II: Wir haben China bereits kurz angerissen. Wie agiert die chinesische Führung angesichts niedrigerer Wachstumsraten?
Dr. Baitinger: China denkt in Dekaden, nicht in kurzen Zeitabständen. Das ist wichtig bei der Analyse dortiger Märkte. In der Tat leidet die chinesische Wirtschaft unter den Nachwirkungen der staatlich verordneten Drosselung der Kreditvergabe und einer strengeren Regulierung. Beide Belastungsfaktoren haben im vergangenen Jahr massiv zugenommen. Dies hat nicht nur die lokalen Aktienmärkte, sondern auch den wichtigen Immobiliensektor ins Wanken gebracht. Zuletzt mehren sich jedoch die Anzeichen für ein beginnendes graduelles Gegensteuern. So hat die chinesische Zentralbank bereits den Mindestreservesatz und den Leitzins gesenkt und eine Fortsetzung des Lockerungskurses signalisiert. Die positiven Effekte dieser Lockerung dürften in der zweiten Jahreshälfte in der Realwirtschaft ankommen. Die größte Unsicherheit bleibt die Entwicklung der Pandemie mit allenfalls neuen harschen Restriktionen als Folge.
II: Abschließend ein kurzer Blick auf die Anleihemärkte, die insbesondere zur Portfolioabsicherung und ‑stabilisierung ihren Beitrag leisten sollten. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Dr. Baitinger: Die Ausgangslage für Renteninvestments in Industriestaaten könnte vorerst nicht schlechter sein. Insofern werden sie einstweilen als Portfoliostabilisator nur begrenzt Wirkung zeigen können. Investoren sollten eher einen Blick auf chinesische Staatsanleihen oder auch Inflation Linker werfen.
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