Baillie Gifford: Nicht blenden lassen von hohen Dividendenrenditen

Im Vorfeld der diesjährigen Dividendensaison sind von Analysten wieder einmal neue Rekordausschüttungen prognostiziert worden. Grundsätzlich eine gute Nachricht für Anleger, aber sie sollten sich nicht von hohen Dividendenrenditen oder vergangenen Ausschüttungen blenden lassen, warnt Toby Ross, Manager zweier Dividendenaktienfonds bei Baillie Gifford.
17. Februar 2022
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Im Vorfeld der diesjährigen Dividendensaison sind von Analysten wieder einmal neue Rekordausschüttungen prognostiziert worden. Grundsätzlich eine gute Nachricht für Anleger, aber sie sollten sich nicht von hohen Dividendenrenditen oder vergangenen Ausschüttungen blenden lassen, warnt Toby Ross, Manager zweier Dividendenaktienfonds bei Baillie Gifford.

„Aktien, die heute eine hohe Dividendenrendite bringen, aber nicht wachsen oder ihr Geschäft weiterentwickeln, sind oft verschwendete Investments, die das Vermögen des Anlegers auf lange Sicht schmelzen lassen.“ Ross hält es daher für aussichtsreicher, nicht nur im Bereich der klassischen Value-Aktien nach guten Dividendenzahlern, die eine gute Ausschüttungshistorie vorzuweisen haben, zu suchen. Vielmehr gehe es um einen zukunftsorientierten Blick:

„Manche Menschen betrachten Wachstums- und Dividendenaktien als Gegensätze. Wir sehen das nicht so. Unser Anspruch ist es, Aktien mit einer fantastischen, langfristigen Wachstumschance zu finden, die zugleich einen nachhaltigen Dividendenstrom zahlen können. Wir wollen dividendenstarke Unternehmen finden, die wir auch noch ein ganzes Jahrzehnt lang halten können.“

Dass Wachstum und hohe Ausschüttungen Hand in Hand gehen können, zeigt Ross an konkreten Beispielen: „Wir haben viele Unternehmen in unserem Portfolio, die zweistellige Wachstumsraten erzielen und gleichzeitig ihre gesamten Gewinne in Cash umwandeln – sei es die Kreditauskunftei Experian, das chinesische Spieleunternehmen Netease oder der Schweizer Spediteur Kühne + Nagel.“

Zu den größten Positionen in Ross‘ Portfolio gehören derweil Werte wie das Handelsunternehmen Fastenal, der Insulinhersteller Novo Nordisk, das Softwareunternehmen Microsoft oder das Logistikunternehmen UPS. Außerdem sind rund 20 Prozent des Portfolios in Asien und im pazifischen Raum investiert, darunter langjährige Positionen beim Sportbekleidungshersteller Anta Sports, der kürzlich die chinesische Olympiamannschaft sponserte, und dem taiwanesischen Chiphersteller Silicon Motion.

Solche Titel schaffen es jedoch bei vielen Dividendenjägern nicht auf den Einkaufszettel, weil dort andere Unternehmen mit hohen aktuellen Dividendenrenditen oder einer guten Historie stehen. Wie gefährlich das sein kann, verdeutlicht Ross an einem Beispiel:

„Man versetze sich 10 Jahre zurück in eine Zeit, in der die Orientierung an hohen aktuellen Dividendenrenditen dazu verleitet hätte, Aktien von Unternehmen wie RWE zu kaufen. Damals zahlte das Unternehmen eine hohe Dividendenrendite von mehr als 7 Prozent. Als Versorger hatte es zwar nur begrenzte Wachstumsaussichten, aber seine Dividenden waren über mehrere Jahre hinweg stetig gestiegen. Das sollte sie für Einkommensinvestoren perfekt machen. Leider erwies sich eine solche Annahme als falsch.“

Eine Investition von 100 € in RWE war zehn Jahre später nur noch 63 € wert, rechnet Ross vor. Die jährlichen Gesamtdividenden lagen bei etwa 2,40 Euro — weit entfernt von den 7,4 Prozent Rendite, die im ersten Jahr geboten wurden. Ein Investment in Microsoft hingegen hätte vor zehn Jahren im Hinblick auf die Dividendenrendite deutlich schlechter ausgesehen, auf lange Sicht jedoch sowohl mit seinen Kursgewinnen als auch mit seinen Dividenden viel besser überzeugt.

Viele Value-Aktien haben Ross zufolge kein nachhaltiges Geschäftsmodell – ob es sich nun um Tabakkonzerne, Produzenten fossiler Brennstoffe, Hersteller chemischer Grundstoffe oder schmutzige Versorgungsunternehmen handelt. Ross: „Deren Cashflows sind heute hoch, aber es werden erhebliche Investitionen erforderlich sein, um die Unternehmen auf eine CO2-ärmere Wirtschaft umzustellen – Investitionen, die erforderlich sind, damit sie überleben, nicht einmal wachsen, und die häufig die Fähigkeit zur Ausschüttung von Dividenden beeinträchtigen werden.“

Ross appelliert daher an Dividendenanleger, längerfristig zu denken: „Als Dividendeninvestoren haben wir einen langen Zeithorizont. Wir wollen unseren Kunden dabei helfen, ihren Ruhestand über 30 Jahre zu finanzieren, eine Stiftung für wohltätige Zwecke zu gründen oder ein anderes finanzielles Ziel zu erreichen, das sich über Jahrzehnte erstreckt — nicht nur über ein einziges Jahr. Wir müssen unsere Denkweise auf diesen Zeithorizont ausrichten und langfristige Erträge, nicht kurzfristige Renditen, finden.“ (ah)

 

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