Bergbauindustrie: Ein entscheidender Sektor für wirtschaftliche Stabilität

Während der strategische Wert von Metallen viele Jahre lang übersehen wurde, steht er nun wieder im Mittelpunkt des Wettbewerbs zwischen den Nationen. Viele Staaten arbeiten inzwischen strategisch an eigenen Versorgungsketten für kritische Ressourcen, die für ihre Volkswirtschaften unverzichtbar sind. Alessandro Valentino, Produktmanager bei VanEck, erklärt die wachsende Bedeutung dieser Branche und warum Investoren diese als Teil der Diversifizierung ihres Portfolios in Betracht ziehen könnten.
9. Januar 2025
Alessandro Valentino - Foto: Copyright VanEck

Während der strategische Wert von Metallen viele Jahre lang übersehen wurde, steht er nun wieder im Mittelpunkt des Wettbewerbs zwischen den Nationen. Viele Staaten arbeiten inzwischen strategisch an eigenen Versorgungsketten für kritische Ressourcen, die für ihre Volkswirtschaften unverzichtbar sind. Alessandro Valentino, Produktmanager bei VanEck, erklärt die wachsende Bedeutung dieser Branche und warum Investoren diese als Teil der Diversifizierung ihres Portfolios in Betracht ziehen könnten.

Die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) im Jahr 1951 verdeutlichte die wesentliche strategische Rolle dieser beiden Rohstoffe. Durch die Integration der militärisch wichtigen europäischen Kohle- und Stahlindustrie sollte ein Konflikt materiell unmöglich gemacht werden.

Mehr als 70 Jahre später wird die strategische Rolle der Bergbauindustrie oft übersehen, nicht zuletzt von Investoren. Aber der Sektor ist nicht nur für das Militär lebenswichtig, er ist auch die Grundlage der Lieferketten für viele Branchen. Kurz gesagt, der Abbau und die Verarbeitung von Mineralien sind für moderne Volkswirtschaften lebenswichtig; ohne sie können Volkswirtschaften und innovative Technologien nicht funktionieren.

Damit steht der Bergbau plötzlich wieder im Mittelpunkt des Interesses: Im Wettbewerb der Großmächte bedeuten der Wettlauf um die Entwicklung sauberer Energie und die Verschärfung der geopolitischen Spannungen, dass Regierungen einen starken Fokus auf die Versorgung mit – insbesondere kritischen – Mineralien legen. Kritische Materialien sind definiert als Materialien, die ein hohes Risiko für eine Unterbrechung der Lieferkette aufweisen und eine wesentliche Funktion in einer oder mehreren Energietechnologien erfüllen, einschließlich solcher zur Erzeugung, Übertragung, Speicherung und Einsparung von Energie. Es gibt einen wachsenden internationalen Wettbewerb um die Metallreserven, von denen viele in instabilen oder dem Westen nicht freundlich gesinnten Ländern liegen. Insbesondere das weltweite Bestreben, die Infrastruktur zu erneuern und auszubauen, hängt von Metallen wie Eisen, Stahl und Kupfer ab.

Reserven sichern: eine globale Herausforderung

Die Länder arbeiten strategisch daran, ihre eigenen Versorgungsketten für kritische Ressourcen zu sichern, wobei sie oft dem heimischen Bedarf in einer Weise Priorität einräumen, die den globalen Zugang zu anderen Märkten beeinträchtigen kann. China verfügt beispielsweise über beträchtliche Reserven an seltenen Erden, die für die Herstellung verschiedener High-Tech-Geräte und militärische Anwendungen von entscheidender Bedeutung sind.

Es gibt inzwischen Bedenken über die mögliche Bildung von „Mineralienkartellen“ wie die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC). Solche Allianzen könnten die globale Angebots- und Nachfragedynamik manipulieren und so Herausforderungen für den internationalen Handel und die wirtschaftliche Stabilität schaffen. Zum Beispiel verfügen die Länder im sogenannten südamerikanischen Lithium-Dreieck über enorme Reserven des weißen Metalls. Einige haben vorgeschlagen, eine Organisation der Lithium-exportierenden Länder zu gründen, ähnlich wie die OPEC.

Wie die Vereinigten Staaten und die Europäische Union ihre Lieferketten schützen

Die Konzentrierung ist ein besonderes Problem bei den kritischen Mineralien, die als wesentlich für die wirtschaftliche und nationale Sicherheit eines Landes angesehen werden. Ihre Lieferketten sind anfällig für erhebliche Unterbrechungen. Je nach den politischen Prioritäten bewerten die Regierungen ständig das Risiko für die Versorgung, das sich aus der Produktionskonzentration ergibt. Sie wollen eine Verknappung des Angebots vermeiden, die die Preise in die Höhe treiben könnte.

Nicht nur der Abbau- sondern auch der Verarbeitungsort von Mineralien stellt ein Risiko dar. So dominiert China beispielsweise die Verarbeitung von kritischen Mineralien wie Kupfer, Kobalt, Lithium und Graphit sowie von Seltenen Erden. Dies stellt ein erhebliches Risiko für die globalen Lieferketten dar und hat die USA und die EU dazu veranlasst Gesetze zu verabschieden, die unter anderem darauf abzielen, die Verarbeitungsknotenpunkte zu diversifizieren und die Abhängigkeit von einem einzigen Land zu verringern.

Viele Jahrzehnte lang wurde die strategische Rolle von Metallen und Mineralien von Regierungen und Investoren übersehen, aber das ändert sich jetzt. Die Bestrebungen, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen und die Weltwirtschaft zu dekarbonisieren, hängen beide von einer ausreichenden Versorgung mit Mineralien ab. Dies ist ein bedeutender Wandel, der für Bergbauunternehmen zweifellos Vorteile bietet.

Wie Anleger an diesem entscheidenden Wandel teilhaben können

Zunächst werden Regierungen wahrscheinlich eine Reihe von Anreizen wie Steuererleichterungen oder Zuschüssen einführen, um die Unabhängigkeit von Ressourcen zu fördern. Diese Anreize sind besonders vorteilhaft für Unternehmen, die in der heimischen Verarbeitung, im Recycling und in der Entwicklung innovativer Gewinnungstechnologien tätig sind. Darüber hinaus könnte ein Anstieg der Nachfrage die Preise für bestimmte Mineralien und Metalle mittel- bis langfristig ansteigen lassen, wobei mögliche Schwankungen von der allgemeinen Wirtschafts- und Lieferkettendynamik abhängen.

Allerdings ist es schwierig, in die Bergbauindustrie zu investieren, da sie schwer zu analysieren und volatil sein kann. Für Anleger ist es zum Beispiel schwierig, die Stabilität bestimmter Länder oder kurzfristige Ungleichgewichte bei Angebot und Nachfrage zu prognostizieren. Dennoch können diese Faktoren die Aktienkurse von Bergbauunternehmen erheblich beeinflussen. In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Bergbauunternehmen erheblich gewandelt, insbesondere durch die Stärkung ihrer Bilanzen und die Senkung ihrer Verschuldung. Und wer weiß schon, wie sich das heikle Zusammenspiel von Konzentrationsrisiko und geopolitischem Schach entwickeln wird?

Da es kompliziert ist, direkt in Bergbauaktien zu investieren, bieten Bergbau-ETFs die Möglichkeit, mit einer einzigen Transaktion ein diversifiziertes Engagement zu erwerben. Sie diversifizieren ein Investment über mehrere Bergbauunternehmen, nach Region, Umsatz und Metallen.

Autor: Alessandro Valentino, Produktmanager bei VanEck

SOCIAL MEDIA

RECHTLICHES

AGB
DATENSCHUTZ
IMPRESSUM
© wirkungswerk
ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Anmeldung zum Newsletter