Kein Land steht so im Fokus der US-Zölle & Sanktionen wie China. Gleichzeitig hat sich China proaktiv auf Trumps zweite Amtszeit vorbereitet. Davon könnten heimische Aktien profitieren.
Manchmal kann die Börse Ironie. Dass Chinas Aktien mit dem Amtsantritt Donald Trumps im Januar eine erneute Rally starteten, hat Charme. Die Börsenbewegung könnte aber durch einige Faktoren erklärt werden:
- China wurde auch von Trumps Vorgänger Joe Biden nicht geschont.
- Sosehr China im Fokus der US-Zollpolitik steht, verlor die Sonderstellung im April an Bedeutung, als die USA fast die gesamte Welt mit Strafzöllen überzog. Zudem wird die Einführung vieler Zölle immer wieder vertagt – der mittlere Zollsatz dürfte derzeit „nur“ rund 40 Prozent betragen. All dies könnte den Drang westlicher Firmen reduzieren, ihre Lieferketten aus China heraus zu verlegen.
- China hat sich auf die neue US-Regierung vorbereitet und ihr umgehend die Stirn geboten.
- Der Anteil der für die USA bestimmten chinesischen Exporte hat sich binnen acht Jahren auf rund zehn Prozent halbiert. Überhaupt ist Chinas Wirtschaft weit weniger vom globalen Handel abhängig als oft vermutet: 2024 machten Exporte weniger als 20 Prozent vom BIP aus (in der EU sind es 36 Prozent).
Es wundert daher nicht, dass die Börsentreiber vor allem heimisch sind. Nicht nur Positive, wie die Börse vor den jüngsten Kursrallys gezeigt hat: seit 2021 hinkt sie sowohl der US- als auch der europäischen hinterher. Die Probleme sind bekannt und teils ungelöst: der übersättigte Immobilienmarkt, die Alterung der Gesellschaft, die hohe Verschuldung der Gebietskörperschaften, die Machtkonzentration der Partei, löchrige Datenqualität, schlechte Verbraucherstimmung, hohe Sparquote, und natürlich die Überkapazitäten in vielen Sektoren.
Genau hier setzt die „Anti-Involution“ Strategie der Regierung an. Es wurden etwa Maßnahmen für die Sektoren Solar, Elektroautos und Batterien ergriffen, um zusätzliche Kapazitätserweiterungen und ruinöse Preiskämpfe zu reduzieren. Genauso wichtig ist unseres Erachtens die erneute Wende beim Thema staatlich geführter Unternehmen versus Privatwirtschaft. Nach dem holprigen Neustart nach COVID erkannte die Regierung, dass die wichtigsten Impulse, Innovationen und neuen Arbeitsplätze von privaten Firmen geschaffen werden. Gleichzeitig profitiert die Privatwirtschaft auch von Pekings Weichenstellungen. Zu den stärksten Aktien gehörten etliche aus den strategischen Sektoren (KI, EVs, Halbleiter, erneuerbare Energien und Biotechnologie).
Der MSCI China hat dieses Jahr fast 40 Prozent zugelegt und die Bewertung liegt wieder auf dem 15-Jahresschnitt. Dennoch spricht weiter einiges für diese Region: (1) Die Vielzahl spannender Firmen mit Spitzenpositionen in Zukunftsbranchen. (2) Eine im internationalen Vergleich moderate Bewertung. (3) Chinesische und amerikanische Aktien weisen eine geringe Korrelation auf. Wem die hohe Konzentration auf den (und im) US-Markt Sorgen bereitet, findet hier ein Gegengewicht. (4) Gerade, wenn man mit einem weiter schwachen Dollar rechnet. (5) Wir erwarten 2026 ein Gewinn-wachstum von rund 15 Prozent. (6) Immobilien und Anleihen bleiben für heimische Investoren wenig attraktive Alternativen zu Aktien. Die Dividendenrenditen liegt erstmals über den 10-Jahreszinsen in diesem Jahrhundert. (7) War China noch vor kurzem der unbeliebte Nachbar in Asien, hat Trumps aggressive Außenpolitik den diplomatischen Ambitionen Pekings neuen Rückenwind verliehen.
Sebastian Kahlfeld, Leiter Aktien Emerging Markets: „Chinas schrittweise Erholung kontrastiert mit der Ernüchterung in anderen Regionen. Selbst wenn man nicht an eine breite Erholung glaubt, könnten viele technologiebezogene Sektoren auch nach der jüngsten Neubewertung noch solides Potenzial bieten.“ Natürlich braucht man starke Nerven in Chinas Aktienmarkt. Sowohl der chinesische als auch der amerikanische Präsident können im Nu Schlagzeilen produzieren, die ganzen Branchen über Nacht herbe Kursverluste bescheren.
DWS CIO Special




