DAX-Reform muss wohl überlegt sein

Zu den angedachten Reformen in der DAX-Familie äußert sich Dieter Helmle, Vorstand beim unabhängigen Frankfurter Vermögensverwalter Source For Alpha.
9. November 2020
Foto: © Leonardo Franko - stock.adobe.com

Zu den angedachten Reformen in der DAX-Familie äußert sich Dieter Helmle, Vorstand beim unabhängigen Frankfurter Vermögensverwalter Source For Alpha:

 

„Da ein Börsenindex nie ein vollständiges Abbild der zugrundeliegenden Gesamtheit, wie der Wirtschaft eines Landes oder eines Segmentes darstellen kann, ist das derzeitige Konstruktionsprinzip des DAX schlüssig. Es hat ein klares und transparentes Regelwerk. Dass eine Indexkonstruktion stets angreifbar ist, liegt in der Natur der Sache, denn es wird beispielsweise immer einen Konflikt geben zwischen einer sachgerechten Abbildung und hoher Handelbarkeit.

Die Reformvorschläge sehe ich kritisch. Sie sind wohl der durch den Wirecard-Skandal aufgekommenen Kritik geschuldet. Warum 40 Aktien für einen Leitindex besser sind als 30, ist fraglich. Wenn der Börsenumsatz kein Kriterium sein sollte, dann könnten Aktien mit geringen Umsätzen aufgenommen werden, wodurch die Kurse dieser Titel von großen Fonds extrem beeinflusst werden könnten. Durch den Begriff „nachweislich profitabel“ und das Kriterium der Compliance-Aspekte wird deutlich, dass die Indexzusammenstellung zukünftig stärker von subjektiven Einschätzungen getragen werden könnte. Die Transparenz würde leiden.

Sollte die Profitabilität ein Aufnahmekriterium werden, bekäme man dadurch nicht zwangsläufig mehr moderne Unternehmen in den DAX. Denn moderne Branchen erzielen häufig zu Beginn keine Gewinne. Das war auch bei Amazon so. Zudem kann die deutsche Wirtschaft dadurch nicht unbedingt besser abgebildet werden. Denn sie besteht schwerpunktmäßig aus mittelständischen, nicht börsennotierten Unternehmen, weswegen die Zielformulierung bereits fraglich ist.

Dass der MDAX im Zuge der geplanten Reformen seiner Rolle als ″Mittelstandsindex″ womöglich nicht mehr gerecht werden könnte, sehe ich nicht als Problem. Denn die größten MDAX-Unternehmen zählen ohnehin nicht zum typischen ‚Mittelstand‘. Zuletzt häufigere Wechsel der Mitglieder etwa im SDAX sehe ich ebenfalls nicht als Problem. Dass im SDAX die Wechsel häufiger sind, liegt auch in der Natur der Sache, da neue Unternehmen in dieses Segment drängen.“

DAX — Foto: © Leonardo Franko — stock.adobe.com

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