Die Inflation ist (noch) nicht besiegt, Wachstumsaktien gewinnen trotzdem

Die Märkte befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen Spitzeninflation und Spitzenrenditen sowie den möglichen Auswirkungen einer späteren Rezession.
17. Februar 2023
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Die Märkte befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen Spitzeninflation und Spitzenrenditen sowie den möglichen Auswirkungen einer späteren Rezession.

Marktupdate

Nach einem überaus turbulenten Jahr 2022 starteten die Kapitalmärkte mit deutlicher Entspannung in den Januar. Die angelaufene Berichtssaison ist mit Monatsende zu über einem Drittel abgeschlossen und zeigt unterdurchschnittliches Überraschungspotenzial, welches sich bislang kaum auf die Einzelperformance auswirkte. Trotz sinkender Inflationszahlen verkünden weder der amerikanische Notenbankchef Jerome Powell noch seine europäische Amtskollegin Christine Lagarde (vorerst) einen Sieg über die Inflation. Einige Marktteilnehmer antizipieren jedoch bereits erste Zinssenkungen für die letzten Monate dieses Jahres.

Vorsichtiger Optimismus kommt aus den jüngst veröffentlichten Konjunkturdaten des Internationalen Währungsfonds (IWF). Dieser hat das globale Wachstum erstmals seit einem Jahr wieder angehoben (+0,2 Prozentpunkte zur Letztpublikation im Oktober 2022) und sieht dabei einen möglichen „Wendepunkt“ aufgrund der robusten US-Konsumentennachfrage und der Wiedereröffnung Chinas als wahrscheinlich. Die daraus resultierende Entspannung, auch entlang der Lieferketten, sowie ein bis dato relativ milder Winter und damit eine uneingeschränkte Gasversorgung in Europa geben weitere Lichtblicke für Anleger in Richtung einer milden Rezession („soft landing“).

Auf den Aktienmärkten machte sich aufgrund der unterschiedlichen Rezessionswahrscheinlichkeiten eine Länderdivergenz auf. Mit kräftigen Zuwächsen entlang diverser Indizes sind europäische Aktien wie bspw. der Chiphersteller ASML, gefolgt von Entwicklungsländern jenen der USA in das Jahr vorausgestartet. Eine Trendumkehr machte sich vor allem an den Sektoren, welche von stabilisierenden Zinsen profitieren, bemerkbar. Darunter besonders zyklische Konsumgüter (bspw. Sony) und Kommunikation (bspw. Google), während defensivere Industrien (Gesundheit, Versorger und nicht-zyklische Konsumgüter) in Euro umgerechnet im Minus lagen. Weitere zyklische Branchen wie jene der Rohstoffe, Industrie und Finanzen (bspw. Moody’s und S&P Global als Indikatoren für eine Kapitalmarkterholung), kletterten angesichts ihrer relativ guten Vorjahresperformance auch im Januar weiter nach oben.

Vor allem Halbleiterhersteller und Softwareanbieter als Schlusslichter des Vorjahres konnten einen überaus positiven Start hinlegen. Entsprechend war der Januar wie im Dezember technisch geprägt, da die Performance von 2022 relevanter war als die spezifischen fundamentalen Unternehmensergebnisse. Beispielsweise gab Microsoft eher durchwachsene Ergebnisse bekannt und warnte vor einer Verlangsamung des Wachstums im Cloud Geschäft, die Aktie konnte sich trotzdem relativ gut entwickeln.

Auf der Zinsseite machte sich ein breiter Anstieg der Anleihenkurse angesichts der fallenden Renditen bemerkbar. Von dieser Entwicklung profitierten vor allem Hochzinsanleihen in den USA, aber auch in Europa. Die Inversion der Zinskurve nimmt weiter zu, während Risikoprämien (gerade in Europa) abnehmen. Der EURO wertete gegenüber dem US-Dollar weiter auf und wechselte zum Monatsende bei einem Kurs von etwa 1,08. Angesichts abnehmender Wirtschaftsleistung verlor Rohöl im Vergleich zum Dezember während Industrie- und Edelmetalle (v.a. Gold) zulegten.

Hohe Zinssätze, Inflation und geopolitische Risiken bleiben zwar vorerst bestehen, sie dürften sich aber milder auf die Märkte auswirken, als ursprünglich vermutet. Weiter im makroökonomischen Spannungsfeld der Anleger stehen wirtschaftliche Frühindikatoren (bspw. Einkaufsmanager-Indizes: PMIs) sowie Arbeitsmarktdaten. Aktuell stark ausgeprägte Trends technischer Faktoren (Kauf der Verlierer, Verkauf der Gewinner des Vorjahres) könnten noch eine Zeit am Markt präsent bleiben, während im weiteren Jahresverlauf die zugrundeliegenden Fundamentaldaten wieder in den Vordergrund rücken sollten. Dabei dürfte die Inflation weiter moderieren, entsprechend könnte weniger Druck durch steigende Zinsen und fallende Anleihenkurse entstehen. Darüber hinaus wird die Wirtschaftsentwicklung entscheidend für die Frage sein, ob tiefere Einschnitte im Jahresverlauf zu erwarten sind oder sich alles auf den aktuellen Niveaus stabilisieren kann.

Teilweise sollten gewisse Extremszenarien nicht zu sehr extrapoliert werden, da diese in der Regel dann doch nicht so schlimm ausfallen. Insgesamt werden die Märkte ihr Potenzial am Verhältnis des Dreiecks aus Inflation, Renditen und Rezessionswahrscheinlichkeiten messen. Ein Auge fürs Detail könnte sich hier für langfristig orientierte Investoren auszahlen. Unternehmen mit ausgesprochener Qualität und Wachstum in ihren Geschäftsmodellen könnten aus den vorherrschenden Markttrends ausbrechen und ihren fundamentalen Erfolgskurs widerspiegeln. Hierbei dürften stabile Erträge und eine hohe Resilienz gegenüber dem Zins- und Wirtschaftsumfeld besonders honoriert werden.

Fondskommentar I‑AM GreenStars Opportunities

Der I‑AM GreenStars Opportunities schloss den Monat mit ca. 3,2% ab, und konnte somit den globalen Aktien- und Aleihenmärkten sehr gut folgen. Wie in der oben beschrieben sektoralen Trendumkehr lagen starke Kursgewinne vor allem bei den zyklischen Konsumgütern, Werten der Kommunikation und Informationstechnologie (bspw. der Gigant der Hableiterindustrie: Taiwan Semiconductor) als auch im Finanzsektor. Ein Beispiel der GreenStars „Opportunities“ stellt hierbei das Unternehmen MercadoLibre dar, welches als das nachhaltige Pendant zu Amazon mit den Zielmärkten in Nord- und Südamerika, mit einem Kursgewinn von knapp 38% (in EUR) aus dem Monat ging und seit Oktober letzten Jahres im Portfolio allokiert ist. Im Gegensatz zum Immobiliensektor fielen die diversifizierten Dateninfrastrukturunternehmen Prologis und Equinix besonders positiv auf.

Zum Monatsende wurde die Aktienquote leicht über die Neutralallokation gehoben, mit dem Fokus auf Blue-Chips mit Top ESG-Werten, welche sich durch ihre Zinssensitivität positiv auf das Portfolio auswirken sollten (bspw. Nvidia im Bereich Next-Gen-Computing, Sartorius als deutscher Bio-Tech-Hersteller oder First Solar als Katalysator für erneuerbare Energie). Zu den wenigen Verlieren zählten die Gewinner des Vorjahres wie der Pharmakonzern Eli Lilly oder der Lebensmittelproduzent General Mills. Schrittweise Gewinnmitnahmen in den letzten Monaten sowie rezente Portfolioanpassungen haben sich gut ausgezahlt.

Fondskommentar I‑AM GreenStars Absolute Return

Der I‑AM GreenStars Absolute Return schloss den Monat mit ca. 1,4% ab. Unter den Top-Gewinnern reihen sich der Anbieter von Kundenbeziehungssoftware Salesforce, die Halbleiterhersteller Taiwan Semiconductur und ASML sowie der europäische Luxusmodehersteller Hermes und der japanische Elektronikanbieter Sony. Die Verlierer des Monats sind, wie im I‑AM GreenStars Opportunities, die defensiveren Gewinner aus dem Vorjahr gewesen (Eli Lilly, General Mills oder der Anbieter von Personalverwaltungssoftware ADP). Die Anleihensegmente lieferten dank der Entspannung auf der Zinsseite ebenfalls positive Beiträge, jene von Unternehmen mit längeren Laufzeiten (mehr als 20 Jahre) sogar signifikant. Zum Monatsende wurde nur eine marginale Umschichtung vorgenommen, die Investmentquoten blieben nahezu unverändert.

Kommentar von I‑AM Impact Asset Management

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