Benjamin Lorenz ist Portfoliomanager bei der Partners Group. INTELLIGENT INVESTORS sprach mit ihm zu den Aussichten der Anlageklasse Listed Private Equity und generell zu den Privatmärkten.
INTELLIGENT INVESTORS: Wie ist die Anlageklasse Listed Private Equity (LPE) strukturiert?
Benjamin Lorenz: LPE gliedert sich in zwei Hauptsegmente. Einerseits gibt es Beteiligungsgesellschaften, die ihr eigenes Kapital in Private-Equity-Beteiligungen investieren, gezielte Unternehmenszukäufe tätigen, Firmen restrukturieren und Synergien realisieren. Die Renditen dieser Gesellschaften ergeben sich direkt aus der Entwicklung ihres zugrunde liegenden Portfolios. Aktuell werden diese Beteiligungsgesellschaften mit einem durchschnittlichen Abschlag von rund 31 % auf den inneren Wert (NAV) ihres Portfolios gehandelt, was Investoren zwei Wertetreiber liefert. Portfoliowachstum, beziehungsweise steigende NAVs, sowie eine Verringerung des Abschlags. Andererseits gibt es Alternative Asset Manager, die das Kapital ihrer Kunden managen. Neben der Entwicklung des Private-Equity-Portfolios erzielen sie Erträge durch Managementgebühren und Gewinnbeteiligungen. Aufgrund anhaltend hoher Nachfrage insbesondere nach Private Debt Fonds und aktuell attraktiver KGVs bietet dieses Segment interessante Wachstumschancen.
II: Wie hat sich das LPE Segment mittel- und langfristig im Vergleich zu breiten Aktienindizes entwickelt?
Lorenz: In den letzten Jahren hat sich LPE gut entwickelt. Wie stark die Performance in der Vergangenheit gewesen ist, wird schon mit einem vergleichenden Blick auf die traditionellen Aktienindizes deutlich. 2024 und 2023 übertraf LPE die breiten Märkte, die stark von der Euphorie rund um KI angetrieben wurden. Während dieses Wachstum die Bewertungen der Aktienmärkte zum Ende des letzten und zu Beginn dieses Jahres in die Höhe schnellen ließ – zwischenzeitlich auf ein Niveau, das 1,8 Standardabweichungen über dem langfristigen Durchschnitt des erwarteten KGVs lag –, blieb LPE von dieser Euphorie weitgehend unberührt und wurde von Fundamentaldaten getrieben. Diese Bewertungsdifferenz ist gerade in den vergangenen Wochen weiter aufgegangen und bleibt ein entscheidender Vorteil im aktuell volatilen Marktumfeld. Wichtiger als kurzfristige Entwicklungen ist die langfristige Performance. Hier hat LPE stark abgeschnitten und sich deutlich besser entwickelt als die breiten Aktienmärkte. Dies lässt sich bspw. mit Blick auf den Partners Group Listed Investments SICAV — Listed Private Equity Fund zeigen. Inklusiver aktueller Kurs-Korrektur erzielte dieser in den letzten drei, fünf und zehn Jahren eine jährliche Netto-Outperformance von 1,6 bis 4,7 % im Vergleich zum MSCI World.
II: Wie sind die Aussichten in dem Segment für 2025?
Lorenz: Diese sind grundsätzlich positiv und die Bewertungsniveaus sind seit der letzten Kurskorrektur attraktiver geworden. Alternative Asset Manager profitieren von mehreren Treibern. Ein Wachstumstreiber der kommenden Jahre wird das Private Wealth Segment sein. Viele Manager in unserem Portfolio setzen bereits auf neue Produkte, die speziell auf diesen Markt ausgerichtet sind. Unter der Trump-Administration besteht zudem die Möglichkeit, dass Private Equity einen besseren Zugang zu den US-Pensionsplänen, insbesondere den 401(k)-Plänen, bekommen könnte. Der lange Anlagehorizont dieser Pläne ist geradezu prädestiniert für Private Equity Investitionen. Auch die Aufnahme von Firmen in wichtige Indizes, wie die S&P‑500-Aufnahmen von KKR und Apollo, sollte das Segment weiter stärken. Trotz dieser positiven Aussichten sind die Bewertungsniveaus durchschnittlich bis attraktiv geblieben. Setzt man die Kurse dieser Manager in das Verhältnis zu den gebührenbezogenen Erträgen, handeln mehrere zu einstelligen Multiples.
Auch Beteiligungsgesellschaften bieten attraktive Perspektiven. Trotz der starken Portfolioentwicklung von 10 bis 13 % pro Jahr über die letzten 5 und 10 Jahre, wird der Sektor derzeit mit einem Abschlag von rund 31 % auf den NAV gehandelt, was Investoren die Möglichkeit gibt, von steigenden Portfoliowerten und möglichen weiteren Abschlagsverringerungen zu profitieren. Mehrere Managementteams lancierten bereits Aktienrückkaufprogramme, um eigene Aktien mit hohen Abschlägen zurückzukaufen.
II: Welchen Einfluss könnte eine US-Politik unter Donald Trump auf das Segment haben?
Lorenz: Trotz jüngster Volatilität an den Märkten können gleich mehrere Punkte von Trump’s Agenda einen positiven Einfluss auf das Segment Private Equity haben. Mögliche Deregulierungen, Steuersenkungen und geschäftsfreundliche Maßnahmen könnten Transaktionen begünstigen, was zu vermehrten Exits und höheren Kapitalrückflüssen an Kunden sowie verbessertem Fundraising führen dürfte.
II: Wie haben sich die Privatmärkte insgesamt entwickelt und was tun Alternative Asset Manager, um von diesem Wachstum zu profitieren?
Lorenz: Ein Blick auf die dynamische Geschäftsentwicklung der Alternativen Asset Manager zeigt, welches Potential der Sektor bietet. So übertraf das Fundraising der Manager in unserem Universum im Jahr 2024 sogar das Rekordniveau von 2021, wodurch das verwaltete Kapital weiter anwuchs. Hier stach besonders Private Debt heraus. Da die Zinsen noch immer auf einem hohen Niveau sind, ist die Kundennachfrage nach wie vor hoch. In den USA haben sich zudem Lebensversicherungen als ein Wachstumstreiber herausgestellt. Viele große Alternative Asset Manager haben sich bereits auf dieses Segment spezialisiert und sehen weiterhin attraktive Wachstumschancen.
II: Welche Vorteile bietet LPE institutionellen Investoren?
Lorenz: Ein zentraler Vorteil für institutionelle Investoren liegt in der täglichen Handelbarkeit. Sie erlaubt eine flexible Anpassung des Portfolios an veränderte Marktbedingungen und den individuellen Liquiditätsbedarf. Auch die Art der Bewertungen ist ein wichtiges Merkmal. Im Gegensatz zu traditionellen Private-Equity-Investitionen, bei denen nur zum inneren Wert gekauft werden kann, können Investoren bei LPE von den aktuell hohen Abschlägen zum inneren Wert profitieren.
II: Welches Rendite- und Risikoprofil weist LPE auf und was bedeutet dies für den empfohlenen Anlagehorizont?
Lorenz: Das Segment weist ein erhöhtes Rendite-Risiko-Profil auf, daher sollten Investoren einen mittel- bis langfristigen Investitionszeitraum haben. Dies wurde gerade im aktuellen Marktumfeld spürbar. Um von den voraussichtlich höheren Renditen zu profitieren, sollte man kurzfristige Schwankungen auszusitzen können – oder sie gezielt als Kaufoption nutzen.