US-Staatsanleihen sind zeitweise massiv unter Druck geraten. Aus Sicht von Jim Caron, Chief Investment Officer der Portfolio Solutions Group von Morgan Stanley Investment Management, bleiben sie aber ein sicherer Hafen. Bei deutschen Mid-Caps sieht er Potenzial.
“Trotz aller Diskussionen: US-Anleihen und der US-Dollar haben ihren Status als sicherer Hafen nicht verloren. Der US-Dollar hat über Jahre hinweg von Kapitalzuflüssen in den US-Aktienmarkt profitiert. Im Zuge der stagnierenden Kurse fließt das Kapital nun in andere Währungsräume zurück. Wir sehen keinen Verkaufsdruck oder Vertrauensverlust bei US-Treasuries oder dem US-Dollar, sondern ein normales Rebalancing.
Ungewöhnlich ist derzeit die hohe Korrelation zwischen Aktien- und Anleihen in den USA. Diese liegt unter anderem an der anhaltend hohen Inflation über dem Zwei-Prozent-Ziel – ein historisch gesehen häufiger Auslöser. Ein anderer ist die Auflösung von so genannten Basis Trades aufgrund der Kursrückgänge am Aktienmarkt. Angesichts der dortigen Erholung dürfte es nun auch am Anleihemarkt wieder ruhiger werden.
Fiskalpolitisch rückt nach Deregulierung und Zöllen jetzt die Steuerpolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump auf die Agenda. Hier sind höhere Steuerabzüge auf bundesstaatlicher und kommunaler Ebene denkbar. Auch eine Senkung der Unternehmenssteuern ist möglich. Konkrete Entscheidungen könnten für positive Impulse an den Märkten sorgen.
Für unser Portfolio haben wir die Verwerfungen bei US-Staatsanleihen als Kaufgelegenheit genutzt, als 10-jährige Papiere im Bereich von 4,4 bis 4,5 Prozent rentierten. Gleichzeitig reduzierten wir das Engagement in Schwellenländeranleihen. Diese haben sich zuletzt positiv entwickelt. Nun scheinen die Spreads gegenüber Unternehmensanleihen im historischen Vergleich aber etwas teuer. Wir nehmen daher Gewinne mit und schichten einen Teil des Kapitals in Liquidität um.
In Europa bleiben wir übergewichtet, insbesondere bei deutschen Mid-Caps. Diese sind einerseits den neuen Zöllen der US-Regierung wenig ausgesetzt, zugleich dürften sie von den Fiskalpaketen in Europa – vor allem Deutschland – profitieren. Dazu kommt die geplante industrielle Neuausrichtung unter der neuen deutschen Regierung.“