Die Renaissance der Finanztitel

Niedrige Zinsen und eine geringe Kreditnachfrage – in den vergangenen Jahren war der Druck auf die Gewinnmargen von Banken groß, die Gefahr einer Konsolidierungswelle zu jeder Zeit gegenwärtig. Entsprechend schwer war auch der Stand, den die Geldhäuser am Aktienmarktmarkt hatten. Im Vergleich zum MSCI World haben Finanztitel ihren seit der Finanzkrise eingeschlagenen Abwärtstrend auch während der Coronapandemie fortgesetzt. Gleichzeitig sind die relativen Bewertungen unter Druck geraten. Erst mit dem Einläuten der Zinswende in den USA sieht es wieder besser aus.
8. Februar 2022
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Niedrige Zinsen und eine geringe Kreditnachfrage – in den vergangenen Jahren war der Druck auf die Gewinnmargen von Banken groß, die Gefahr einer Konsolidierungswelle zu jeder Zeit gegenwärtig. Entsprechend schwer war auch der Stand, den die Geldhäuser am Aktienmarktmarkt hatten. Im Vergleich zum MSCI World haben Finanztitel ihren seit der Finanzkrise eingeschlagenen Abwärtstrend auch während der Coronapandemie fortgesetzt. Gleichzeitig sind die relativen Bewertungen unter Druck geraten. Erst mit dem Einläuten der Zinswende in den USA sieht es wieder besser aus.

Mit Blick auf die kommenden Monate dürfte sich die Stimmung in der Bankenbranche weiter aufhellen. Der Grund: Um anhaltende Inflationsraten zu bekämpfen, erhöhen viele Notenbanken im Frühjahr ihre Zinsen, was für Banken voraussichtlich mit höheren Erträgen und steigenden Renditen einhergehen wird. Das legt zumindest die Kursentwicklung von Finanztiteln während der vergangenen zwei Jahre nahe, die stark an die Entwicklung des Leitzinses gekoppelt war. Außerdem gehen viele Geldhäuser trotz der steigenden Zinsen von einer wachsenden Kreditnachfrage aus, wie zum Beispiel der aktuelle Bank Lending Survey der Bundesbank zeigt. Mit gesünderen Bilanzen und die Hoffnung auf steigende Erträge–erfüllen Banken alle Anforderungen, um im Portfolio die Rolle eines defensiven Value-Bausteins einzunehmen. Ganz anders ist die Lage dagegen bei den zuletzt so beliebten Growth-Aktien, die für gewöhnlich von einem eher niedrigen Zinsumfeld profitieren und sich deshalb auch in jüngster Zeit schlechter entwickelt haben. Für Anleger mit einem hohen Anteil an Growth-Aktien im Portfolio stellen Finanztitel deshalb aktuell eine besonders attraktive Möglichkeit dar, um sich gegen die anstehenden Turbulenzen abzusichern: „Defensiv-Value“ vor „Cyclical-Value“, so das Motto der Stunde.

Anleger, die auf der Suche nach einem geeigneten Hedge gegen die anstehenden Zinsschritte der Notenbanken sind, dürften im Finanz-Segment also fündig werden. Um einzuschätzen, welche Titel ein besonders großes Potenzial besitzen, hilft ein Blick auf die aktuellen Quartalsberichte. Hier haben vor allem die europäischen Banken einen starken Eindruck hinterlassen. So zum Beispiel die spanische Großbank Santander, die 2020 noch den ersten Verlust ihrer Unternehmensgeschichte hinnehmen musste, das vergangene Jahr allerdings mit einem Nettogewinn von rund 8,1 Milliarden Euro abgeschlossen hat – ein Plus von etwa 25 Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019. Und auch die Deutsche Bank konnte Ende Januar für 2021 ihr bestes Ergebnis seit zehn Jahren verkünden trotz hoher Kosten für den laufenden Konzernumbau. Gleiches gilt für die Schweizer UBS, die 2021 den höchsten Gewinn seit 2006 erzielte.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den USA. Mit JP Morgan und Goldman Sachs blieben die Quartalszahlen zweier Branchenriesen zwar etwas unter den Erwartungen der Analysten, doch der Trend zeigt dennoch klar nach oben. So stand bei JP Morgan unter dem Strich noch immer ein beeindruckendes Ergebnis von 48,3 Milliarden US-Dollar, während die Citi Group ihren Gewinn um 99 Prozent steigerte, die Bank of America auf 32 Milliarden US-Dollar verdoppelte und die Privatbank Wells Fargo von 2,3 auf 21,5 Milliarden DS-Dollar in 2021 kletterte. Ein wichtiger Grund für die enormen Gewinnsprünge der US- und EU-Banken sind die Auflösungen bzw. der Rückgang von Rückstellungen, die zuletzt für faule Kredite während der Pandemie aufgebaut werden mussten. (ah)

Kommentar von Dr. Ernst Konrad vom Münchner Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz

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