Dem ELTIF steht eine große Zukunft bevor

Die Europäische Union hatte sich große Ziele gesetzt, als sie 2015 den „European Long-Term Investment Fund“ – kurz: ELTIF – aus der Taufe hob: Das neue Fondsvehikel sollte erstens vermehrt privates Kapital mobilisieren für Investments in Infrastruktur, generell Sachwerte, mittelständische Unternehmen sowie bestimmte Immobilien. Zweitens sollte für Privatanleger eine neue Investmentmöglichkeit geschaffen werden, die ein attraktives Renditepotenzial mit höchsten Standards in Sachen Anlegerschutz verbindet. Und drittens sollte das grenzüberschreitend einheitliche und europaweit zu vertreibende Anlageprodukt einen Beitrag zu einer europäischen Kapitalmarktunion leisten. Kann der ELTIF diesen Anforderungen gerecht werden?
20. Juni 2022
Foto: © Kovalenko I - stock.adobe.com

Die Europäische Union hatte sich große Ziele gesetzt, als sie 2015 den „European Long-Term Investment Fund“ – kurz: ELTIF – aus der Taufe hob: Das neue Fondsvehikel sollte erstens vermehrt privates Kapital mobilisieren für Investments in Infrastruktur, generell Sachwerte, mittelständische Unternehmen sowie bestimmte Immobilien. Zweitens sollte für Privatanleger eine neue Investmentmöglichkeit geschaffen werden, die ein attraktives Renditepotenzial mit höchsten Standards in Sachen Anlegerschutz verbindet. Und drittens sollte das grenzüberschreitend einheitliche und europaweit zu vertreibende Anlageprodukt einen Beitrag zu einer europäischen Kapitalmarktunion leisten. Kann der ELTIF diesen Anforderungen gerecht werden?

Der Start dieses neuen Instruments verlief eher schleppend, wie man im Rückblick feststellen muss. Das ist allerdings auch nicht verwunderlich: Als streng regulierter Rechtsrahmen weist der ELTIF eine hohe Komplexität auf, die von den Fondsinitiatoren zunächst einmal durchdrungen werden musste, um erst im Anschluss auch potenzielle Investoren überzeugen zu können. Zudem gab und gibt es in vielen EU-Ländern konkurrierende Produkte, so dass der ELTIF zunächst seine Rolle am Investmentmarkt finden musste.

Der ELTIF nimmt langsam Fahrt auf

Inzwischen ist deutlich mehr Dynamik in den ELTIF gekommen: Nach Angaben der Ratingagentur Scope waren Ende 2021 europaweit 53 ELTIFs im Vertrieb. Scope schätzt das Fondsvolumen (platziertes Vermögen) zum 31.12.2021 auf 7,2 bis 7,7 Mrd. Euro. Am größten ist der Markt demnach in Italien, wo es Steuervorteile gibt, sowie in Frankreich, gefolgt von Deutschland auf Platz drei. Im Vergleich zu den 6,8 Bio. Euro, auf die sich der gesamte Markt der Alternativen Investmentfonds (AIF) summiert – und wozu auch der ELTIF zählt – ist dies freilich noch ein relativ kleiner Anteil. Doch das Angebot wächst: 25 der von Scope gezählten ELTIFs – und damit fast die Hälfte – sind allein im vergangenen Jahr an den Start gegangen. Die Fondsanalysten gehen davon aus, „dass sich die zuletzt beobachtete Dynamik am ELTIF-Markt weiter fortsetzen wird.“¹

Woher der Optimismus? Scope begründet die Einschätzung mit dem Finanzierungsbedarf von langfristigen Investitionen sowie dem Anlagebedarf von privaten und institutionellen Investoren in Zeiten relativ niedriger Zinsen und Renditen sowie hoher Volatilität am Kapitalmarkt. Das ist sicherlich richtig, betrifft aber im Grunde alle anderen Anlageinstrumente ebenfalls.

Vier Gründe für den Durchbruch

Aus meiner Sicht wird sich der ELTIF vor allem aus vier Gründen in den kommenden Jahren deutlich stärker etablieren: Erstens haben Fondsanbieter und Kapitalanleger inzwischen festgestellt, für welche Strategien, Assetklassen und Anlegergruppen der ELTIF eine optimal geeignete Struktur darstellt, die Vorteile gegenüber anderen Strukturen wie geschlossene Fonds oder Sondervermögen aufweist – und für welche nicht. Zweitens gehören Investments in Erneuerbare Energien in die Kategorie der besonders geeigneten Assets – und diese sind unter privaten wie institutionellen Investoren derzeit sehr gefragt. Drittens steigt der Bekanntheits- und zugleich der Professionalisierungsgrad rapide an. Vertriebseinheiten, beispielsweise in Banken, nehmen den ELTIF jetzt sukzessive in ihre Systeme auf. Und viertens schließlich ist für das kommende Jahr eine Anpassung der ELTIF-Verordnung geplant, die ihn für deutlich größere Anlegerkreise investierbar machen wird.

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