Das Geheimnis, langfristig nachhaltige Ergebnisse zu erwirtschaften

Zweifelsohne wird 2020 als eines der außergewöhnlichsten Jahre in die Geschichte eingehen. Es markiert das Ende der längsten Haussephase und steht für Volatilitätsschübe in noch nie da gewesenem Ausmaß. In nur wenigen Wochen wurde durch die Pandemie allen klar, worauf wir bereits seit geraumer Zeit hinweisen: dass Anleger überdurchschnittliche Preise für unterdurchschnittliche Erträge zahlen.
3. November 2020
Michael Roberge - Foto: © MFS Investment Management

Zweifelsohne wird 2020 als eines der außergewöhnlichsten Jahre in die Geschichte eingehen. Es markiert das Ende der längsten Haussephase und steht für Volatilitätsschübe in noch nie da gewesenem Ausmaß. In nur wenigen Wochen wurde durch die Pandemie allen klar, worauf wir bereits seit geraumer Zeit hinweisen: dass Anleger überdurchschnittliche Preise für unterdurchschnittliche Erträge zahlen.

Als die rosigen Aussichten langsam bröckelten, begaben sich Investoren an die Seitenlinie; Aktien erreichten Bärenmarktterrain und die Anleihenrenditen fielen auf Niveaus, die wohl kaum jemand erwartet hatte. Trotz des unsicheren wirtschaftlichen Ausblicks und künftiger Erträge haben die Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen und die Maßnahmen der US-Notenbank erneut die Risikobereitschaft begünstigt und eine rasante Markterholung herbeigeführt. Als langfristige Anleger möchten wir betonen, wie wichtig es ist, an einem disziplinierten Plan festzuhalten, Emotionen in Schach zu halten und über den gesamten Marktzyklus hinweg investiert zu bleiben. Schließlich kann der Zeitpunkt für Investitionen besonders günstig sein, wenn die Märkte am schwächsten scheinen – und damit am preiswertesten sind.

Warum Alpha wichtig ist 

Niemand kann aktuell mit Sicherheit sagen, ob wir eine längere Abschwungphase erreicht haben oder die Volkswirtschaften sich wieder erholen, sobald die Beschränkungen aufgehoben werden. Folgendes scheint jedoch klar: Das von geringen Schwankungen geprägte Umfeld der vergangenen zehn Jahre ist wohl zu Ende, und es wird zunehmend wichtig, Alpha in schwierigen Märkten ausfindig zu machen, um langfristige Ergebnisse zu sichern.1 Für aktive Manager, die über einen kompletten Marktzyklus hinweg investieren, könnten sich erhebliche Chancen auftun, um Alpha und überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften. In einem volatileren Umfeld, in dem Anleger auf die nächste Hiobsbotschaft warten, sollten sie sich auf das Risikomanagement und die Minimierung des Abwärtsrisikos konzentrieren. Auch dabei spielt aktives Management eine entscheidende Rolle.

Aktive Manager überzeugen in schwierigen Märkten

Die starke Entwicklung bei Aktien und Anleihen im vergangenen Jahrzehnt hat einen klaren Übergang vom aktiven zum passiven Management bewirkt. Manche sahen darin den Wunsch der Kostensenkung, während andere den Beweis fanden, dass viele aktive Manager hinter ihren Benchmarks zurückbleiben. Betrachtet man jedoch den Zeitraum von 2000 bis 2019, wird deutlich, dass aktive Manager in schwierigen Märkten besser abgeschnitten, sich also als äußerst nützlich erwiesen haben. In Anbetracht des aktuellen Umfelds und der Wahrscheinlichkeit weiterer schlechter Nachrichten wird die Fähigkeit, Kapital zu erhalten, in fallenden Märkten entscheidend sein, um über einen gesamten Marktzyklus hinweg Überrenditen zu erzielen.

 In schwierigen Märkten wird ein aktives Risikomanagement belohnt, das hingegen in passiven Portfolios nur schwach ausgeprägt ist. Aktive Manager wählen Wertpapiere gezielt aus, statt einfach nur „den Index zu besitzen“, und können Unternehmen oder Branchen mit nicht überzeugenden oder nicht nachhaltigen Erträgen ausschließen. Bei einer passiven Verwaltung ist eine solche Risikobewertung nicht möglich.

Wir verwalten das Risiko in ineffizienten Märkten aktiv und bemühen uns um Wertsteigerung, indem wir die Volatilität kontrollieren und veränderliche Marktzyklen effizienter durchqueren, statt kurzfristigen Gewinnen hinterherzujagen. Denn wenn es gelingt, in Baissephasen weniger zu verlieren, kann man auf dieser höheren Kapitalbasis aufbauen. Auf diese Weise können langfristige Erträge vermehrt werden – und aus diesem Blickwinkel heraus sollten Anleger heutzutage das Thema Risiko betrachten.

Kurzfristige Orientierung versus langfristige Anlageziele 

Fakt ist aber auch, dass sogar talentierte aktive Manager zeitweise schlechter abschneiden als der Durchschnitt. Für Anleger kann dies schwierig sein. Die Kapitalflüsse von Investmentfonds haben gezeigt, dass viele Anleger der Performance hinterherjagen und kurz vor Markthöchstständen investieren, nur um kurz vor Tiefstständen wieder auszusteigen.2 Das Ergebnis: Der Durchschnittsanleger verzeichnet eine schlechtere Performance.3 Der Grund liegt in der schlechten Ausrichtung der Anlagehorizonte.

Die meisten kompetenten aktiven Manager streben danach, konsistentes Alpha über einen gesamten Marktzyklus hinweg zu generieren, was in der Regel 7 bis 10 Jahre sind.4 In der

Branche ist es jedoch üblich, Kompetenz auf der Grundlage von Drei- und Fünfjahreszeiträumen zu bewerten. Tatsächlich entspricht ein Dreijahreszeitraum jedoch historisch gesehen nicht einmal der Hälfte eines vollständigen Marktzyklus. Obwohl die Mehrheit der Anleger sich dessen bewusst ist, scheinen nur wenige ein negatives Alpha auf Dreijahresbasis zu tolerieren.5 Wir halten es für sinnvoll, längere Performancezeiträume für die Beurteilung von Kompetenz zu nutzen.

Die Diskrepanz ist umso frappierender, wenn man sich den Anlagehorizont vor dem Hintergrund der Anlageintention ansieht – in der Regel ist das die Bildung von Rücklagen für die Rente. Die durchschnittliche anlagegewichtete Haltedauer für einen US-amerikanischen Equity Manager beträgt gerade einmal 2,8 Jahre. Das passt zu einem Performancezeitraum von 1 bis 3 Jahren, jedoch nicht zu den langfristigen Zielen der Anleger.

Antizyklischen Mut entwickeln

Anleger täten womöglich besser daran, eine Toleranz für unterdurchschnittliche Ergebnisse zu entwickelten – wir nennen das antizyklischen Mut. So könnten mit der Zeit höhere Wertschöpfung und ein besseres Ergebnis herbeigeführt werden. Bei Abverkäufen an den Märkten nutzen gute aktive Manager oftmals die Schwäche als Kaufgrund, sofern sie von einem Unternehmen überzeugt und geduldig genug sind, den Marktlärm zu ignorieren und auf die Erholung zu warten. Der jüngste Abschwung ist ein hervorragendes Beispiel dafür und zeigt den Unterschied zwischen überdurchschnittlichen aktiven Managern und dem Durchschnitt auf. Um einen Rückgang positiv zu nutzen, muss die Analyse und insbesondere die Modellierung von Szenarien bereitstehen. Wartet man Wertschwankungen ab, bevor man Unternehmen analysiert, ist es zu spät.

ESG als integraler Bestandteil 

Kompetente aktive Manager – also solche, die durch einen hohen aktiven Anteil und lange Haltezeiten Überzeugung demonstrieren, das Risiko mit Bedacht steuern und unterschiedliche Perspektiven vereinen – können auch Wertzuwächse in volatilen Märkten erzielen. MFS hat diese Philosophie sowie das folgende primäre Ziel schon immer verfolgt: Wertschöpfung für die Kunden durch eine verantwortungsbewusste Kapitalallokation schaffen. Unser Fokus auf eine langfristige Orientierung ist seit fast einem Jahrhundert Teil unserer Geschichte. Und der Begriff Nachhaltigkeit ist für uns gleichbedeutend mit langfristigem Investieren. Wir sehen nachhaltiges Anlegen also nicht als separate Praxis, sondern haben wesentliche ESG-Faktoren in unseren Research-Prozess integriert. Mit dieser und anderen Vorgehensweisen beleuchten wir Anlagen aus verschiedensten Blickwinkeln. Dies ermöglicht langfristige Erträge und zeichnet einen guten Vermögensverwalter und verantwortungsvollen Anleger aus.

Eine verantwortungsbewusste Kapitalallokation fußt auch auf einem differenzierten Anlageprozess. Bei MFS basieren Anlageprozess und ‑kultur auf drei unterschiedlichen Säulen: kollektivem Fachwissen, aktivem Risikomanagement und langfristiger Disziplin.

Fast einhundert Jahre lang haben wir unseren aktiven Anlageansatz und die Art und Weise, wie wir Kunden betreuen, unterschiedliche Perspektiven zusammenbringen, bei unseren Anlageideen unseren Überzeugungen folgen und das Risiko mit Bedacht steuern, auf ein einziges Ziel ausgerichtet: nachhaltige langfristige Ergebnisse für unsere Kunden zu generieren.

Gastautor: Michael W. Roberge, CFA, CEO von MFS Investment Management

Michael W. Roberge — Foto: © MFS Investment Management

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