Das Momentum von Impact Investing nutzen

2015 haben die Vereinten Nationen (UN) siebzehn Ziele für nachhaltige Entwicklung (UN SDG, Sustainable Development Goals) definiert und damit einen Fahrplan für die Bewältigung der dringendsten Probleme unserer Gesellschaft aufgestellt. Die Frist zur Erreichung dieser Ziele ist 2030. Um die Ziele zu erreichen, sind laut Expertenmeinungen jährliche Investitionen in Höhe von fünf bis sieben Billionen US-Dollar erforderlich. Privatmarktanlagen allein reichen nicht aus, um die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Eine Ausweitung der Bemühungen auf börsennotierte Unternehmen ist unerlässlich, um Unternehmenspraktiken in die richtigen Bahnen zu lenken und so einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu bewirken.
18. Juli 2022
Yvan Delaplace - Foto: © UBP

2015 haben die Vereinten Nationen (UN) siebzehn Ziele für nachhaltige Entwicklung (UN SDG, Sustainable Development Goals) definiert und damit einen Fahrplan für die Bewältigung der dringendsten Probleme unserer Gesellschaft aufgestellt. Die Frist zur Erreichung dieser Ziele ist 2030. Um die Ziele zu erreichen, sind laut Expertenmeinungen jährliche Investitionen in Höhe von fünf bis sieben Billionen US-Dollar erforderlich. Privatmarktanlagen allein reichen nicht aus, um die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Eine Ausweitung der Bemühungen auf börsennotierte Unternehmen ist unerlässlich, um Unternehmenspraktiken in die richtigen Bahnen zu lenken und so einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu bewirken. 

Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen: Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Ressourcenknappheit, Pandemien. Das Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften nimmt daher stetig zu. Im Zuge dessen haben sich auch die Anforderungen an Kapitalanlagen geändert. Mit Impact Investing bzw. der wirkungsorientierten Kapitalanlage hat sich eine Ausprägung etabliert, die sich zum Ziel gesetzt hat, einen messbaren positiven Beitrag zu den ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu leisten. Unternehmen, die innovative Lösungen und Technologien entwickeln, tragen zum Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele und ein harmonisches Miteinander von Menschen und Planeten bei. Wir sind davon überzeugt, dass genau diese Unternehmen, die zur Lösung der akuten gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Welt beitragen schneller wachsen, weniger regulatorischen Problemen gegenüberstehen und eine höhere Rentabilität aufweisen.

Mit Aktien Wirkung erzielen

Lange schien Impact Investing eine Domäne der Privatmarktanlagen zu sein. Inzwischen haben Anleger auch das Potenzial börsennotierter Unternehmen erkannt. Dafür waren drei Faktoren ausschlaggebend. Zum einen können Aktienanleger über Engagement, also den direkten kritischen Dialog mit Unternehmen, eine beträchtliche Hebelkraft entfalten. Zum anderen erreicht man mit Aktien im Gegensatz zu Privatmarktanlagen breite Anlegerschichten, die über Investitionen in Impact-Anlagen ihrem Wunsch nach positiver gesellschaftlicher Wirkung Ausdruck verleihen und damit letztlich den erwünschten Veränderungsdruck erhöhen können. Über die zunehmende Ausdifferenzierung des Marktes haben Anleger mehr Auswahl und können somit eher Anlagen tätigen, die sowohl ihre Werte berücksichtigen als auch ihre finanziellen Ziele erfüllen. Drittens veröffentlichen immer mehr Unternehmen nicht-finanzielle Daten, die nicht nur das Nachhaltigkeitsprofil ihres operativen Geschäfts darstellen, sondern vielmehr die gesellschaftliche oder ökologische Wirkung ihrer Produkte oder Dienstleistungen greifbar machen. Die höhere Verfügbarkeit solcher Daten eröffnet auch auf der Aktienseite Chancen für Impact Investoren.

Wirkung messbar machen

Die Impact-Messung bei börsennotierten Anlagen bleibt dennoch eine der größten Herausforderungen. Ein Anleger ist einer unter vielen Aktionären und kann folglich seine gewünschten Resultate nicht von vornherein in der Gewissheit festlegen, dass diese nicht mit den Prioritäten von anderen Anlegern in Konflikt geraten. Außerdem sind die nicht-finanziellen Informationen, die von börsennotierten Unternehmen offengelegt werden – selbst von solchen, die eine positive Wirkung erzielen – immer noch begrenzt. Von den Daten, die offengelegt werden, sind nur sehr wenige testiert und sie können auf unterschiedliche Weise berechnet werden, was einen Vergleich der Unternehmen erschwert.

Doch es gibt erste Fortschritte. Neben der Weiterentwicklung von Standardmetriken durch verschiedene Institute, haben wir zusätzlich unsere eigene Methode entwickelt. Im Zentrum unseres Anlageverfahrens steht das IMAP-Scoring-Modell, das es unseren Experten ermöglicht, die Wirkungsintensität der analysierten Unternehmen zu bewerten. IMAP steht für Intentionalität (Unternehmensstrategie), Materialität (Anteil des Umsatzes, der aus Geschäftsbereichen mit positiver Wirkung stammt), Additionalität (Grad der technischen Innovation) und Potenzial (Erzielung einer signifikant positiven Wirkung). Für jedes Segment wird ein Score-Wert von maximal fünf vergeben, sodass maximal ein Gesamtwert von 20 erreicht werden kann. Unternehmen, die nicht mindestens einen aggregierten Score-Wert von zwölf erreichen, werden in unseren Anlageprozessen nicht berücksichtigt.

Die wirksamste Methode, um wirklich Einblick in ein Unternehmen zu erhalten, ist die direkte Kontaktaufnahme. Im unmittelbaren Dialog mit dem Management weisen wir auf erforderliche Indikatoren hin und machen unsere Transparenzanforderungen deutlich. Dadurch sollte das Unternehmen eine weiter gehende Messung und Offenlegung seiner nicht an finanzielle Kennzahlen gebundenen Resultate vornehmen, die den Anlegern wichtig sind. Aktives Engagement ist in allen Phasen unseres Anlageverfahrens integriert, von der ersten Analyse eines Unternehmens bis zur Beurteilung der Wirkung.

In eine nachhaltige Zukunft investieren

Impact Investing orientiert sich an den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung. Fünfzehn der siebzehn SDGs lassen sich unserer Meinung in sechs Anlagethemen übertragen: Klimastabilität, gesunde Ökosysteme, nachhaltiger Lebensraum, Gesundheit, Grundbedürfnisse wie Nahrung und Wohnen sowie inklusive Volkswirtschaften. Wir investieren ausschließlich in Unternehmen, die einem dieser Anlagethemen zugeordnet werden können. Gerade jetzt befinden wir uns in einer Phase, in der viele Unternehmen ihren Unternehmenszweck in einen breiteren Stakeholder-Kontext stellen und somit auch empfänglicher für den Sinn und die Ziele von Impact Investoren werden. Unternehmensvorstände sind zunehmend bereit, sich mit Portfoliomanagern über die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit ihrer Unternehmen auszutauschen – und den Unternehmenszweck stärker an den Nachhaltigkeitszielen auszurichten. Als aktive Aktieninvestoren können wir das Momentum verstärken, um einen nachhaltigen Wandel voranzutreiben und Anleger an den überdurchschnittlichen Anlagechancen partizipieren zu lassen.

Gastbeitrag von Yvan Delaplace, Investment Specialist bei der Union Bancaire Privée (UBP)

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