Aktien: Fokus Growth oder doch lieber Quality?

Growth (Wachstumsaktien) hat lange Zeit gut performt.Wird sich daran in Anbetracht möglicherweise steigender US-Leitzinsen im kommenden Jahr etwas ändern? Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF AG,  mit dem Ausblick für Wachstumsaktien:
10. Dezember 2021
Foto: © peshkov - stock.adobe.com

Growth (Wachstumsaktien) hat lange Zeit gut performt.Wird sich daran in Anbetracht möglicherweise steigender US-Leitzinsen im kommenden Jahr etwas ändern? Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF AG,  mit dem Ausblick für Wachstumsaktien:

„Phantasie allein reicht nicht mehr. Stark überbewertete Unternehmen, deren hohe Marktbewertung sich aus der Hoffnung auf exorbitant hohe Gewinne in der Zukunft speist, sind im November 2021 nochmals stark eingebrochen. „Schluss mit lustig“ mag man Investoren zurufen, die ausschließlich in Unternehmen investieren, die oftmals keine oder nur geringe Gewinne aufweisen und zu extrem hohen Bewertungsmultiples an den Finanzmärkten handeln. Extreme Verluste haben Investoren im November 2021 erlitten, die ausschließlich in stark überbewertete Aktien investiert und dabei vergessen haben, ihr Vermögen breit über unterschiedliche Branchen und Länder zu streuen.

Wir mögen Wachstumsaktien, aber wenn wir Gelder für unsere Kunden investieren, dann achten wir stets auch auf den Preis, den wir bezahlen. Läuft die Gier dem Verstand voraus, dann erleidet man irgendwann hohe Verluste. Wer ausschließlich auf stark überbewertete Aktien gesetzt hat, leckt sich nach der Korrektur im November 2021 nun die Wunden.

Viel spricht dafür, dass sich die Korrektur stark überbewerteter Aktien im Jahr 2022 fortsetzen könnte. Ein Grund dafür ist, dass die Inflation weitaus stärker ansteigt als es die Zentralbanken noch vor kurzer Zeit vermutet haben. Im Juni 2022 wird das Fed-Anleihen-Kaufprogramm, das zu einer stark ansteigenden Zentralbankgeldmenge geführt hat, vermutlich auslaufen. Wir erwarten, dass die Federal Reserve Bank im Juli und November 2022 dann die Zinsen anheben wird. Zudem können wir uns vorstellen, dass die U.S. Notenbank die Reduzierung des Kaufprogramms nochmals beschleunigen könnte und ankündigt, jeden Monat für 30 Milliarden USD weniger Anleihen zu kaufen. Dann wären sogar drei Zinserhöhungen im Jahr 2022 möglich. Der faire Wert von Aktien, die erst in weiter Zukunft – nach dem Prinzip Hoffnung – Zahlungsmittel generieren, fällt nach dem Discounted Cash Flow (DCF)-Modell besonders stark, wenn die Zinsen steigen. Deshalb achten wir insbesondere in einem Umfeld steigender Zinsen darauf, dass die Kapitaleffizienz der Unternehmen bereits heute hoch ist und die Aktien zu einem angemessenen Kurs handeln.

Aktien bleiben aus unserer Sicht weiterhin attraktiv, wenn Investoren einen langen Atem haben. Aufgrund der hohen Bewertungen infolge der ultralockeren Geldpolitik wird die Volatilität zunehmen. Zudem werden die langfristigen Renditen über die nächsten zehn Jahre angesichts der hohen Bewertung von Aktien niedriger ausfallen als im langfristigen Durchschnitt der Vergangenheit. Die richtige Selektion der Aktien ist entscheidend. Der November 2021 zeigt: Das Anlageprinzip „keine Gewinne, kein Problem“ funktioniert nicht mehr. Wer stark überbewertete Aktien von Unternehmen kaufte, die keine oder nur niedrige Gewinne aufweisen, wurde vom Markt im November 2021 brutal abgestraft. Qualitätsaktien mit einer hohen Kapitaleffizienz und einer angemessenen Bewertung sind in diesen unsicheren Zeiten auch weiterhin die bessere Wahl.“ (ah)

SOCIAL MEDIA

RECHTLICHES

AGB
DATENSCHUTZ
IMPRESSUM
© wirkungswerk
ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Anmeldung zum Newsletter