Aus der Krise gestärkt hervorgehen

Multi Asset ist ein Dauerbrenner. Entsprechende Fonds kombinieren unterschiedliche Assetklassen und sind so sehr flexibel und anpassungsfähig. Wie schlagen sich diese Produkte in der Krise? Patrick Vogel, Portfoliomanager des MainFirst Global Equities Fund, MainFirst Global Equities Unconstrained Fund sowie des MainFirst Absolute Return Multi Asset, ging im Interview näher darauf ein.
20. Mai 2020
Segelboot

Multi Asset ist ein Dauerbrenner. Entsprechende Fonds kombinieren unterschiedliche Assetklassen und sind so sehr flexibel und anpassungsfähig. Wie schlagen sich diese Produkte in der Krise? Patrick Vogel, Portfoliomanager des MainFirst Global Equities Fund, MainFirst Global Equities Unconstrained Fund sowie des MainFirst Absolute Return Multi Asset, ging im Interview näher darauf ein.

 

INTELLIGENT INVESTORS: Die EU rutscht in die Rezession. Wie blicken Sie angesichts der volkswirtschaftlichen Daten auf die kommenden Monate?

Patrick Vogel: Mitunter wundert sich manch einer über die aktuellen schnellen Korrekturen und die einsetzenden Erholungen, obgleich die Nachrichtenlage dies nicht widerspiegelt. Doch tendenziell dreht der Finanzmarkt früher, als die fundamentalen Daten den Anlass dazu geben. Das erklärt den aktuellen Widerspruch zwischen den katastrophalen Zahlen (BIP / ifo etc.) und der jüngst gesehenen Entwicklung am Aktienmarkt.

Jedoch zeigen chinesische Daten, dass nach einem Lockdown die Erholung des Konsumenten nicht lange auf sich warten lässt: Konsumgüter erholten sich zwar schneller als Restaurants oder die Touristikbranche, aber auch diese Werte holen wieder auf.

Zunächst offenbarte die Covid-19-Pandemie schonungslos, wie anfällig einige der Produktionsketten in unserer globalisierten Volkswirtschaft sind. Nachdem jedoch einzelne Fabriken — zunächst in China — und nun auch USA und Europa wieder hochgefahren wurden, ist zu erwarten, dass ein Großteil der Lieferketten aufrechterhalten werden kann.

Nachhaltig sollte das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer zunehmenden Digitalisierung bleiben. Ob in der Arbeitswelt durch eine stärkere Nutzung von Home-Office oder der Geldwirtschaft durch mobile Zahlungslösungen; das Coronavirus führt zu disruptiven Veränderungen von Geschäftsprozessen. Viele der aus der Not geborenen Abläufe werden sich in der Zeit nach dem Lockdown weiterhin einer hohen Beliebtheit erfreuen. So dürfte die Nutzung digitaler Dienstleistungen wie z.B. das Outsourcing der IT-Infrastruktur in die Cloud, Essenslieferdienste oder Online-Apotheken nach Corona keinen Nachfragerückgang auf das Ausgangsniveau erleiden. Vielmehr zeigt die Erfahrung, dass aufgrund der einfachen Handhabung viele Kunden ihre Nutzungsgewohnheiten dauerhaft auf die internetbasierten Angebote umstellen. Außerdem sind Konsumenten in der westlichen Welt von ihrem Anspruch eines jederzeit verfügbaren schier unendlichen Produktangebots nicht abgerückt. Diesem Bedarf konnten zuletzt nur noch wenige internationale E‑Commerce Anbieter entsprechen. Integrierte Geschäftsmodelle mit eigener Logistikflotte und IT-Infrastruktur scheinen hierbei besonderes gut für die Zukunft gerüstet. Mangels globaler Vernetzung greifen kleine Einzelhändler derzeit sogar verstärkt auf das Markplatz-Angebot von den Markführern wie Alibaba oder Amazon zurück. Damit dürften sich die Verlagerung des Konsums aus stationären Formaten in Richtung des Internets noch mehr beschleunigen.

Hingegen scheinen einige Industrien einen nachhaltigen Schaden erlitten zu haben. Dies führt zu einer großen Dispersion innerhalb der Aktien-Indizes. Daher investieren wir nicht nur in den breiten Aktienmarkt via ETFs oder anderen Derivaten, sondern in einzelne Unternehmen. Wir sind uns sicher, dass unsere Investments sich gut entwickeln werden — auch in der Zeit nach Covid-19.

 

INTELLIGENT INVESTORS: Multi Asset war schon vor dem Corona-Ausbruch ein beliebtes Thema im Fondsvertrieb. Wie hat sich der MainFirst Absolute Return Multi Asset in den vergangenen Wochen geschlagen?

Vogel: Mit unseren Portfolien kamen wir bisher recht gut durch die Krise. Dafür gibt es in erster Linie drei Gründe.

Zum einen verfolgen unsere Aktien-Investments generell das Ziel, durch ihre thematische Ausrichtung deutlich über dem Markt-Durchschnitt zu wachsen. Dies geht einher mit einer üblicherweise höheren Bewertung bezogen auf das Kurs-Gewinn Verhältnis (KGV). Nun ist der Abverkauf an den Aktienmärkten diesmal recht typisch verlaufen: Wachstumsaktien mit hoher KGV-Bewertung haben besser abgeschnitten als Aktien mit günstiger Bewertung. Das gleiche Muster sahen wir schon in der Lehman-Krise 2007–2009 und 1990. Die einzige Krise, in der Werte mit höherer Bewertung deutlich schlechter abschnitten, war die IT-Blase von 2000–2002.

Zum anderen ist die Qualität unseres Rentenbestandes überdurchschnittlich hoch. Mit einem Durchschnittsrating von A+ half dieser Anteil, unseren Multi Asset Fonds zu stabilisieren. Die Ausrichtung, hier eher auf Rendite zu verzichten, hatte sich wieder einmal in Krisenzeiten ausgezeichnet und ließ sogar zu, vereinzelte Investments in attraktive Unternehmensanleihen zu tätigen, die mit einer höheren Verzinsung an den Markt gekommen sind.

Zuletzt trugen Aktien-Marktabsicherungen, zunächst durch Optionen, dann auch durch Futures, ebenfalls zu einer Stabilisierung des Portfolios bei. In der Summe führten diese drei Faktoren zu einem akzeptablen Drawdown in unseren Produkten.

 

INTELLIGENT INVESTORS: Ein kurzer Blick auf die Assetklassen. Wie hoch ist Ihre Aktienquote aktuell und welche Titel prägen das Portfolio?

Vogel: Aktuell sind wir mit einer Brutto-Aktienquote von circa 45% investiert. Um den Schwankungen gerecht zu werden, haben wir teilweise abgesichert. Entscheidend ist aber vielmehr die Ausrichtung unserer Aktien. So sind wir weiterhin in Themen investiert, die langfristig für den Investor profitabel sein sollten — Gesundheit ex Pharma mit 10%, Cloud-Computing mit 7% und Digitale Werbung mit 5% sind die Investmentthemen mit der höchsten Gewichtung. Diese und Themen wie Online-Apotheken oder Essens-Lieferdienste sollten durch die aktuelle Krise eher eine Beschleunigung erfahren und langfristig als Gewinner hervorgehen.

 

INTELLIGENT INVESTORS: Gold als Wertsicherungsmittel erfreute sich zuletzt größerer Beliebtheit. Mischen Sie das Edelmetall in Ihrem Fonds bei?

Vogel: Gold ist ein strategischer Bestandteil unseres Portfolios. Was sehen wir? Die Haushaltsdefizite der Staaten haben beinahe Kriegsniveaus erreicht und die Staatsschulden-berge lassen Erinnerungen an die 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wachwerden.  Damals wurde das Bretton-Woods-Abkommen ausgehandelt. Wir rechnen zwar nicht mit der Rückkehr einer stark erhöhten Inflation, Bretton Woods oder der Wiedereinführung des Gold-Standards, jedoch geht ein Vertrauensverlust in das sogenannte Fiat-Geld mit steigenden Goldpreisen einher. Um dem fiduziarischen Gedanken nachzukommen, möchten wir daher eine Position in Gold langfristig halten. Aktuell liegt die Gewichtung bei 6% des Fondsvermögens. (ah)

Beitragsbild: © astrosystem — stock.adobe.com

Foto: Patrick Vogel / © MainFirst

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