Die Corona-Pandemie hat den Finanzmarkt strukturell verändert

9. Oktober 2020

Inflation hat verschiedene Gesichter

Für Anleger ist es daher wichtig, auf diese längerfristigen Umwelteinflüsse zu achten und das Portfolio entsprechend strategisch auszurichten. Wer weiterhin über keine entsprechende Aktienquote verfügt, sondern weiter ausschließlich in Anleihen oder andere konservative Anlagen investiert, wird effektiv ärmer. Grund dafür ist die Vermögenspreisinflation. Schon im Rahmen der Finanzkrise im Jahr 2008 reagierten die Notenbanken stark, wenn auch nicht dermaßen expansiv. In der Folge wurde auch damals ein Anstieg der Inflation befürchtet, doch dazu kam es zumindest auf den ersten Blick nicht. 2008 gab es keinen nennenswerten Anstieg der Verbraucherpreisinflation, gemessen am Warenkorb mit den Gütern des täglichen Lebens wie Brot, Milch oder Eiern. Und auch jetzt ist kein derartiger Trend zu beobachten.

Aber damals wie heute spiegelt diese Sichtweise nur die halbe Wahrheit wider. Schaut man sich die Entwicklung der Vermögenswerte an, so kam es in den zehn Jahren nach der Finanzkrise zu einem massiven Anstieg. Eine Vermögenspreisinflation hat sehr wohl stattgefunden und dazu geführt, dass Anleger, die ausschließlich auf renditeschwache Assets gesetzt haben, deutliche Einbußen hinnehmen mussten. Anders gesprochen, kann sich ein Anleger heute nicht mehr den gleichen Korb an Aktien wie vor zehn Jahren kaufen. Er bekommt zwar die gleichen Titel, aber viel weniger Anteile, da die Kurse stark angestiegen sind. Wer nicht frühzeitig investiert und diszipliniert seiner Strategie treu geblieben ist, hat viel Ertrag liegen gelassen und ist im Vergleich ärmer geworden. Aktuell könnten wir am Beginn einer ähnlichen Entwicklung stehen. Auch wenn die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie die Wirtschaft weiterhin belasten, werden die Aktienmärkte durch die Regierungsmaßnahmen und vor allem durch die Notenbankpolitik strukturell unterstützt. Kurzfristig ist immer wieder mit Volatilitätsspitzen zu rechnen, als Anleger sollte man daher die Risiken beachten, aber dabei nicht die Chancen aus den Augen verlieren.

Marktkommentar von Christian Nemeth,
Chief Investment Officer und Mitglied des Vorstands
Zürcher Kantonalbank Österreich AG

Christian Nemeth — Foto: © Zürcher Kantonalbank Österreich AG

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