Bedeutung Alternativer Assets nimmt unvermindert zu

Alternative Anlageklassen liegen im Trend. Ob nun Private Equity, Private Debt oder Infrastruktur. Zum Geschäftsverlauf 2020, den Ausblick auf das laufende Jahr und die Bedeutung von Co-Investments sprach INTELLIGENT INVESTORS exklusiv mit Dr. Matthias Reicherter, Managing Partner und CIO der Golding Capital Partners GmbH.
15. März 2021
Dr. Matthias Reicherter, Geschäftsführer und CIO - Foto: © Golding Capital Partners

II: Inwiefern ist das Thema Infrastruktur-Investments für institutionelle Investoren von Bedeutung?
Dr. Reicherter: Infrastruktur-Investments gewinnen zunehmend an Bedeutung und stellen einen wichtigen Portfoliobaustein zur Diversifikation für institutionelle Investoren dar. Die öffentliche Hand wird sich künftig noch stärker auf massive Investitionen in die physische und digitale Infrastruktur konzentrieren müssen. Das gilt für Europa wie für die USA. Wir meinen, solche Investments sind insbesondere für den „Wiederaufbau“ der Wirtschaft „nach Corona“ und die Modernisierung bestehender Infrastruktur unbedingt notwendig. Und damit auch für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts hochrelevant. Der Einbezug von privaten Investoren ist in diesem Zusammenhang gerade vor dem Hintergrund zunehmender staatlicher Verschuldung sehr naheliegend.

Nehmen Sie als Beispiel die digitale Infrastruktur: Auch hier ist die Pandemie ein Beschleuniger. Jeder hat während der Krise realisiert, wie wichtig eine leistungsfähige Glasfaserinfrastruktur ist; die Bedeutung solcher Netze steht außer Frage. Wir erleben daher einen rasanten Ausbau in allen Bereichen. Das Gleiche gilt auch für das Stromnetz und die Energieversorgung oder etwa die breitflächigen Ladeinfrastrukturen für alternative Antriebstechnologien bzw. Kraftstoffe. Auch die soziale und Gesundheitsinfrastruktur spielen in diesem Zusammenhang eine immer größere Rolle im Rahmen unserer Portfolien.

Der hohe Investitionsbedarf gepaart mit der Vielzahl der sich aktuell im Fundraising befindenden Fonds und einem gewissen Aufholeffekt aufgrund der etwas geringeren Transaktionsaktivitäten in 2020 wird zu einem erhöhten Kapitalfluss in die Anlageklasse Infrastruktur führen. Es ist daher wichtig, hier mit Expertise und Erfahrung in den Investment- und Anlageprozess zu gehen.

Überdies zeichnet sich der Bereich der Infrastruktur-Investments durch eine hohe Krisenresilienz aus. Dies war in den vergangenen Jahren und gerade auch im letzten Jahr sehr gut zu beobachten. Speziell in Zeiten von erhöhter Volatilität auf den Finanzmärkten dient diese Anlageklasse institutionellen Anlegern als Stabilitätsanker. Das zeigt sich in der unvermindert hohen Nachfrage seitens der Investoren und beim Fundraising unserer beiden aktuell in Platzierung befindlichen Infrastruktur-Anlageprogramme.

II: Welche Auswirkungen hat das pandemische Geschehen auf den Private Debt- bzw. Private Equity-Markt?
Dr. Reicherter: Nach einem turbulenten Jahr an den Kapitalmärkten hat sich der Private Debt-Markt im Vergleich zum Beginn der COVID-19-Krise deutlich erholt. Auch der Private Equity-Markt ist fast wieder auf Vorkrisenniveau. Hier sehen wir also sehr positive Entwicklungen, auch wenn die Märkte natürlich immer noch von zahlreichen Unsicherheitsfaktoren belastet werden.

Nach einer zwischenzeitlichen weitgehenden Normalisierung der Geschäftsaktivitäten in einigen Sektoren im Sommer 2020, haben die wieder zum Jahresende beschlossenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Europa sowie den USA erneut Auswirkungen auf vor allem mittelständische Unternehmen und damit auch auf das primäre Marktsegment von Private Debt-Fonds erfahren.

Es ist daher damit zu rechnen, dass es im Zeitablauf zu einer erhöhten Anzahl an Kreditausfällen oder Brüchen von Kreditsicherungsklauseln kommen könnte.

Positiv ist jedoch, dass im Private Debt-Markt u.a. bei neuen Transaktionen bessere risikoadjustierte Renditen als vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie zu beobachten sind, was sich insbesondere in höheren Renditen sowie einer besseren Dokumentation widerspiegelt. Zusätzlich hat sich, trotz der durch COVID-19 erzeugten Unsicherheiten, das Fundraising verhältnismäßig gut entwickelt.

Langfristig ist davon auszugehen, dass der Buyout-Markt aufgrund des voraussichtlich weiter anhaltenden Niedrigzinsumfelds sowie der deutlich höheren Renditen im Vergleich zu anderen Anlageklassen profitieren wird. Kurzfristig ergeben sich jedoch auch hier Herausforderungen für die Marktteilnehmer. Hierzu zählen vor allem der in den letzten Jahren zugenommene Protektionismus, der nicht zuletzt zum Handelsstreit zwischen den USA und China beigetragen hat, sowie der weitere Verlauf der COVID-19-Krise.

Die mittel- bis langfristigen Erfolgsaussichten im Buyout-Markt verbleiben dennoch weiterhin überaus positiv. Hierfür spricht auch das sich immer noch auf Rekordhöhen bewegende zur Verfügung stehende Kapital der Fonds, welches von 1.670 Mrd. US-Dollar im Dezember 2019 auf 1.914 Mrd. US-Dollar im Dezember 2020 gestiegen ist.

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