Die Zeichen für Hedgefonds stehen gut

Die Erfolgschancen von Hedgefonds sind im aktuellen Marktumfeld besonders gut. Unter diesen Voraussetzungen empfiehlt es sich, ein Portfolio um ein diversifiziertes Engagement in Hedgefonds zu ergänzen.
27. März 2023
John Argi, Co-Head of Alternative Investment Solutions - Foto: © Union Bancaire Privée

Die Erfolgschancen von Hedgefonds sind im aktuellen Marktumfeld besonders gut. Unter diesen Voraussetzungen empfiehlt es sich, ein Portfolio um ein diversifiziertes Engagement in Hedgefonds zu ergänzen.

Hedgefonds-Strategien liegt die Idee zugrunde, unterbewertete Titel zu kaufen und Leerverkäufe von als teuer eingestuften Werten zu tätigen. Ziel ist es, die unterschiedliche Wertentwicklung dieser Titel zu nutzen. Diese Performance-Streuung, auch Dispersion genannt, dient bei allen alternativen Anlagestrategien als Erfolgstreiber. Seitdem dieses Konzept 2009 ins Wanken geriet, durchlebt die Hedgefonds-Branche indes schwierige Zeiten.

2022 markiert jedoch einen Wendepunkt, haben sich doch die Vorzeichen mit der Besinnung der Zentralbanken auf ihre wichtigste Aufgabe der Wahrung der Preisstabilität geändert. Dieser geldpolitische Kurswechsel hat zu großen Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt, die durch den Konflikt in der Ukraine weiter verschärft wurden. Selbst ohne die durch den Krieg befeuerte Energiekrise galt es, in den USA einer Überhitzung der Konjunktur entgegenzusteuern und an der Zinsschraube zu drehen, um die Inflation in den Griff zu bekommen.

Inzwischen werden Risiken vom Markt wieder stärker nach rationalen Kriterien bewertet, was es für Hedgefonds leichter macht, ihren Ansatz erfolgreich umzusetzen. Hinzu kommt, dass der Bedarf an unkorrelierten Strategien spürbar steigt.

Doch man sollte sich unbedingt davor hüten, alle Hedgefonds über einen Kamm zu scheren. Die Auswahl an verlockenden Kandidaten ist ohne Zweifel groß, doch es gilt genau hinzuschauen, welche Strategie und vor allem welchen Anlagestil ein bestimmter Fonds verfolgt. Long/Short Equity-Hedgefonds machen fast die Hälfte des Branchenvolumens aus, deshalb ist es ratsam, hier besonders wählerisch zu sein. Fonds, die stark mit der Aktienmarktentwicklung korrelieren, stehen im aktuellen Marktumfeld weiterhin schwere Zeiten bevor. Doch es finden sich auch einige Fondskategorien mit Fokussierung auf einen bestimmten Sektor, die attraktive Renditen versprechen.

In diesem Jahr stehen die Zeichen für alternative Anlagen gut. Die Gemengelage aus zumindest vorübergehend hohen Zinsen, anhaltender Volatilität und der von Unsicherheit geprägten Grundstimmung, belastet die Aktien‑, Zins- und Währungsmärkte gleichermaßen. Entscheidend ist aber auch, dass die Schere zwischen Gewinnern und Verlierern durch das neue geldpolitische Regime größer werden dürfte und sich somit mehr Handlungsspielraum für viele alternative Ansätze wie quantitative oder Global Macro-Strategien ergibt. Bei diesen beiden Ansätzen schaffen die Unsicherheit im Zusammenhang mit den grassierenden Inflations- und Rezessionsrisiken und die Tatsache, dass die Stimmung am Markt abrupt von Panik in totale Ablehnung umschlagen kann, gute Voraussetzungen für Trading-Strategien. Die hohe Volatilität ist für solche Strategien in der Regel ein Vorteil. Potenzial für Hedgefonds verspricht auch die Wiederöffnung von Chinas Wirtschaft, die nach drei Jahren wieder für Bewegung an dem chinesischen Kapitalmarkt sorgt.

Den bereits erwähnten Long/Short Equity-Strategien dürfte die stärkere Dispersion als wichtigster Treiber zur Steigerung der Renditen dienen. Bei Betrachtung des Gesamtbilds zeigt sich indes, dass 2023 nichts Gutes für die Gewinnentwicklung der Unternehmen und die Aktienmärkte verheißt. Die Fundamentaldaten werden als Determinanten der Aktienkurse wieder an Bedeutung gewinnen und müssen daher genau hinterfragt werden. Generell werden Unternehmen mit starker Bilanz deutlich weniger um ihre Fundamentaldaten fürchten müssen als schwächere Firmen. Vor diesem Hintergrund gewinnen Strategien mit geringer Aktienmarktkorrelation zusätzlich an Attraktivität.

Am Kreditmarkt stellen die aktuellen Rahmenbedingungen einige stark verschuldete Unternehmen vor große Probleme, die immer höheren Finanzierungskosten für ihre seit Beginn der Pandemie 2020 angehäuften Schulden aufzubringen. In der Folge wird es vermehrt zu Restrukturierungen kommen, was wiederum eine ganze Reihe attraktiver Möglichkeiten für Fonds im Rentensegment verspricht, die die höheren Zinsen zur Renditesteigerung nutzen können.

Im Segment für alternative Anlagen vollzieht sich ein regelrechter Strukturwandel, wächst das Angebot an sogenannten Multi-Manager-Plattformen doch unaufhaltsam. Abgesehen von den Besonderheiten der einzelnen Produkte gibt es markante Unterschiede in Bezug auf die Fähigkeit der jeweiligen Plattformen, hochkarätige Experten für sich zu gewinnen. Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass immer weniger Fonds aufgelegt werden, weil die guten Manager von diesen Plattformen abgeworben werden. Neben einem attraktiven Geschäftsmodell bieten sie den Vorteil strenger Risikokontrolle. Und das zahlt sich aus: Die führenden Plattformen konnten sich in den letzten drei Jahren trotz der vielen Turbulenzen insgesamt sehr gut behaupten und bei geringer Volatilität Renditen im zweistelligen Bereich vorweisen.

Das Segment alternativer Anlagen ist inzwischen ausgereift, und die erfolgreichsten Fondsmanager haben unter Beweis gestellt, dass konsequentes Risikomanagement das A und O ist, gleichzeitig aber auch kontinuierlich in qualifizierte Mitarbeitende und Innovationen investiert werden muss.

Im aktuellen Umfeld macht eine diversifizierte Allokation, bei der Hedgefonds verschiedener Strategien und Stile kombiniert werden, durchaus Sinn und bietet eine ideale Ergänzung zu einem Engagement in Aktien und Anleihen.

Gastautor: John Argi, Co-Head of Alternative Investment Solutions bei UBP (Union Bancaire Privée)

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