„Space as a service“ – Technologie wird zum Schlüssel für Büros der Zukunft
Viele Büronutzer wünschen sich eine kreative und inspirierende Arbeitsumgebung mit ansprechend gestalteten Flächen und Rückzugsorten. Diese sollen nicht nur Produktivität und Innovation fördern, sondern auch ihre Sinne ansprechen. Zum Wohlbefinden gehören neben Zugang zu natürlichem Licht auch eine gute Luftqualität und ein angenehmes Geräuschniveau. Gerade die Bedeutung dieser sensorischen Aspekte, die das Well-Being der Büroangestellten wesentlich beeinflussen, ist durch die Pandemie noch einmal gewachsen. Regelmäßige „Health“- oder „Well-Being-Check-ups“, die diese Faktoren berücksichtigen und im Gebäude bewerten, werden von Mietern stärker nachgefragt werden.
Wichtig ist auch ein breites Angebot an Dienstleistungen und alternativen Nutzungskonzepten im Bürogebäude selbst, die auf die insgesamte Aufenthaltsqualität des Gebäudes einzahlen: Von Dachterrassen über Gastronomie und Einzelhandel bis hin zu Angeboten für E‑Mobilität oder Bike-Sharing. Urbanität im Gebäude und näherem Umkreis wird zukünftig gefragt sein, denn die Qualität der Büroimmobilie misst sich nicht zuletzt an der Aufenthaltsqualität des Viertels. Im Sinne der 15-Minuten-Stadt wird eine vielfältige, lebendige Mischung von Handel, kulturellem Leben und auch Wohnen zu einem wichtigen Standortkriterium. Insbesondere die nachrückenden Arbeitnehmergenerationen der Millennials und der Generation Z sind Treiber dieser Veränderung.
Technologien spielen hierbei eine Schlüsselrolle und stehen an der Schnittstelle zwischen einem verbesserten Dienstleistungsangebot auf der einen und der Gebäudeausstattung auf der anderen Seite. Mittels digitaler Tools und Sensoren können nicht nur die Klimaemissionen und der Energiebedarf eines Gebäudes deutlich reduziert werden – beispielsweise durch genaue Steuerung des Heizsystems – sondern auch die Luftqualität kontinuierlich überwacht und auf einem angenehmen Niveau gehalten werden. Kontaktlose Geräte und Displays, zum Beispiel für die Wegfindung und Aufzugssteuerung, werden künftig die Norm sein. Diese smarte Ausrüstung wirkt sich positiv auf die Qualität der Flächen aus und wird verstärkt nachgefragt werden. Außerdem können viele dieser technologischen Anwendungen auch in Bestandsgebäuden kostensensitiv realisiert werden, was zu einem nachhaltigen Lebenszyklus der Gebäude beiträgt.
Eine smarte Ausrüstung der Gebäude ist gleichzeitig die Voraussetzung für ein besseres Verständnis des Nutzerverhaltens. Je besser Eigentümer und Investoren dieses und die Leistungsdaten des Gebäudes verstehen, desto besser und flexibler können sie die Flächen anpassen und bewirtschaften. Dafür notwendig sind allerdings mehr und vor allem bessere Daten, beispielsweise darüber, wer zu welchem Zeitpunkt und auf welche Art und Weise die Büroflächen nutzt. Die Pandemie hat hier erste Ansätze geschaffen: So ermöglichen schon jetzt Visitor Management-Technologien, die aus Gründen des Gesundheitsschutzes für einen regulierten Zugang zu den Büroimmobilien eingeführt wurden, Vermietern einen besseren Überblick über die Nutzerströme und das Nutzerverhalten. In Zukunft können damit die Nutzungskonzepte für jeden Quadratmeter vermietbarer Fläche genau bestimmt werden.
Die Aufgabe: Transformation jetzt anstoßen
Die Corona-Pandemie öffnet damit der Immobilienwirtschaft ein einmaliges „window of opportunity“, um Büroimmobilien im Hinblick auf die Anforderungen einer neuen Arbeitswelt und der Herausforderung des Klimawandels zukunftssicher aufzustellen. Sie selbst kann dabei smarter und innovativer werden. Die Transformation, die wir momentan erleben, gilt damit nicht nur den Immobilien, sondern auch deren Betreibern und Investoren.
Autor: Sylvain Fortier
Chief Investment and Innovation Officer
Ivanhoé Cambridge
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