Wie kommuniziert man mit erfolgreichen Unternehmerpersönlichkeiten im Kontext der Vermögensallokation? Marc Nilles ist Vorstand der Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG und erklärt im Gespräch in Frankfurt, worauf es ankommt.
INTELLIGENT INVESTORS: Herr Nilles, seit mehr als 2 Jahren sind Sie Vorstand der Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG. Was zeichnet Ihr Haus im Besonderen aus?
Marc Nilles: Das Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG ist ein eigenständiges Unternehmen. Gleichwohl sind wir in die Familie der Sparkassen-Finanzgruppe eingebettet als einziges allen Sparkassen hierzulande zur Verfügung stehendes Multi-Family-Office. Unser oberstes Anliegen ist, für unsere Mandantinnen und Mandanten ein Partner auf Augenhöhe zu sein: Wir verstehen uns als Sparringspartner für komplexe Vermögensentscheidungen, kommen jedoch nicht mit einem vorgefertigten Potpourri an Lösungsvorschlägen ins Gespräch.
II: Können Sie das noch etwas präzisieren?
Nilles: Gern. Wir sind kein klassischer Vermögensverwalter und bieten keine eigenen Anlageprodukte an. Wir begleiten vermögende Unternehmerfamilien dabei, ihre Werte generationenübergreifend zu steuern und zu bewahren. Zunächst beginnen wir mit einer Aufnahme der Vermögenswerte und erörtern die primären Ziele, die die Familie/der Unternehmer mit dem Vermögen verbindet. Darauf basiert die Entwicklung einer stringenten, individuellen Gesamtvermögensstrategie, des Herzstücks unserer Arbeit. Daran angeschlossen sind die Investmentauswahl und das fortlaufende Controlling. Im Fokus steht das Zuhören und Eingehen auf die Wünsche und des Gegenübers, nicht der Produktverkauf.
II: Das setzt auch Empathie in diesem Kontext voraus.
Nilles: Die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen, ist von entscheidender Bedeutung. Wir sitzen in der Regel sehr erfolgreichen Menschen gegenüber, die oftmals ein beachtliches Lebenswerk vorzuweisen haben. Der Gegenüber benötigt keine Belehrung, keine standardisierten 08/15-Lösungen und keinen (zusätzlichen) CEO. Nein, vielmehr ist Individualität bei diesen Mandanten in der Vertrauensanbahnung vonnöten.
II: Welches Thema beschäftigt Unternehmer derzeit am meisten?
Nilles: Die Bandbreite ist vielschichtig. Aktuell treibt viele Unternehmer die zentrale Frage um, wie es mit Deutschland, dem politischen Gefüge und der wirtschaftlichen Stellung im internationalen Konzert weitergeht. „Asset Protection“, die Wahrung und Sicherung des Vermögens, kommt nahezu in jedem Gespräch auf und bewegt die Gemüter. Auf der Asset-Management-Ebene ist die Situation an den Zinsmärkten entscheidend. Unsere Klientel allokiert einerseits traditionell stark in Immobilien, möchte sich andererseits auch das aktuelle Zinsniveau mit längeren Laufzeiten und Qualitätspapieren sichern.
II: Abschließend – wie steht es bei diesen Persönlichkeiten um das gesellschaftliche Engagement?
Nilles: Bei den Unternehmern gibt es oftmals ein Selbstverständnis, sich aktiv und gestaltend in die Gesellschaft einbringen zu wollen. Das hat auch etwas mit der Verwurzelung am Wohnort beziehungsweise Geschäftssitz zu tun. Vieles davon geschieht im Hintergrund, ohne publikumswirksam vermarktet zu werden.