Banken werden die Rezession besser meistern als erwartet

2. Juli 2020
Frankfurt Foto: © Frank Wagner

Dazu kommt, dass die deutlich verschärfte Regulierung dazu beigetragen hat, Risiken herauszunehmen und ein insgesamt ausgeglicheneres Geschäftsmodell zu finden. In den beiden Jahrzehnten vor der Finanzkrise hatte sich das Bankwesen im Wesentlichen in ein kasinoähnliches Geschäft verwandelt. Damals lag der Schwerpunkt auf Größe, hohem Wachstum, Diversifizierung, Globalisierung. Übernahmen wurden von einem manchmal opportunistischen Management unter Zugrundelegung fragwürdiger Annahmen durchgezogen, dazu kamen schlechte Buchhaltungspraktiken, begrenzte Offenlegung und eine eher ambivalente Regulierung. Größe, Umfang und Diversifizierung
wurden als Sicherheitsvorkehrungen angesehen, die beste Bonitätsratings, überhöhte Aktienkurse und schlechte Geschäftspraktiken förderten. Die Finanzkrise entlarvte dieses Geschäftsmodell dann als risikoreich und unhaltbar.

Die wesentlich strengere Regulierung genau wie eine Rückbesinnung auf klassische Geschäftsmodelle hat den Banken geholfen. Back to Basics lautete die Devise, zu Geschäftsmodellen, in denen geringeres Wachstum, konservativeres Kapitalmanagement und weniger Übernahmen belohnt werden. Und diese Geschäftsmodelle sind mittlerweile sehr gut verankert. Interessant ist, dass Investoren und Rating-Agenturen immer noch übermäßig pessimistisch zu sein scheinen und erwarten, dass die seltene Finanzkrise
kurz- bis mittelfristig wieder auftauchen wird. Dagegen steht, dass die Banken ihre schmerzhaften Lektionen gelernt haben.
Daher ist davon auszugehen, dass das neue, risikoärmere Geschäftsmodell dazu führt, dass sich Bilanzen und Erträge der Banken beim derzeitigen Wirtschaftsabschwung wesentlich besser als erwartet halten werden.

Für Anleger ergeben sich also durchaus Chancen. Wichtig ist, sich die stärksten Banken in den risikoärmsten Ländern herauszusuchen. Bankensysteme sind umso stärker, je höher das Wirtschaftswachstum, der Lebensstandard und die Regulierungsqualität in einem Markt sind.
Vorsicht ist geboten bei Banken, die eine rasante Ausweitung ihrer Bilanz durch Kredite, Übernahmen oder den Eintritt in neue Märkte aufweisen. Die meisten großen Übernahmen im Sektor haben die Erwartungen nicht erfüllt. Qualitativ hochwertige, globale Bankaktien sind dagegen einen Blick wert. Eine tiefe, lang anhaltende Rezession oder eine Wiederholung der Finanzkrise wären natürlich eine Herausforderung, aber die globalen regulatorischen Best Practices und konservativen Stresstests der vergangenen zehn Jahre untermauern die These, dass die Banken stärker, sicherer und solider geworden sind – und der Markt das noch nicht eingepreist hat.

Autor : Ivor Schucking,
Research Analyst bei der
Legg-Mason-Tochter Western Asset Management
Asset Management

Autor : Sebastian Angerer,
Research Analyst bei der
Legg-Mason-Tochter Western Asset Management
Asset Management

Foto: © Comofoto – stock.adobe.com

 

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