In wenigen Wochen ist 2024 Geschichte. Zeit für ein Resümé und einen Ausblick auf das kommende Jahr. Dave Dudding, Senior Portfolio Manager, CT Global Focus bei Columbia Threadneedle Investments stand der Chefredaktion für ein kurzes Interview zur Verfügung.
INTELLIGENT INVESTORS: Wie schätzen Sie das aktuelle Klima für Aktien generell ein?
Dave Dudding: Bei Aktieninvestitionen geht es vor allem um Langfristigkeit. Wir sind der Meinung, dass Anleger weiterhin in die Aktienmärkte investieren sollten, statt zu versuchen, den richtigen Zeitpunkt für den Ein- oder Ausstieg zu finden. Die Bewertungen sind hoch, zumindest in den USA, aber das ist schon seit einiger Zeit der Fall und hat die Märkte nicht daran gehindert, sich weiter gut zu entwickeln.
II: In der Vergangenheit waren US-Werte, insbesondere mit Tech-Fokus, sehr beliebt. Verstetigt sich der Trend zu mehr Marktbreite?
Dudding: Es gibt keine Anzeichen für einen Trend hin zu einer größeren Marktbreite. Die Gewichtung der Magnificent 7 im S&P 500 ist nach wie vor sehr hoch. Dies ist gerechtfertigt, da das Gewinnwachstum dieser Unternehmen insgesamt viel stärker war als das des restlichen Marktes. Das Internet zentralisiert stark, und einige sehr einflussreiche Unternehmen werden wahrscheinlich auch weiterhin die Investmentlandschaft dominieren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es in anderen Regionen oder Sektoren keine Chancen gibt.
II: Wird Europa im Vergleich zur USA in 2025 aufholen (können)?
Dudding: Nein. Eigentlich ist das sogar nie der Fall. Die europäischen Aktienmärkte sind günstig bewertet, vor allem im Vergleich zu den USA. Dafür gibt es aber auch gute Gründe. Die USA sind autark, energieunabhängig und haben eine jüngere Bevölkerung als Europa. Die Wirtschaft ist dynamischer, innovativer und unternehmerischer und hat sehr erfolgreich neue Unternehmen gegründet. Die europäischen Aktienmärkte haben zwar Aufholpotenzial, doch scheint es aus heutiger Sicht klar, dass das Wachstum der europäischen Volkswirtschaften noch einige Zeit hinter dem der USA zurückbleiben wird, sofern keine drastischen Änderungen vorgenommen werden.
II: Wo erkennen Sie regional auf dem europäischen Kontinent die besten Opportunitäten?
Dudding: Die südeuropäischen Volkswirtschaften, also die vermeintlichen Peripherieländer Europas, stehen derzeit besser da als die großen Märkte wie Frankreich oder Deutschland. Dies lässt sich sehr gut an der Performance der Bankaktien ablesen, weil diese stark von den inländischen Konjunkturaussichten abhängen. Da die Zinsen in Europa wahrscheinlich weiter sinken werden, gehen wir davon aus, dass die Outperformance von Märkten wie Griechenland, Irland und Spanien weiter anhalten wird.
II: Aktuell ist China wieder etwas im Gespräch. Ist der Anstieg nachhaltig?
Dudding: Das kann keiner mit Sicherheit sagen. Wir werden zeitnah wahrscheinlich mehr über die Konjunkturmaßnahmen in China erfahren, die der Wirtschaft einen großen Schub geben könnten. Die Bewertungen sind nach wie vor extrem niedrig, und es gibt einige hervorragende chinesische Unternehmen, die anfangen, in den Bereichen Batterien, Elektrofahrzeuge und Solarenergie zu dominieren. Dabei gibt jedoch einen großen Vorbehalt: Die wirtschaftlichen Interessen der ausländischen Investoren sind so gut wie irrelevant für die Ziele der Kommunistischen Partei Chinas – was die Möglichkeiten in China weiterhin einschränken wird.
II: Wie positionieren Sie aktuell Ihren Fonds?
Dudding: Wir sind in erster Linie ein auf Wachstum ausgelegter Qualitätsfonds. Der Großteil des Portfolios besteht aus strukturellen Gewinnern mit soliden Bilanzen, nachweislichen Wettbewerbsvorteilen und geringem Kapitalbedarf. Daran hat sich bisher nichts geändert und das wird auch in Zukunft so bleiben. In geringem Umfang sind wir jedoch in Unternehmen investiert, die diese Kriterien nicht ganz erfüllen. Das passiert allerdings nur in Fällen, in denen sich die Renditen wahrscheinlich verbessern werden, weil die Unternehmen ihre Wettbewerbsvorteile ausbauen oder diese bisher einfach nicht erkannt wurden.
Veränderungen im Portfolio werden daher eher auf der Grundlage von Bottom-Up‑Bewertungen oder der Aussichten einzelner Unternehmen vorgenommen, und nicht auf Grundlage makroökonomischer Renditen. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Technologieintensität der Volkswirtschaften weiter zunehmen wird und dass beispielsweise die Elektrifizierung und die relative Stärke Asiens relevante wirtschaftliche Themen bleiben werden.