Biotechnologie im Rampenlicht – ein Sektor mit Wachstumspotenzial

Auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie standen Biotech-Unternehmen aufgrund der Entwicklung von Impfstoffen im Zentrum der Öffentlichkeit, der Regierungen und der Investoren. Das führte dazu, dass die Umsätze börsennotierter Biotech-Unternehmen im Jahr 2021 auf 216,7 Mrd. US-Dollar anstiegen. Das ist im Fünfjahresvergleich ein Zuwachs von 35 Prozent. Die Erfolgsgeschichte von Biotechnologie ist damit aber längst nicht vorbei, denn der Sektor bietet langfristige Investitionschancen.
8. Dezember 2022
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Auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie standen Biotech-Unternehmen aufgrund der Entwicklung von Impfstoffen im Zentrum der Öffentlichkeit, der Regierungen und der Investoren. Das führte dazu, dass die Umsätze börsennotierter Biotech-Unternehmen im Jahr 2021 auf 216,7 Mrd. US-Dollar anstiegen. Das ist im Fünfjahresvergleich ein Zuwachs von 35 Prozent. Die Erfolgsgeschichte von Biotechnologie ist damit aber längst nicht vorbei, denn der Sektor bietet langfristige Investitionschancen. 

Die Biotechnologie-Branche vereint neben langfristigem Wachstumspotenzial zwei wichtige defensive Eigenschaften: Auf der einen Seite profitiert der Sektor von der konjunkturunabhängigen und wachsenden Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und Medikamenten. Auf der anderen Seite wird die Branche von globalen demografischen Trends gestützt und verstärkt. Die Ausgaben für Entwicklung und Forschung haben sich von 45,7 Mrd. US-Dollar fünf Jahre zuvor auf 88,6 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021 fast verdoppelt. Die für diesen Sektor zuständige US-amerikanische Regulierungsbehörde, die Food and Drug Administration (FDA), genehmigte im vergangenen Jahr 63 neue Medikamente, verglichen mit 35 Neuzulassungen im Jahr 2016. Darüber hinaus befinden sich derzeit über 6.000 Medikamente in der Entwicklung.

Spezifikationen in Potenziale umwandeln

Die Biotechnologie ist geprägt von Spitzenforschung und ‑entwicklung, die die Art und Weise, wie Medikamente traditionell hergestellt werden, verändert. Ein aktuelles Beispiel sind die COVID-19-Impfstoffe von Pfizer-BioNTech und Moderna, die beide die mRNA-Technologie verwenden. Ein Werkzeug, das den Körperzellen im Wesentlichen beibringt, eine Immunreaktion gegen das Virus zu erzeugen. Wir beobachten eine wachsende Zahl von Unternehmen, die sich mit Therapien auf mRNA-Basis, die als bahnbrechend gelten, beschäftigen. So kaufte beispielsweise der französische Pharmakonzern Sanofi im Jahr 2021 das Biotech-Unternehmen Translate Bio, um seine Impfstoffentwicklung zu beschleunigen. Sanofi möchte dadurch das Potenzial von mRNA in anderen strategischen Bereichen wie der Immunologie, Onkologie und seltenen Krankheiten erschließen. Im Jahr 2022 kaufte der deutsche Arzneimittelhersteller Merck das Unternehmen Exelead, einen Spezialisten für injizierbare Wirkstoffe – ein Schlüsselelement für mRNA-Impfstoffe. Investitionen in Unternehmen, die bedeutende Technologien entwickeln oder nutzen, können attraktiv sein, da diese an der Spitze des medizinischen Fortschritts stehen und potenziell überzeugende Renditen für Aktienanlagen bieten.

Defensive Eigenschaften von Vorteil

Zudem sind Biotech-Geschäftsmodelle in der Regel weniger abhängig von Konjunkturzyklen, da es einen ständigen Bedarf an Gesundheitsfürsorge sowie an Medikamenten zur Behandlung bestehender oder neuer Krankheiten gibt. Dies zeigt sich auch in den Quartalsergebnissen der Biopharma-Unternehmen. Denn trotz schwierigerer wirtschaftlicher Bedingungen vermelden sie robuste Ergebnisse. Außerdem profitieren sie vom Schutz des geistigen Eigentums, da Medikamente patentiert sind und es somit bei der Markteinführung keinen direkten Wettbewerb gibt. Zwar sind die Eintrittshürden zu Beginn der Entwicklung nicht übermäßig hoch, aber viele der Produkte, die sich in der Frühphase befinden, scheitern. Daher sollten Investoren eine diversifizierte Anlagestrategie entwickeln, um Unternehmen, Technologien und Produkte auszuwählen, die die größten Erfolgsaussichten und ‑chancen bieten. Der gesamte Biotech-Sektor wir zudem von starken langfristigen Fundamentaldaten sowie strukturellen Veränderungen, die wir in der Demografie und im Lebensstil beobachten können, gestützt.

Ein günstiges regulatorisches Umfeld

In den USA stieg die Zahl der Neuzulassungen in den letzten Jahren stetig an. Auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie beschleunigten die Aufsichtsbehörden sogar ihre Zulassungsverfahren, um dringend benötigte Impfstoffe und Therapiemöglichkeiten schnellstmöglich auf den Markt zu bringen. Der Impfstoff von Moderna brauchte rekordverdächtige 63 Tage von der Erforschung der Genetik des Virus bis zu den ersten Tests an Menschen. Der von Pfizer-BioNTech wurde in weniger als einem Jahr autorisiert. Zum Vergleich: In der Vergangenheit betrug die kürzeste Zeitspanne, in der ein neuer Impfstoff entwickelt wurde – für Mumps in den 1960er-Jahren – vier Jahre. Diese Möglichkeit, die Beurteilungs- und Zulassungsfristen zu verkürzen, ohne die Sicherheit zu beeinträchtigen, wird wahrscheinlich auch weiterhin für neue Medikamente zur Behandlung von Krankheiten und Verläufen gelten. So hat die FDA vor Kurzem eine beschleunigte Zulassung für ein neuartiges Medikament zur Behandlung von Gebärmutterhalskrebs erteilt, nachdem die ersten klinischen Studien gute Ergebnisse gezeigt hatten.

Therapeutische Schwerpunktbereiche

In der Onkologie sind ebenfalls spannende Entwicklungen zu beobachten: Die Zahl der Versuche mit Krebsbehandlungen stieg in den vergangenen fünf Jahren um 56 Prozent. Bis 2026 werden sich die Ausgaben laut dem Forschungs- und Analyseunternehmen IQVIA voraussichtlich auf über 300 Milliarden US-Dollar belaufen. Weiteren Schätzungen zufolge kamen rund 30 Prozent der Produktpipeline der gesamten Pharmaindustrie im Jahr 2020 aus dem Bereich Onkologie.

Die Genmedizin, die Behandlungen umfasst, bei denen schädliche Gene verändert oder ersetzt werden, hat in den letzten Jahren große Durchbrüche erzielt. Dies ist ebenfalls ein Bereich, den Investoren im Blick haben sollten. Gleiches gilt für die Neurologie und Neurowissenschaften. So lieferten das japanische Unternehmen Eisai und sein Partner Biogen zum Beispiel überzeugende klinische Daten für eine potenziell krankheitsmodifizierende Alzheimer-Behandlung. Roche und Eli Lilly werden voraussichtlich im kommenden Jahr Daten aus der Spätphase vielversprechender Medikamente veröffentlichen.

Verdient im Rampenlicht

Im September 2022 startete der US-Präsident Joe Biden eine neue Initiative zur Förderung der biotechnologischen Forschung und Produktion in den USA. Das könnte die Rahmenbedingungen für den globalen Zugang zu Medikamenten aus dem Biotechnologie-Sektor weiter verbessern und Investoren langfristige Chancen bieten. Wir sind der Ansicht, dass hochwirksame, sichere Arzneimittel immer eine große wirtschaftliche Bedeutung haben werden, da es so viele Krankheiten und Therapiebereiche gibt, in denen neue Produkte dringend benötigt werden. Unternehmen mit innovativen Produkten, die diesen ungedeckten medizinischen Bedarf bedienen, bieten also spannende Investmentmöglichkeiten.

Gastbeitrag von Linden Thomson und Peter Hughes, Portfoliomanager bei AXA Investment Managers

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