Das moderne Stiftungsportfolio hat weniger Renten

Bernhard Matthes, CFA, Bereichsleiter BKC Asset Management, Portfoliomanager des BKC Treuhand Portfolios, Bank für Kirche und Caritas, führt in einem aktuellen Marktkommentar aus, wie sich Stiftungsportfolien künftig ausrichten müssten.
6. Januar 2021
BKC_Bernhard Matthes

Bernhard Matthes, CFA, Bereichsleiter BKC Asset Management, Portfoliomanager des BKC Treuhand Portfolios, Bank für Kirche und Caritas, führt in einem aktuellen Marktkommentar aus, wie sich Stiftungsportfolien künftig ausrichten müssten.

„Das Jahr 2020 hat Anleger vor große Herausforderungen gestellt. Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat die ohnehin fragile und in weiten Teilen “auf Pump” lebenden Weltwirtschaft gehörig ins Wanken gebracht. Einmal mehr griffen die Notenbanken mit ihren Notprogrammen zu gewaltigen Liquiditätshilfen, um ohnehin schon stark verschuldeten Unternehmen und Ländern den Rettungsanker zuzuwerfen.

Immer stärker außer Kraft gesetzt sind damit marktwirtschaftliche Preisbildung und traditionelle Konjunkturzyklen mit ihren zwar gelegentlich schmerzhaften, aber bereinigenden Auf- und Abwärtsbewegungen. An ihre Stelle tritt eine “Vollkasko-Mentalität”, welche die Fehlallokation von Kapital weiter verstärkt und liquiditätsgetriebene Überhitzungen in einigen Segmenten der Kapitalmärkte befeuert.

Niedrig ‑und Negativzinsen werden über 2021 hinaus zum gefährlichen Dauerzustand, gleichzeitig sind qualitativ hochwertige Vermögenswerte in den Anlageklassen Immobilien oder Aktien immer weniger erschwinglich.

Anleger, die regelmäßig ausschüttbare Erträge benötigen und den Kapitalstock wahren müssen, wie etwa Stiftungen, sehen sich unter diesen Bedingungen mit zunehmend schwierigeren Rahmenbedingungen in ihrer Kapitalanlage konfrontiert. Gerade kleineren Stiftungen fällt es immer schwerer, angemessene Anlageergebnisse zu erzielen, ihre Lage wird als Folge der Geldpolitik zunehmend prekär.

Historisch gewachsen sind nicht wenige institutionelle Portfolien in Deutschland stark Anleihen-lastig. Mit Rentenquoten von 70 Prozent oder mehr sind diese Anleger fragil gegenüber möglichen Inflationsüberraschungen. Daher sollten Stiftungen und Investoren mit hochgradig inflationsreagiblen Verbindlichkeiten durchaus mit Sorge auf die aktuell stärkere Verzahnung von extrem expansiver Geld- mit extrem expansiver Fiskalpolitik blicken und für die Zukunft in verschiedenen Geldentwertungsszenarien denken.

Ein modernes Stiftungsportfolio weist künftig sicherlich einen geringeren Anteil von Nominalwerten auf und partizipiert stärker an noch vertretbar bepreisten Risikoprämien mit Sachwertcharakter sowie marktunabhängigen Risikoprämien.

Anleihen

Klassische Anleihen haben beide ihrer Grundfunktionen eingebüßt: Weder liefern bonitätsstarke Anleihen einen angemessenen Ertrag, noch bieten sie jenen Schutz als risikoausgleichendes Instrument in Stressphasen, an den sich Anleger aufgrund ihres historischen Korrelationsverhaltens gewöhnt hatten. Gerade im März 2020 war zu beobachten, dass Staatsanleihen in Ländern mit bereits sehr niedrigen Zinsen (wie jene der Schweiz oder Deutschlands) nur noch sehr bedingt ein Portfolio stabilisieren konnten.

Um wegfallenden Ertrag zu substituieren, setzen Anleger stärker auf Aktiendividenden. Die Versicherungsfunktion erfüllt Gold als Stabilitätsanker ohne Ausfallrisiken im Portfolio deutlich besser als Anleihen. Folglich werden künftig generell niedrigere Rentenquoten in Portfolien nichtregulierter Anleger zu beobachten sein, die den Luxus haben, keine bestimmten Mindestrentenquoten halten zu müssen.

Innerhalb Anleihen-Allokation sind inflationsgeschützte Anleihen ein zeitgemäßer und sinnvoller Portfoliobaustein, der die Vorteile möglicherweise noch immer gewünschter Durationsrisiken mit der Schutzfunktion des Inflationsausgleiches durch die Koppelung an gängige Verbraucherpreisindizes vereint.

Gold

Das Edelmetall verspricht Schutz vor systemischer Instabilität, Negativzinsen und vor Inflation. Solange der Rausch des billigen Geldes anhält, bleibt der Goldpreis strukturell unterstützt. Aber auch falls die Inflation nicht eintritt und sich stattdessen „japanische Verhältnisse“ einstellen – dauerhaft kein Wachstum, keine Inflation, kein Zins – würde ein solches Umfeld dauerhaft expansive Maßnahmen von fiskalischer und monetärer Seite heraufbeschwören und dem Goldpreis wohl Aufwind verleihen.

Gold dient zuverlässig dem Kaufkrafterhalt. Gold konnte seit Euroeinführung 1999 pro Jahr um ca. 9,1 Prozent zulegen. Folgt man der Grundannahme, dass Gold immer eine konstante Kaufkraft hat und lediglich die Währungen variieren, in denen der Goldpreis gemessen wird, ließe sich schlussfolgern, dass die tatsächliche Geldentwertung im Euroraum in den vergangenen gut 20 Jahren bei eben jenen 9,1 Prozent jährlich lag – und damit deutlich höher, als offizielle Inflationsmaßstäbe suggerieren.

Wir verstehen Gold nicht als Rohstoff, sondern als Währung mit einem über mehr als 2.000 Jahre akkumulierten Vertrauenskapital. Gold dient dem Substanzerhalt, der risikofreien Wertaufbewahrung ohne Gegenparteirisiko. In unseren Portfolien haben wir die Goldquoten über das Jahr 2020 hinweg weiter erhöht.

Aktien

Aktien haben historisch die Funktion als inflationsschützender Portfoliobaustein überwiegend gut erfüllen können. Mit aktuell bereits hohen Aktienmarktbewertungen können sich Anleger aber keinesfalls auf weitere Bewertungsausweitungen als „Automatismus“ verlassen.

Historisch bestand kein linearer Zusammenhang zwischen Inflationsraten und Aktienmarktbewertungen. Sehr hohe und sehr niedrige Inflationsraten lasten im Gegenteil ab einem bestimmten Niveau auf den Bewertungen. Unternehmen sind je nach Geschäftsmodell, Branchenzugehörigkeit oder Land ganz unterschiedlich stark in der Lage, von einer Inflationierung zu profitieren. Anleger sind daher gut beraten, bei der Aktienauswahl hochgradig differenziert vorzugehen. An Bedeutung gewinnen Aktien von Unternehmen, die über eine hohe Preisfestsetzungsmacht verfügen und bei denen im Falle höherer Teuerungsraten überdurchschnittlich inflationsreagible Umsatz- und Gewinnentwicklungen zu erwarten wären. Hierzu gehören etwa Aktien mit Sachwertcharakter aus dem Bereich Grund- und Rohstoffe, den Sektoren Land- und Forstwirtschaft sowie von Unternehmen entlang der forst- und landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette, wie Produzenten von Düngemittel, Saatgut oder Landmaschinen.

Reale Werte: Grund und Boden

Investoren, die über entsprechende Möglichkeiten verfügen, denken über den Direkterwerb werterhaltender Vermögenswerte wie Forst- oder Landwirtschaftsflächen nach. Die gegenüber der Direktanlage „zweitbeste“ Möglichkeit kaufkrafterhaltende Anlagen zu tätigen, stellen sogenannte Real Estate Investment Trusts, kurz REITs, dar. Diese Aktiengesellschaften besitzen Wohn- oder Gewerbeimmobilien, spezialisierte REITs aber eben auch Forst- oder Agrarflächen, und bewirtschaften diese. Investoren profitieren nicht nur vom mindestens stabilen Wert des Bodens, sondern auch von inflationsreagiblen Ertragsströmen. Insbesondere für Stiftungen, die zur Erfüllung ihres Stiftungszwecks auf regelmäßige Erträge angewiesen sind, können Beimischungen von Immobilien- oder Spezial-REITS sinnvolle Portfoliobausteine sein.

CAT-Bonds

Diese meist von Rückversicherern emittierten Anleihen (auch Insurance Linked Securities (ILS) genannt) ermöglichen die Risikoübernahme aus Naturkatastrophen, wie Erdbeben oder Wirbelstürmen und führen insbesondere in Deutschland noch ein Schattendasein. Dabei können sie für Stabilität im Portfolio sorgen, da sie praktisch keine Korrelation zu traditionellen Assetklassen wie Aktien oder Staatsanleihen aufweisen. In einer Kapitalmarktwelt, in der nahezu alle Anlageklassen teuer sind, können die Risikoprämien in diesem Segment noch als eine der wenigen Nischen gelten, in denen Risiken angemessen bepreist sind.

 

Fazit

Stiftungen und langfristige Anleger, deren Gesamtvermögensstruktur aktuell noch von hohen Rentenquoten dominiert ist, kommen 2021 nicht umhin, sich mit anderen Anlageklassen und auch nicht-traditionellen Anlagerisiken zu befassen. In unserem Stiftungsfonds BKC Treuhand Portfolio (WKN A0YFQ9) tragen wir diesen Überlegungen bereits Rechnung und haben den Anteil von Nominalanleihen zugunsten inflationsgeschützter Papiere und alternativer Anlagen mehrfach abgesenkt.“

Bernhard Matthes, CFA, Bereichsleiter BKC Asset Management — Foto: © Bank für Kirche und Caritas

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