Asien prägt die Weltordnung

2021 ist das Jahr des Ochsen. In China gelten unter diesem Zeichen geborene Menschen als zuverlässig und vertrauenswürdig. Nach einem Jahr mit extremer Marktvolatilität dürften die Märkte auf dasselbe hoffen. In Asien ist der Optimismus für eine wirtschaftliche Erholung besonders groß. Lale Akoner, Senior Market Strategist und Economist bei BNY Mellon Investment Management wagt einen Ausblick:
16. Februar 2021
© Luciano Mortula-LGM - stock.adobe.com

2021 ist das Jahr des Ochsen. In China gelten unter diesem Zeichen geborene Menschen als zuverlässig und vertrauenswürdig. Nach einem Jahr mit extremer Marktvolatilität dürften die Märkte auf dasselbe hoffen. In Asien ist der Optimismus für eine wirtschaftliche Erholung besonders groß. Lale Akoner, Senior Market Strategist und Economist bei BNY Mellon Investment Management wagt einen Ausblick:

„China hat die Infektionsraten erfolgreich gesenkt, die Wirtschaft stabilisiert und bereits jetzt seine Wirtschaftsleistung aus der Vor-Corona-Zeit übertroffen. Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit der Industrie- und Schwellenländer dem Beispiel Chinas folgen und im zweiten Halbjahr 2021 das Vorkrisenniveau erreichen wird.

Solange die Wirtschaft weltweit wächst, wächst die chinesische Wirtschaft mit. Sobald das globale Wachstum nachlässt, werden allerdings zwei Trends zum Tragen kommen, die zuletzt im Kielwasser von Covid-19 bereits Fahrt aufgenommen haben: Deglobalisierung und Digitalisierung.

Deglobalisierung

Wir sehen eine grundlegende Veränderung der Weltordnung mit einer langwierigen Deglobalisierung und einem Anstieg der geopolitischen Spannungen. Covid-19 hat den Übergang zu dieser neuen Weltordnung lediglich beschleunigt.

Die Deglobalisierung verkürzt Lieferketten oder verlagert sie in Länder, die geografisch nah am Unternehmen liegen und geringe Handelshürden zum Standort der Zentrale aufweisen. Mögliche Folge sind drei Handelsblöcke: Asien mit China im Zentrum, Europa sowie Amerika rund um die USA, Kanada und Mexiko.

Der größte dieser Blöcke wird Asien werden. Lag der innerasiatische Handel 2000 noch bei rund 50 Prozent des gesamten asiatischen Handels, so machte er 2019 schon 60 Prozent aus. Covid-19 hat viele Staaten dazu veranlasst, sich auf die inneren Grenzen zurückziehen. Eindeutige Nutznießer werden Chinas Tech-Industrie und ‑Handel, das verarbeitende Gewerbe in Nordostasien und die Low-Cost-Produzenten in den ASEAN-Staaten sein. Nordasiatische Länder wie Korea, Vietnam und Taiwan mit engen Verbindungen zu den widerstandsfähigeren Sektoren der chinesischen Festlandwirtschaft werden ebenfalls von diesem neuen Handelsblock profitieren. Der schwindende Einfluss der USA und Europas in der indo-pazifischen Region wird China auch geopolitisch zugutekommen. Neue Allianzen könnten Druck auf die Verbündeten der USA wie Japan und Korea ausüben und den geopolitischen, handelspolitischen und technologischen Konflikt zwischen den USA und China anheizen.

Digitalisierung

Schlüsselziele der chinesischen Wirtschaft wie Innovation, Selbstversorgung mit Schlüsseltechnologien und Förderung des Binnenkonsums werden stark vom Tempo der Digitalisierung abhängen. Covid-19 hat der Nutzung digitaler Technologien Schub gegeben, sowohl in Unternehmen wie in Privathaushalten. Bereits vor Covid-19 war China mit einem Anteil von 45 Prozent der E‑Commerce-Transaktionen weltweit führend.

Doch die Digitalisierung wird nicht auf den Handel beschränkt bleiben. Die Pandemie befördert die Digitalisierung in Sektoren, die körperlichen Kontakt erfordern, wie zum Beispiel Gesundheit, Bildung und Einzelhandel. Internetaktien aus China und anderen Schwellenländern, die einen Wachstumsschub durch das Virus erfahren und typischerweise hohe Cashflows generieren, können in diesem Umfeld interessante Anlagemöglichkeiten bieten.“ (ah)

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