Halbleiteraktie, Tokyo Electron, ist nach dem niederländischen Unternehmen ASML und den US-Firmen Applied Materials, Lam Research und KLA Corp. das fünftgrößte Unternehmen für Halbleitermaterialien und ‑ausrüstung weltweit.[1] Wir richten das Augenmerk auf einen weiteren wichtigen Akteur: Disco. Während sich Tokyo Electron eher auf den vorderen Teil des Herstellungsprozesses konzentriert, ist Disco am hinteren Teil beteiligt.

Disco ist ein japanischer Hersteller von Präzisionswerkzeugen, der sich auf die Produktionsindustrie für Halbleiter spezialisiert hat. Das Unternehmen spielt eine entscheidende Rolle bei der Herstellung von Halbleiterchips, indem es hochpräzise Geräte und Verbrauchsmaterialien für das Schneiden, Schleifen und Zerteilen von Wafern während des gesamten Produktionsprozesses liefert. Disco hält in diesem Nischenbereich des Chip-Herstellungsprozesses einen Marktanteil von 70 bis 80 Prozent. Die Werkzeuge von Disco werden in den letzten Phasen eingesetzt, um die Rückseite der bearbeiteten Wafer zu schleifen und sie dadurch dünner zu machen. Damit können sie sodann in viele „Dies“[2] geschnitten oder gewürfelt und als fertige Chips verpackt werden. Das Besondere der Ausrüstung liegt in der Fähigkeit, sehr wertvolle Produkte in der letzten Phase der Herstellung zu bearbeiten, was Disco eine erhebliche Preismacht verschafft, da die Kunden erstklassige Instrumente in diesem kritischen Bereich des Prozesses bevorzugen.

Darüber hinaus entfallen 20 bis 30 Prozent der Einnahmen von Disco auf Verbrauchsmaterialien, die während des gesamten Prozesses verwendet werden und regelmäßig nachbestellt werden müssen. Zusammen mit den Ersatzteilen und dem Service macht dies 40 bis 50 Prozent der Einnahmen aus, die wiederkehrend sind und eine hohe Gewinnspanne aufweisen. Dieses Geschäftsmodell ist besonders vorteilhaft in Zeiten des Marktabschwungs und verleiht dem Unternehmen einen defensiven Charakter, was angesichts der zyklischen Natur der Halbleiterindustrie von Vorteil ist.

KI und Rechenzentren: Disco profitiert vom Megatrend

Das neue heiße Thema KI und Rechenzentren spielt auch in das Geschäftsmodell von Disco hinein. Neue Rechenzentren benötigen Speicher mit hoher Bandbreite, wobei Speicherchips vertikal gestapelt werden. Der mit Spannung erwartete Nvidia-Blackwell-Grafikprozessor beispielsweise wird zwölf Speicherchips übereinander stapeln, wodurch die Chips dünner sein müssen und die Nachfrage nach den hochwertigen „Grinders“ von Disco steigt, was zu besseren Margen führt. Wir sehen ein starkes Wachstumspotenzial und steigende Margen für das Unternehmen, obwohl es sich bereits auf einem hohen Niveau befindet.

Der Aktienkurs des Unternehmens ist über den Sommer um 50 Prozent gefallen, was unserer Meinung nach eine gute langfristige Kaufgelegenheit darstellt.

Gründe für unser Vertrauen in die Markttreiber

Während KI nach wie vor ein wichtiger Schwerpunkt ist, ist die Diskussion darüber, woher das Wachstum in Japan kommen wird, ausgewogener geworden. Einige Investoren stellen nun die langfristige Nachhaltigkeit von Hyperscaler-Investitionen in Frage, was wir als natürliche Konsequenz betrachten. Wir fühlen uns wohler, wenn es unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema gibt.

Auch die Stärke des Yen hat eine Rolle gespielt. Als exportierendes Unternehmen hat ein stärkerer Yen den Aktienkurs unter Druck gesetzt. Darüber hinaus haben der allgemeine Ausverkauf am Markt und die Yen-Carry-Trades zu den makroökonomischen Faktoren beigetragen, die das Unternehmen beeinträchtigen. Trotz dieser Herausforderungen glauben wir an das langfristige Potenzial des Unternehmens und an das vergleichbarer wachstumsorientierter Aktien. Wir sind der Überzeugung, dass die Geschichte der Künstlichen Intelligenz erst am Anfang steht, insbesondere im Hinblick auf Speicher mit hoher Bandbreite und den technologischen Wandel in der Fertigung. Wir erwarten, dass dieses Unternehmen und andere von jenen Entwicklungen erheblich profitieren werden.

Die Halbleiterindustrie ist zwar zyklisch, aber sie ist auf Wachstum eingestellt. Es gibt nur wenige Sektoren in Japan mit so starken Wachstumsaussichten.

Autoren: Ernst Glanzmann, Lukas Knüppel und Katsuya Takeuchi verwalten die japanischen Aktienstrategien bei GAM Investments

 

[1] Quelle: Bloomberg, Stand: Oktober 2024.

[2] „Dies“ oder „Dice“ ist die Pluralform von Die, dem Material, auf dem ein Schaltkreis aufgebaut ist. Im Zusammenhang mit Silizium-Wafern besteht der Die aus Silizium. Die Begriffe „Die“, „Wafer“ und „integrierter Schaltkreis“ beziehen sich jeweils auf verschiedene Stufen des Wafer-Herstellungsprozesses. Sobald ein Wafer hergestellt ist, wird er in mehrere Dies unterteilt, die jeweils einen Schaltkreis enthalten. Diese Chips werden dann in einzelne Stücke geschnitten, verpackt und zu integrierten Schaltungen verarbeitet.

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