Den Blick weiten

Welche Ertragsquellen bieten sich institutionellen Investoren, speziell im Anleihesegment? Wie geht man intern mit dem vorherrschenden ESG-Thema um? INTELLIGENT INVESTORS fragte nach bei Antonis Maggoutas, Head of Germany and Austria Distribution und Frank Pöpplow, Director – Distribution, Germany and Austria, bei Federated Hermes.
28. März 2021
Frank Pöpplow (li.) und Antonis Maggoutas (re.) - Foto: © Federated Hermes

Welche Ertragsquellen bieten sich institutionellen Investoren, speziell im Anleihesegment? Wie geht man intern mit dem vorherrschenden ESG-Thema um? INTELLIGENT INVESTORS fragte nach bei Antonis Maggoutas, Head of Germany and Austria Distribution und Frank Pöpplow, Director – Distribution, Germany and Austria, bei Federated Hermes.

INTELLIGENT INVESTORS: Wie werden institutionelle Investoren im Anleihesegment derzeit fündig?
Frank Pöpplow: Alle institutionellen Investoren, die in klassischen, reinen Assetklassen denken, kommen aktuell an ihre Grenzen, vor allem wenn interne Anlagerichtlinien starke Grenzen setzen. In den zurückliegenden Jahren konnten selbst in klassischen Anleiheportfolien noch sehr auskömmliche Ergebnisse allein durch den Effekt der sinkenden Zinsen erwirtschaftet werden. Dieser Effekt wirkt nicht mehr.

Antonis Maggoutas: Wer mit Anleihen zum jetzigen Zeitpunkt noch erfolgreich sein will, muss seinen Blick weiten. Gerade bei Anleihen sind unserer Ansicht nach Portfolien erfolgreich, die global investieren und sich damit regional nicht beschränken, taktische Bewegungen in Industriesektoren erkennen und bei Ziel-Unternehmen die gesamte Kapitalstruktur im Auge haben.

II: Sind High Yield eine Option?
Pöpplow: High Yield ist immer eine Option – und eine Beimischung sollte in keinem Portfolio fehlen. Bei High Yield wird zumeist verkannt, dass diese Assetklasse ein hervorragender Diversifikator ist und Portfolios durchaus Stabilität verleihen kann. Vor allem US High Yield-Strategien werden leider oft nur als taktische Allokationen betrachtet. Das Risiko das falsche Timing zu treffen ist aber sehr groß.

Neben dem liquiden US High Yield Markt eröffnen sich für langfristige Investoren aber auch im globalen Zusammenhang gute Möglichkeiten. Ein aktiv gemanagtes globales High Yield Bond Portfolio, kann die unterschiedlichen Alphaquellen aus Top-down und Bottom-up Entscheidungen gezielt ausnutzen.

Maggoutas: Eine interessante zusätzliche Ertragsquelle nutzen wir im globalen High Yield-Markt, wahrscheinlich aktuell als einziger Manager. Wir treten erfolgreich mit den Emittenten von High Yield-Anleihen in einen Dialog – im Rahmen unserer Verpflichtung als verantwortungsvoller Investor. Eine Praxis, mit der wir in unseren Aktienportfolien bereits Erfolge erzielen konnten. Wir diskutieren mit Unternehmen, wie Defizite bei den ökologischen und sozialen Kriterien oder denen einer guten Governance behoben werden können. Die Ergebnisse für den Anleger geben uns Recht, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind. Für die Zukunft sind wir dabei das Thema Nachhaltigkeit im High Yield Bereich noch weiter voran zu bringen.

II: Wie implementiert Ihr Haus die zunehmende ESG-Bedeutung?
Maggoutas: Diese Frage haben wir als ESG-Vorreiter bereits vor langer Zeit beantwortet. In Zeiten, in denen nahezu jeder Marktteilnehmer für sich entdeckt, seit Jahrzehnten nichts anderes getan zu haben, werden wir nicht müde deutlich zu machen, dass die PRIs in unseren Londoner Büroräumen unterzeichnet wurden. Federated Hermes war also nicht nur vom Start an dabei, sondern auch bei der Formulierung der Spielregeln. Integration von ESG ist Teil unserer DNA.
Mit einem weltweiten Mandatsvolumen von USD 1,3 Billionen sind wir führend im Bereich des sogenannten Engagements. Das heißt: Wir machen uns im Namen unserer Mandanten und für unsere Mandate sehr erfolgreich bei Unternehmen stark, damit diese sich in dem Bereich E, S, oder G verbessern. Konkrete Verbesserungen bei Unternehmen können wir anhand eines eigens entwickelten Meilenstein-Systems messen.

Pöpplow: Unsere gesamten Aktivitäten bei Nachhaltigkeit sind kein rein europäisches Phänomen. Wir verspüren auch in den USA ein wachsendes Interesse für diese Themen. Eigentlich ist das nicht erstaunlich, denn Nachhaltigkeit hat ja weltweit Bedeutung. Das Interesse ist bestimmt an der Ost- oder Westküste ausgeprägter als in anderen Landesteilen. In Europa wurde dies nicht so wahrgenommen, da die einschlägige Nachrichtenlage diese Entwicklung verschüttet hat. Unsere wachsenden Aktivitäten bei Federated Hermes in Pittsburgh und der Aufbau unserer Engagementkapazitäten dort kommt letztendlich unseren europäischen Kunden wieder zu gute.

II: Welche Segmente sind nach Ihrer Ansicht bei Alternative Assets derzeit von Interesse?
Pöpplow: Wir nehmen aktuell auf der gesamten Breite des Investorenspektrums wahr, dass Direct Lending von großem Interesse ist. Nachdem die erste coronabedingte Verunsicherung sich gelegt hat, sind Investoren wieder bereit sich zu engagieren. Hier stehen bei vielen Kunden durchaus konservative Strategien im Fokus. Wir freuen uns, dass wir gerade das anbieten können. Gute Anbieter gibt es viele in diesem Bereich. Wo wir jedoch glauben, uns unterscheiden zu können, ist die Art des Loan-Sourcing. Wir haben Kooperationen mit führenden Banken in Europa geschlossen, um uns KMU-Kredite zu erschließen, die ansonsten für uns unerreichbar wären.

Maggoutas: Eine andere Strategie, in der wir auch Kredite parallel zu Banken herausgeben, gelingt über unsere sogenannte Trade Finance-Strategie. Dieses klassische Kreditsyndizierungsgeschäft bieten wir in einem breit diversifizierten Fonds europäischen Kunden an. Es ist eine interessante Assetklasse, hinsichtlich der Konstanz der Erträge und der diversifizierenden Eigenschaften.

II: Wie stehen Sie zum vermeintlichen Krypto-Hype?
Maggoutas: Unser Volkswirte beiderseits des großen Teichs beobachten dies genau. Was bedeuten Kryptowährungen für die Geldmengensteuerung und welche Auswirkungen wird das auf die Realwirtschaft haben. Hinsichtlich Krypto als Anlageklasse haben wir keine Ambitionen.

II: Zwischen den Standorten London und Frankfurt arbeiten sie ja eng zusammen — wie hat sich im Zuge der Covid-Krise ihre Zusammenarbeit verändert?
Pöpplow: Die Zusammenarbeit ist deutlich intensiver geworden, da Videokonferenzen ja eine mehr als normale Sache geworden sind. Man ist leicht erreichbar und auch spontaner. Aber all das bedingt auch, dass man offen miteinander umgeht und auch mal Emotionen zulässt. Denn generell gilt: Es muss weiterhin menscheln. Aber es steht fest, der persönliche Austausch fehlt. (ah)

Frank Pöpplow (li.) und Antonis Maggoutas (re.) — Foto: © Federated Hermes

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