Die bekannte „German Angst“

Ist die anziehende Preissteigerung ein temporäres oder doch eher nachhaltiges Phänomen? Sicher ist, die Angst vor einer „galoppierenden“ Inflation sitzt tief. Dr. Manfred Schlumberger, Vorstand der StarCapital AG, II-Interview.
15. April 2021
Dr. Manfred Schlumberger - Foto: © StarCapital AG

Ist die anziehende Preissteigerung ein temporäres oder doch eher nachhaltiges Phänomen? Sicher ist, die Angst vor einer „galoppierenden“ Inflation sitzt tief. Dr. Manfred Schlumberger, Vorstand der StarCapital AG, II-Interview.

INTELLIGENT INVESTORS: Viel wird derzeit von einer Inflationsgefahr gesprochen. Wie realistisch ist diese „Gefahr“?
Dr. Manfred Schlumberger: Auf Jahressicht werden die Inflationsraten vor allem in den USA, aber auch in Europa kräftig anziehen: In den USA auf 3 bis 4%, in Europa auf 2 bis 3%! Ursächlich sind spezifisch in Deutschland Sondereffekte wie die CO2-Abgabe und die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung.

Am stärksten wirkt jedoch der massive Anstieg der Rohstoffpreise, insbesondere bei Industriemetallen und Öl. Auch Insolvenzen im Dienstleistungssektor erlauben den verbleibenden Anbietern Preiserhöhungen. Strukturell wirkt zudem das Zurückführen der Globalisierung und der Wunsch nach „sichereren“ Lieferketten.

Längerfristig entscheidend ist, ob von der Lohnseite eine Lohn-Preis-Spirale in Gang kommt. Dies ist angesichts des erst noch bevorstehenden Anstiegs der Arbeitslosigkeit jedoch eher unwahrscheinlich. Die hohe Bedeutung des Themas „Inflationsgefahr“ in Deutschland hat etwas mit „German Angst“ zu tun.

 

II: Haben wir in den zurückliegenden Dekaden vergleichbare Marktphasen einer langsam anziehenden Inflation erlebt?
Dr. Schlumberger: Zuletzt hatten wir langsame Inflationsanstiege zwischen 2010 und 2012 sowie zwischen 2016 und 2018, stets ausgelöst von temporären Preissteigerungen bei Rohstoffen.

II: Welche Spuren hinterlässt dieses Gespenst an den Rentenmärkten?
Dr. Schlumberger: Das Gespenst lässt die Zinsen bei längeren Restlaufzeiten ansteigen. Dadurch versteilert sich die Zinskurve. Wegen des niedrigen Zinsniveaus sind die Kursverluste erheblich und die Rendite sinkt sofort ins Negative!

 

II: Wie würden sich steigende Preise an den Aktienmärkten bemerkbar machen (Druck auf Aktienmärkte)?
Dr. Schlumberger: Für die Aktienmärkte sind erst nachhaltige dynamische Anstiege der Inflationsraten über ein Niveau von 3% hinaus gefährlich. Hauptleidtragender ist der Technologiesektor.

 

II: Wie sollten Investoren mit der Inflation umgehen (Stichwort: inflationsgeschützte Anleihen)?
Dr. Schlumberger: Am Rentenmarkt bieten sich bei einem stärkeren Inflationsanstieg nur „Inflation Linker“ an. Am sinnvollsten sind aber Anlagen in Sachwerten: Primär Value-Aktien aus dem Metall- und Energiesektor. Auch Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium bieten sich an, vor allem wenn die Zentralbanken nicht die Zinsen erhöhen. Auch Immobilien machen Sinn, vorausgesetzt die Kreditzinsen steigen nicht zu stark.

 

II: Welche Lösungen bieten Sie in diesem Segment an – bzw. zum Schutz vor einer anziehenden Inflation?
Dr. Schlumberger: Wir bieten unseren Substanzwert-Aktienfonds StarCapital Equity Value plus an, der für dieses Umfeld optimal aufgestellt ist: Mit einem Übergewicht in Rohstoffaktien und einem Untergewicht in teuren Technologiewerten! (ah)

Dr. Manfred Schlumberger — Foto: © StarCapital AG

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