Börsenweisheiten?

"Sell in May and go away – but remember to come back in September", lautet eine bekannte Börsenweisheit. Da viele Investoren während der Sommerzeit in Urlaub gehen und daher das Volumen sowie die Risikobereitschaft vieler Marktteilnehmer tendenziell eher abnehmen, ist diese Börsenweisheit populär. Auch „Politische Börsen haben kurze Beine“ wird oft zitiert. Zu Recht? Fakt ist, 2025 ist anders.
20. Juni 2025
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“Sell in May and go away – but remember to come back in September”, lautet eine bekannte Börsenweisheit. Da viele Investoren während der Sommerzeit in Urlaub gehen und daher das Volumen sowie die Risikobereitschaft vieler Marktteilnehmer tendenziell eher abnehmen, ist diese Börsenweisheit populär. Auch „Politische Börsen haben kurze Beine“ wird oft zitiert. Zu Recht? Fakt ist, 2025 ist anders.

2025 ist kein normales Börsenjahr. Trump, Zollkrieg und andere weiterreichende Meldungen machen den Börsenalltag schwer. Kann man sich da auf platte Börsenweisheiten verlassen?

Nicht in jedem Jahr erwischen Anleger, die dem Aktienmarkt sprichwörtlich im Wonnemonat Rücken kehren, auch tatsächlich den besten Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen. Eine Analyse der Deutsche Bank hat das bestätigt. Gerade in der derzeitigen Situation, in der die Märkte von wirtschaftlicher Ungewissheit sowie geopolitischen Krisen wie der von US-Präsident Trump losgetretenen Handelskonflikt bewegt werden, raten Analysten davon ab, sich vom Börsenalltag zu verabschieden und den Sommer fernab zu genießen. Das könnte ein Trugschluss sein. „In einer Situation, in der sich die Märkte sehr stark nach oben und unten bewegt haben, ist es fraglich, ob das ein entscheidender Faktor sein kann”, geben Marktexperten zu.

Wie sieht es nun mit der anderen Börsenweisheit „Politische Börsen haben kurze Beine“ aus?

Um die Auswirkungen einer politikbezogenen wirtschaftlichen Unsicherheit zu messen, greift der Kapitalmarktanalyst Pascal Kielkopf von HQ Trust auf die Daten des US Economic Policy Uncertainty (EPU) Index zurück. Er identifizierte für den Zeitraum von 1950 bis heute alle Phasen, in denen der monatlich berechnete EPU-Index im jeweiligen politischen Umfeld besonders starke Ausschläge verzeichnete. Dazu zählten etwa Russland- und Finanzkrise, der Brexit und die Corona-Pandemie.

Diese Phasen stellt der Analyst den Bewegungen des US-Aktienindex S&P 500 gegenüber – sowohl in der unmittelbaren Reaktion der Märkte als auch im mittelfristigen Verlauf. Besonders im Fokus: Wie tief fallen die Aktien in Momenten politischer Unsicherheit – und wie stark erholen sie sich anschließend? Seine Analyse zeigt:

  • „Kurzfristig reagieren die Börsen durchaus auf erhöhte Unsicherheiten: Im Schnitt ging der S&P 500 in solchen Phasen um 9,2 % zurück.“
  • „Bemerkenswert ist, dass der Aktienindex in 17 von 18 gemessenen Phasen nachgab.“
  • „Lediglich im Jahr 1998 stemmte sich der S&P 500 gegen die aufkommende Unsicherheit rund um die russische Finanzkrise.“
  • „Besonders groß waren die Unsicherheit – und die Kursrückgänge – in den Jahren 1987, 2008 und 2020. Damals sorgten der Schwarze Freitag sowie die Finanz- und die Coronakrise für fallende Kurse.“

Wesentliche Erkenntnis: „Im Gegenteil haben sich Rücksetzer im Umfeld politischer Krisen sogar meist als günstige Gelegenheiten für Zukäufe oder das Aufstocken bestehender Positionen erwiesen“, so Kielkopf.

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