Viele Anlageklassen sind seit jeher institutionellen Anlegern vorbehalten. Doch inzwischen gibt es immer mehr Möglichkeiten für Kleinanleger nachzuziehen und schon mit kleinen Beträgen diversifiziert zwischen traditionellen und alternativen Anlagen zu wählen. So können auch sie ein ausgewogenes und chancenorientiertes Portfolio aufbauen, das einem institutionellen Ansatz Konkurrenz macht.
Bei der Zusammenstellung eines Portfolios ist es für Investoren oft schwierig, ein Gleichgewicht aus dem Streben nach Rendite und dem Risikomanagement zu finden. Während manche sich auf die Rendite konzentrieren, priorisieren andere das Risiko so stark, dass sie riskantere und damit einnahmeträchtige Anlageklassen von vornherein ausschließen. Mit diesem einseitigen Ansatz ignorieren sie wichtige Erkenntnisse aus der Portfolio-Theorie von Harry M. Markowitz: Die geringere Korrelation zwischen einzelnen Wertpapiergattungen wie Aktien und Renten sorgt für einen Ausgleich zwischen ihrer Wertentwicklung. Einfacher ausgedrückt: Diese Vermögenswerte entwickeln sich nicht immer zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung, was dazu beiträgt, die Gesamtperformance eines Portfolios auszugleichen. Das bedeutet, dass die Aufnahme von risikoreicheren Vermögenswerten in ein Portfolio, auch wenn es kontraintuitiv erscheinen mag, das Gesamtrisiko verringern kann, insbesondere für risikoscheue Anleger.
Das zeigt: Ein optimales Portfolio muss Risiken und Chancen gleichermaßen betrachten. Daher sollten Anleger und Berater alle Anlageklassen in Erwägung ziehen, inklusive alternativer Varianten. Denn das Gesamtportfolio sollte aus unterschiedlichen Bausteinen bestehen, wie Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffen, Krediten oder Kryptowährungen. Schließlich hat die lange Phase der Niedrigzinsen gezeigt, dass eine Mischung ausschließlich aus den beiden Anlageklassen Aktien und Renten noch keine ausreichende Diversifizierung darstellt.
Profis (noch) im Vorteil
Institutionelle Anleger haben bei der Umsetzung dieser Anforderungen geringere Probleme als private oder deren Berater. Da sie hohe Summen investieren können, stehen ihnen viele Anlagevehikel offen, die Kleinanlegern verwehrt bleiben. Das gilt zum Beispiel für hochverzinsliche Finanzinstrumente, die als direktes Investment häufig den großen Anlegern vorbehalten bleiben. Zu dieser Gattung zählen zum Beispiel High-Yield-Bonds, illiquide Kreditinvestments oder geschlossene Immobilienfonds. Für Privatanleger konnten lange Zeit nur Fondsinvestments oder gemanagte Portfolios eine Alternative darstellen. Dies gilt auch für viele andere alternative Investmentansätze wie Hedgefonds oder Private Equity.
Ein weiteres Problem ist die Liquidität der Anlageform. So sind Investments in Mietimmobilien nicht nur sehr kapitalintensiv, sie erfordern auch einen hohen Verwaltungsaufwand und sind wenig liquide. Solch eine hohe Kapitalbindung ist für Kleinanleger jedoch problematisch. Dennoch können Privatleute und deren Finanzberater sich an den institutionellen Anlegern ein Beispiel nehmen und mit anderen Mitteln dieselben Strategien nutzen.
Finanzinnovationen für kleines Geld
Denn smarte Finanzinstrumente füllen inzwischen die Lücke und bieten auch kleinen Investoren die Möglichkeit einer professionellen Diversifikation, die auch für Berater von im Vermögensaufbau befindlichen Investoren interessant sein kann. Ein Beispiel ist die Verbriefung von Krediten durch Bündelung. Für diese Bündel können Anleger dann kleine Beträge zeichnen, was den Einstieg erleichtert und gleichzeitig das Risiko minimiert, wenn ein einzelner Kredit aus einem solchen Bündel ausfällt.
Eine ähnliche Lösung gibt es für High-Yield-Anleihen. Diese sind für Anleger mit kleineren Anlagesummen und Sparplänen nur schwer zugänglich, da die Stückelung oft im fünfstelligen Bereich liegt. Zugang gewähren hier sogenannte Fractional Bonds: Dies sind Papiere mit kleinen Stückelungen, bei denen High-Yield-Anleihen als Sicherheit hinterlegt sind. Investoren partizipieren an den regelmäßigen Kuponzahlungen des zugrundeliegenden Rentenpapiers und von den Kapitalgewinnen. Die Kapitalbeträge werden bei Fälligkeit der Anleihe ebenfalls ausgezahlt.
Für alle herausfordernd: der Fiskus
Investitionen können je nach Herkunftsart und ‑ort zu einer Herausforderung bei der Steuererklärung werden. Hier bieten gemanagte Portfolios den Vorteil, dass Steuerfragen entweder gar nicht oder erst am Laufzeitende auflaufen. Mit diesem Anlagevehikel können Investoren Dividenden meiden und bei der Auswahl der Herkunftsländer solche umgehen, bei denen Quellensteuer anfallen würde.
Für die Optimierung des Portfolios gibt es also für Profis wie Privatleute einiges zu beachten: Nicht nur die schnelle Rendite sollte zählen, sondern auch die Risikoallokation. Denn mit einer breiten Streuung über viele Anlageklassen vermeiden Anleger ein hohes Klumpenrisiko und eine starke Volatilität bei der Wertentwicklung. Wenn sie dann noch ihre Anlagevehikel clever auswählen, ist auch die Steuererklärung des Investors kein Problem.
Die Macht der Diversifizierung
Ein weiterer Vorteil von breit ausgerichteten Portfolios ist, dass Marktschwankungen weniger ins Gewicht fallen. Gerade Privatanleger neigen dazu, Entscheidungen auf (zu) kurze Sicht zu fällen und bei kurzfristigen Marktschwankungen zu schnell zu verkaufen. Ein erfolgreicher Vermögensaufbau ist eher langfristig orientiert und weniger auf Markettimings ausgerichtet. Dabei fällt es psychologisch gesehen leichter, gelassen zu bleiben, wenn das Gesamtportfolio eine stabile Entwicklung zeigt – dann lassen sich vorübergehende Wertverluste bei einzelnen Bausteinen besser verkraften. Auf lange Sicht zeigen historische Trends, dass sich Geduld und eine vielseitige Aufstellung auszahlen.
Gastbeitrag von Martins Sulte, CEO Mintos