Aktienmarktperspektiven 2022 – Déjà-vu in volatilen Zeiten

Die globalen Aktienmärkte haben sich im Jahr 2021 erneut weitgehend von ihrer freundlicheren Seite gezeigt. Die Verluste aus dem Pandemiejahr 2020 wurden aufgeholt und der Aufwärtstrend der letzten Dekade setzte sich fort. So verwundert es nicht, wenn sich viele Investoren fragen: Wie weit können Aktienmärkte noch laufen? Wie verarbeiten wir die aktuelle Marktkorrektur getrieben durch die Ukraine-Krise und ist diese vielleicht der Wendepunkt, um eine größere Konsolidierung zu beginnen?
28. März 2022

Unsere Priorisierung liegt auf asiatischen Schwellenländeraktien, die in 2021 durch die regulatorischen Eingriffe zum Beispiel in China, die Problematik um den Immobilienentwickler Evergrande und aufgrund der Wachstumsabschwächung unter Druck standen. Dies hat zu attraktiven Bewertungen bei gleichzeitig realistischeren Gewinnerwartungen geführt. In China dürfte die weniger restriktive Geld- und Fiskalpolitik bei gleichzeitig diskontierter Regulierung in Sektoren wie Technologie eine Erholung und damit eine positive Outperformance bringen. Die Gewinne dürften gut zweistellig wachsen und bieten somit gute Vorzeichen für ein zweistelliges Kurspotenzial. Die Eindämmung der COVID-19-Pandemie wird in Asien zu einer spürbaren konjunkturellen Erholung und zu relativ betrachtet stärkerem Gewinnwachstum gegenüber den entwickelten Ländern führen. Ein ähnliches Szenario sehen wir in Europa, wo wir eine konstruktive Gewichtung in substanzstarke nachhaltige europäische Aktien empfehlen.

Die konjunkturellen Aussichten verbessern sich in der Eurozone und damit auch die Gewinnaussichten innerhalb der entwickelten Länder. So sehen wir deutliche Nachholeffekte in Europa als positive Vorzeichen für das Wachstum und die positiven Entwicklungen in Asien. Das wird vor allem exportorientierten nachhaltigen Substanzwerten zugutekommen, welche starke Umsätze in Asien erzielen. Die Erholung in China hilft insbesondere deutschen und französischen Aktien, da in diesen Ländern die Industrie‑, Automobil- und Luxusgütersegmente stark vertreten sind. Nachhaltige substanzstarke europäische Unternehmen sollten auch in der Lage sein, die Gewinnmargen auf konstant hohem Niveau zu halten, da sie Produktionskosten besser weitergeben können und vor allem gegenüber US-Unternehmen mit einem geringeren Anstieg der Lohnkosten konfrontiert sind. Durch die zunehmend spürbaren Folgen des Klimawandels steigt auch das Bewusstsein für klimapolitische Maßnahmen. Der EU-Wiederaufbaufonds sollte dabei als zusätzlicher Katalysator speziell für nachhaltige Aktien dienen, weshalb wir für Unternehmen in diesem Bereich weiterhin attraktive Wachstumsaussichten sehen.

Abschließend folgt unsere Gewichtung in amerikanischen Aktien: Da die US-Notenbank ihre Geldpolitik normalisiert, rechnen wir mit einem weiteren Einbremsen der Aktienhausse. Ferner gehen wir von einem weiteren Anstieg der Realzinsen in den USA aus, was ebenfalls für Gegenwind sorgen wird. Die Lage für den US-Aktienmarkt bleibt somit solide und teils konstruktiv, jedoch mit begrenztem Potenzial. Unsere Priorisierung hat sich im Vergleich zu 2021 vollständig in Richtung Schwellenländer mit den Schwerpunkten auf asiatische und auf exportorientierte europäische Aktien verschoben. Die aktuellen Veränderungen und Marktgegebenheiten sollten sehr eng begleitet werden, um im Falle einer strukturellen Verschlechterung der konjunkturellen Situation, ggf. ausgelöst durch eine zu schnelle und restriktive Geldpolitik der Notenbanken oder durch sich ausweitende geopolitische Eskalationen, aktiv zu agieren. Die Kapitalmärkte werden vorerst weiter schwanken zwischen einem Stagflations- und Reflationsszenario, getrieben durch die geopolitischen und geldpolitischen Unsicherheiten. In Anbetracht der zu erwartenden Volatilitäten sollten Rückschläge genutzt werden, um antizyklisch nachhaltige substanzstarke Werte aufzustocken und in Erholungsphasen wieder zu rebalancen.

Autor: Daniel Kerbach (CIO)
BayernInvest

Foto: © Илья Балбатун – stock.adobe.com

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