BlueBay AM: „Die EZB ist für eine negative Überraschung gut“

10. Dezember 2021
Mark Dowding - Foto: © RBC BlueBay AM

In der kommenden Woche stehen richtungsweisende Entscheidungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank an. Die Fed dürfte die Grundlagen für eine erste Zinserhöhung im Mai 2022 schaffen, vermutet Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management. In der Eurozone ist es komplizierter.

„In der vergangenen Woche stieg der Risikoappetit der Anleger wieder, denn die Befürchtungen hinsichtlich der Omikron-Variante begannen zu schwinden. Die Aktien- und Anleiherenditen stiegen und die Zinsaufschläge für Unternehmen und Staaten holten die vorherigen Verluste wieder auf.

In der Regel ist die Marktliquidität zu dieser Jahreszeit gering. Folglich braucht es nicht viel, um starke Marktbewegungen auszulösen. Abseits der Pandemie richten sich die Augen der Anleger in der kommenden Woche auf die Sitzungen der US-Notenbank (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB). Weil robuste Arbeitsmarktdaten auf eine weitere Stabilisierung der Wirtschaft hindeuten, könnte die US-Notenbank aus unserer Sicht eine Beschleunigung des Ausstiegs aus den Wertpapierkäufen ankündigen, um diese Ende März 2022 zu beenden. Das dürfte die Voraussetzungen für eine erste Zinserhöhung im Mai 2022 schaffen, auf die zwei weitere Erhöhungen in den Quartalen danach folgen.

In der Eurozone hat der Anstieg der Covid-Fälle dazu geführt, dass die EZB unserer Meinung nach genügend Spielraum für eine Verlängerung ihres Anleihekaufprogramms (APP) hat – selbst, wenn sie das Pandemie-Notfallankaufprogramm PEPP auslaufen lässt. Wir haben schon oft erlebt, dass die Währungshüter die Dinge auf die lange Bank schieben. Sie könnten sich daher dafür entscheiden, Pläne zur Reduzierung der Anleihekäufe bis zur geldpolitischen Sitzung im März nächsten Jahres zu verschieben.

Mehr Sorgen machen uns jedoch die Stimmen der Falken innerhalb der EZB. Viele von ihnen haben die Ankäufe von Vermögenswerten bisher nur widerwillig unterstützt. Jetzt, da die Inflation bei 6 Prozent liegt, werden ihre Einwände immer lauter. Daher besteht das Risiko einer negativen Überraschung seitens der EZB, die zu höheren Renditen und einer Ausweitung der Zinsaufschläge in der Peripherie führen könnte. Es besteht der Eindruck, dass die Unterstützung durch die Zentralbank die Preise für Vermögenswerte in die Höhe getrieben hat. Wenn sie nachlässt, müssen die Märkte ein neues Gleichgewicht finden. Wir vermuten jedoch, dass die EZB größere Zinsaufschläge nur begrenzt toleriert – trotz EZB-Chefin Lagardes Aussage, dass es ‚nicht die Aufgabe der Zentralbank sei, die Spreads zu kontrollieren‘.“

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