In turbulenten Zeiten wie diesen überlegen Kapitalanleger zweimal, wie sie ihr Geld anlegen. Ganz besonders gilt dies für den Immobiliensektor, wo bekanntlich die Preise kräftig weiter steigen und die Finanzierungskosten zunehmen.
Gleichzeitig scheinen die unerwarteten globalen Ereignisse kein Ende zu nehmen. Neben der Corona-Pandemie und einer hohen Inflation belastet zusätzlich der Ukraine-Krieg Volkswirtschaften und Märkte. Dem Wachstum der Immobilienmärkte in Deutschland und Österreich tut dies indes keinen Abbruch. Mit mehr als 111 Milliarden Euro Umsatz hat der deutsche Immobilienmarkt laut JLL im vergangenen Jahr ein sattes Plus von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt. Er bleibt nach den USA der zweit liquideste Markt der Welt. Auch in Österreich kletterte die Zahl der Transaktionen im vergangenen Jahr – auf einen verbücherten Verkaufswert von 43,2 Milliarden. Das sind knapp 23 Prozent mehr als 2020.
Im europäischen Städtevergleich nehmen beide Länder zugleich herausragende Positionen ein. Laut Analyse-Unternehmen Real Capital Analytics, das die Immobilienkäufe in den Jahren 2007 bis 2020 ausgewertet hat, steht Berlin mit 42 Milliarden Euro europaweit an erster Stelle und Wien mit 12,2 Milliarden Euro an Position Nummer fünf.
Während Investoren aus Österreich mit 13 Prozent den dritten Platz im Ranking ausländischer Investoren einnehmen, die in Deutschland ihr Kapital anlegen – gilt dies auch umgekehrt. Unter den 2021 rund 13 Prozent in Österreich, die auf internationale Investoren entfielen, stellten Anleger aus Deutschland die deutliche Mehrheit, wie der Immo-Consulter EHL berichtet.
In Deutschland wächst zugleich die Zahl ausländischer Anleger weiter. Dort hat der E‑Commerce-Dienstleister Listenchampion insgesamt 142 Unternehmen mit ausländischem Sitz registriert, die ihrerseits aus 322 Gesellschaften bestehen.
Wie lässt sich diese Sogwirkung auf ausländische Anleger erklären? Hierzu mag etwa beitragen, dass auch in Deutschland wie Österreich die Preise weiter steigen – jedoch längst nicht in dem Maße wie in anderen europäischen Staaten und deren deutlich teureren Metropolen wie etwa Paris oder London. Zugleich sind ausländische Anleger gerade in diesen angespannten Zeiten intensiv auf der Suche nach attraktiven und zugleich vergleichsweise sicheren Investment-Möglichkeiten. Insbesondere Anleger, die eine langfristige Strategie verfolgen, ohne zu sehr ins Risiko gehen zu wollen, werden in Deutschland und Österreich fündig.
Hohe Erwartungen auch auf politischer Ebene
Denn tatsächlich zeichnen sich beide Märkte im Herzen Europas durch starke Volkswirtschaften, eine stabile Entwicklung sowie durch eine im europäischen Vergleich geringe Arbeitslosenquote aus. Hinzu kommt die breite Palette an Möglichkeiten zur Diversifikation des Anleger-Portfolios.
Ist doch der Immobilienmarkt innerhalb Deutschlands deutlich weniger zentriert als in anderen europäischen Ländern wie etwa Frankreich. In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt 80 Großstädte mit mindestens 100.000 Einwohnern sowie 15 Städte mit mindestens 500.00 Einwohnern.
Doch auch Österreich bietet ausländischen Investoren attraktive Bedingungen, gerade angesichts seiner Stabilität und wirtschaftlichen Leistungskraft. So ist Österreichs Wirtschaft laut Statistik Austria im vergangenen Jahr real um 4,5 Prozent gewachsen. Insgesamt lag der Umsatzindex für Industrie und Bau im Januar 2022 bereits 26,1 Prozent über dem Vorkrisenniveau vom Januar 2019. Hochkonjunktur zeigt sich auch anhand der Rekordanzahl an offenen Stellen — 171.000 im vierten Quartal 2021.
Entsprechend optimistisch zeigen sich österreichische Marktakteure mit Blick auf 2022. Laut dem aktuellen Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt 2022 des Marktforschungsinstituts EY bewerten 93 Prozent der befragten Marktteilnehmer den Österreichischen Immobilienmarkt als attraktiv – mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) empfindet den Standort sogar als sehr attraktiv – das sind deutlich mehr als in der Umfrage vom letzten Jahr (35 %).
Hohe Erwartungen herrschen auch auf politischer Ebene. Gerade in Deutschland. Dort hat die im vergangenen Herbst neu gewählte Bundesregierung bereits positive Erwartungen geweckt. Hat diese doch in ihrem Koalitionsvertrag einen wichtigen Schwerpunkt auf den Bereich „Bauen und Wohnen“ gelegt. Zudem will die Ampelkoalition massiv in die Infrastruktur investieren, die für Immobilien grundsätzlich ein wichtiger Faktor zur Wertsteigerung bleibt. Zusätzlich bündelt die Regierung das deutsche Bauwesen, die Bauwirtschaft sowie die Stadtentwicklung in einem eigenen Bauministerium und unterstreicht somit den Stellenwert, den künftig Fragen zu Wohnen und Bauen bekommen sollen.
Somit spricht vieles dafür, dass Deutschland wie Österreich auch künftig zentrale Standorte für Immobilien-Investments bleiben werden, auch und gerade für Anleger aus dem Ausland. Ein Selbstläufer sind sie deswegen aber dennoch nicht.
Hängen sie doch auch künftig von wichtigen Grundvoraussetzungen ab. Hierzu zählen etwa ein effektiver Marktzugang, ein stabiles Netzwerk vor Ort und – ganz besonders – fundierte Marktkenntnisse, die ebenso unverzichtbar sind wie ein professionelles Risiko- und Asset Management. Gerade wenn es darum geht, langfristige Investitionen zu Erfolgen zu machen.
Gastbeitrag von Tomasz Dukala, EPH European Property Holdings