Value mit beträchtlichem Bewertungsvorteil

Nach turbulenten Wochen zum Jahresstart stellt sich die Frage, wie es an den Märkten weitergeht. Der erste Zinsschritt in den USA steht an, weitere werden vermutlich folgen. Dämpft das die Stimmung an den Aktienmärkten?  Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe, bezog im Interview Stellung.
30. März 2022
Dr. Eduard Baitinger - Foto: © FERI Gruppe

II: Lassen Sie uns einen Blick auf die Regionen werfen. Es wird wieder vermehrt von einem „Comeback Europas“ gesprochen. Was halten Sie davon?
Dr. Baitinger: Europa ist sehr heterogen. Insofern stellt sich zunächst die Frage, welches „Europa“ gemeint ist. Mit Blick auf die Kernländer und unter Berücksichtigung des generellen Umfelds 2022 spricht derzeit einiges für eine Outperformance europäischer Aktien. Diese Outperformance dürfte umso stärker ausfallen, je widerstandsfähiger sich die Weltkonjunktur zeigt. Europäische Werte haben traditionell eine hohe Exportabhängigkeit und florieren in solchen Phasen besonders gut. Auf der anderen Seite wird Europa gegenwärtig überproportional vom Ukraine-Konflikt tangiert. Ein „Comeback Europas“ kann nur gelingen, wenn sich die dortige Lage nachhaltig stabilisiert. Zudem hat die Konjunktur in China einen entscheidenden Einfluss auf Europa. So hängt auch das Wohl der deutschen Wirtschaft entscheidend vom chinesischen Markt ab.

II: Bleiben wir kurz bei europäischen Aktien. Diese sind aufgrund der Sektorenzusammensetzung zykliker- und valuelastiger als US-Aktien. Ist 2022 das „Value-Jahr“?
Dr. Baitinger: Die Frage, ob es sinnvoller ist, auf Value- oder auf Growth-Titel zu setzen, ist nicht neu und beinahe so alt wie die Börse selbst. Der Blick auf die Faktenlage zeigt, dass Value mittlerweile gegenüber Tech- und Growth-Aktien einen beträchtlichen Bewertungsvorteil hat. Das eröffnet Opportunitäten, sowohl kurzfristig als auch aus längerfristiger Sicht. Darüber hinaus gilt generell, dass steigende Nominal- und Realzinsen, Inflationsdruck und ein solides Makro-Umfeld stark für eine Value-Outperformance gegenüber Tech-Aktien sprechen, die in den vergangenen mehr als zehn Jahren eindeutig auf der Sonnenseite standen. Doch etwas Vorsicht ist geboten – Value ist nicht gleich Value.

II: Folglich könnten andere Branchen wieder interessanter werden?
Dr. Baitinger: Aktuell rücken vor allem Sektoren, die von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängen, in den Fokus. Das betrifft hauptsächlich Unternehmen aus den Bereichen zyklischer Konsum, Finanzwesen und Energie.

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