Megatrend Cybersecurity

Die ETF-Branche ist innovativ. So wartet Rize ETF beispielsweise mit entsprechenden Indexfonds mit Schwerpunkten Cybersecurity oder Cannabis auf. Wie die grundsätzlichen Aussichten der ETF-Branche zu bewerten sind, wollte INTELLIGENT INVESTORS von Rahul Bhushan, Mitgründer und Unternehmenssprecher von Rize ETF, wissen.
17. Juni 2020
Rahul Bhushan

Die ETF-Branche ist innovativ. So wartet Rize ETF beispielsweise mit entsprechenden Indexfonds mit Schwerpunkten Cybersecurity oder Cannabis auf. Wie die grundsätzlichen Aussichten der ETF-Branche zu bewerten sind, wollte INTELLIGENT INVESTORS von Rahul Bhushan, Mitgründer und Unternehmenssprecher von Rize ETF, wissen.

 

INTELLIGENT INVESTORS: Hierzulande schaut die ETF-Branche auf ihr 20-jähriges Jubiläum zurück. Was waren nach Ihrer Ansicht die entscheidenden Meilensteine dieser Geschichte?

Bhushan: Der wichtigste Meilenstein war meines Erachtens das Überschreiten der Marke von 1 Milliarde Gesamtvermögen von ETPs und ETFs Ende 2019. Zu diesem Zeitpunkt offerierte der europäische Markt 2.198 ETFs bzw. ETPs, 8.401 Börsennotierungen und ein verwaltetes Vermögen von 1,027 Billionen USD[1]. Ich glaube, der nächste Meilenstein werden 10.000 Notierungen und ein Vermögen von 1,5 Billionen US Dollar sein. Davon sind wir nur noch wenige Jahre entfernt.

Natürlich ist das 20-jährige Jubiläum auch ein Grund, die Qualität und die Besonderheiten der ETFs zu feiern, die von den Kunden am meisten geschätzt werden. Dazu gehören beispielsweise Transparenz, Kosteneffizienz, Flexibilität, Diversifizierung und Liquidität.

 

INTELLIGENT INVESTORS: Nach Ihrer Ansicht, geht der Trend Richtung passives Investieren weiter? Dies auch unter veränderten Rahmenbedingungen (Rezession, Börsenaufschwung erstmal vorbei, Corona)?

Bhushan: Der Trend zur Passivität wird sich fortsetzen. Covid-19 könnte sogar als Beschleuniger wirken. Eine ganze Reihe von aktiven Managern hat in diesem Jahr die volle Tragweite der globalen Pandemie nicht vorhergesehen und dadurch Geld verloren. Die Anleger solcher Strategien bringen alternativen, kostengünstigen, passiv verwalteten Produkten möglicherweise zunehmend mehr Wertschätzung entgegen, bei denen sie nicht auf die Fähigkeiten eines anderen “wetten”, sondern einfach nur den Markt kaufen. Bei passiv verwalteten Produkten ist der Anleger natürlich nicht geschützt, wenn es abwärts geht. Die Tatsache, dass diese Produkte niedrigere Gebühren bieten, kann jedoch allein schon ein Motiv sein, auf passive Lösungen umzusteigen.

Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, betrifft die Frage, was passives Investieren eigentlich bedeutet. Im Kern geht es beim Trend hin zur Passivität in Wirklichkeit um den Trend hin zu niedrigen Kosten. Nun ist es heute natürlich möglich, (relativ) kostengünstige aktive Strategien zu finden, auch wenn sie selten sind. Die meisten Low-Cost-Strategien sind passiv, weshalb die Ausdrücke oft austauschbar verwendet werden. Es besteht kein Zweifel daran, dass mit zunehmendem Wettbewerb auf dem Markt die Gebühren für passive Produkte sinken werden. Folglich müssen Vermögensverwalter, um zu überleben, innovativ und bereit sein, den Status quo in Frage zu stellen und sich darauf konzentrieren, den Anlegern mit ihren Produkten einen echten Wert zu bieten.

 

INTELLIGENT INVESTORS: Es scheint so, dass immer mehr „Nischen-Themen“ Einzug in die ETF-Welt halten. Welchen Stellenwert kommt diesen Themen zu?

Bhushan: Diese Frage erinnert mich an einen Ausspruch eines langjährigen Veterans der Finanzdienstleistungsbranche, den dieser mir schon früh in meiner Karriere weitergab: “Alles ist solange eine Nische, bis es keine mehr ist”. Es dauerte eine Weile, bis ich verstand, was er meinte. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich zu dem Team gehörte, das 2014 und 2015 bei ETF Securities die ersten beiden thematischen ETFs Europas auf den Markt brachte: den ersten europäischen ETF für Robotik bzw. den ersten europäischen ETF für Cybersicherheit. Damals waren wir von den Wachstumschancen dieser neuen Sektoren überzeugt. Viele Anleger bezeichneten beide Strategien jedoch als “zu nischenartig”. Drei Jahre später notierten beide ETFs jeweils AUM über 1 Milliarde US Dollar.

Die wichtige Lektion, die wir hier gelernt haben, ist die Tatsache, dass dort, wo es ein Wachstum gibt, auch das Kapital fließen wird. Beide genannten ETFs erzielten eine starke Performance. Die Anleger sahen die Möglichkeit, ihr Kapital in diesen “thematischen” ETFs zu vermehren. Und als solche wurden die thematischen ETFs Teil des Universums akzeptabler Investitionen für viele Anleger.

Letztendlich besteht unsere Aufgabe als Anbieter thematischer ETFs darin, versteckte (oder zuvor unzugängliche) Alpha-Quellen für Anleger zu erschließen, indem wir die Unternehmen zusammenfassen, die am besten positioniert sind, um von einem Thema zu profitieren. Und das ist es, was wir auch weiterhin tun.

 

INTELLIGENT INVESTORS: Wo registrieren Sie derzeit Zuflüsse bzw. erwarten im 2. Halbjahr einen aufsteigenden Trend?

Bhushan: In diesem Jahr haben wir außerordentlich gute Erfahrungen mit unserem Rize Cybersecurity & Data Privacy UCITS ETF gemacht. Auch die Performance des ETFs war beeindruckend. Dafür gibt es unseres Erachtens zwei Hauptgründe:

Zum einen ist es die rasche Umstellung auf Cloud Computing. Mit der Verlagerung hin zum Arbeiten von zu Hause aus, mit Fernanmeldung und virtuellen Arbeitsplätzen, ist ein Großteil der physischen Infrastruktur in die Wolke verlagert worden. Dies hat zu Sicherheitslücken in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit geführt. Die Unternehmen haben dies zur Kenntnis genommen und intensiv in Cybersicherheitsprodukte und ‑dienste investiert, um sicherzustellen, dass ihre wichtigsten Unternehmenswerte in diesem neuen digitalen Zeitalter geschützt und sicher bleiben. Wir sehen weiterhin jährliche Gewinnzuwächse bei einer großen Anzahl von Cybersicherheitsunternehmen, so zum Beispiel CrowdStrike, Cloudflare, Qualys und Akamai Technologies.

Der zweite Grund liegt im Ausgabenwachstum aufgrund von Regulierungsauflagen. Triebkraft für die Performance von Cybersicherheitsaktien ist die globale Datenschutzwelle. In den letzten Jahren waren Cybersicherheitsunternehmen aufgrund von Regulierungsstrukturen wie GDPR in Europa und CCPA in den Vereinigten Staaten gezwungen, sich in erster Linie auf den Datenschutz zu konzentrieren. Unternehmen wie Okta, Ping Identity, NortonLifeLock und wieder einmal Qualys sind Marktführer im Bereich der Datenschutzlösungen. Konkret sprechen wir über Sicherheitsprodukte, die sich mit Identität und Zugriff, Data Governance, Systemkontrollinfrastruktur und automatisierter Compliance befassen.

 

INTELLIGENT INVESTORS: Sie haben entsprechende ETFs mit den Schwerpunkten Cybersecurity und zum Cannabismarkt aufgelegt. Können Sie uns die Spezifika etwas erklären?

Bhushan: Wir sind davon überzeugt, dass beide Bereiche in den kommenden Monaten und Jahren außergewöhnliche Wachstumschancen bieten.

Cybersicherheit ist ein Sektor, der derzeit von zwei unmittelbaren Triebkräften beeinflusst wird: Zum einen ist es die rasche Umstellung auf Cloud Computing und zum anderen das Ausgabenwachstum aufgrund von Regulierungsauflagen (wie oben beschrieben). Es ist jedoch auch ein Bereich, der durch strukturellen Rückenwind getragen wird. Auf dem Weg in eine datenzentrischere Welt, die sich in Form großer Datenmengen, künstlicher Intelligenz und vor allem durch das Internet der Dinge (Internet of Things, IOT) zeigen wird, wird es immer wichtiger, dass unsere persönlich identifizierbaren Informationen (PII) sicher und privat bleiben. Da die Ausgaben für die Cybersicherheit aufgrund dieser Dynamik steigen, gehen wir davon aus, dass auf der anderen Seite die Unternehmen, die Cybersicherheitsprodukte und ‑dienstleistungen anbieten, große Nutznießer dieser Ausgabenwelle sein werden. Mit unserem Rize Cybersecurity and Data Privacy UCITS ETF (RCRS) können Investoren am Wachstum dieses Themas mitwirken, da es sowohl durch kurzfristige Impulse als auch durch langfristigen strukturellen Rückhalt befeuert wird.

Cannabis ist ein Bereich, der von uns seit vielen Jahren beobachtet wird. Wir sehen bei der Cannabis-Historie drei Wellen. Zuerst sahen wir die Kultivierungswelle, als in Kanada Unternehmen infolge der Legalisierung von medizinischem Cannabis (und schließlich von Freizeit-Cannabis) entstanden. Wir glauben, dass wir jetzt am Ende dieser Welle angelangt sind, da der Anbau global geworden ist und an Orten wie Südamerika und Afrika neuere Firmen entstanden sind, die Cannabis zu einem Bruchteil der Kosten kanadischer Unternehmen anbauen können. Die zweite und dritte Welle findet nun gleichzeitig statt. In der zweiten Welle wandeln sich jetzt die kanadischen Anbauunternehmen in Unternehmen für Konsumgüter (CPG), d.h. sie bauen Marken auf. Die dritte Welle ist unseres Erachtens die wichtigste und diejenige, die wirklich global verläuft. Das ist natürlich die Welle des medizinischen Cannabis. Sie wird die Gesellschaft am stärksten beeinflussen und für Patienten auf der ganzen Welt bedeutende Veränderungen mit sich bringen. Das therapeutische Potenzial von Cannabis ist unbestritten. Heute sind bereits wirksame Medikamente auf dem Markt, die gegen Krankheiten wie Anorexie (Marinol und Syndros), neuropathische Schmerzen (Cesamet) und Krampfanfälle (Epidiolex) eingesetzt werden. Darüber hinaus befinden sich eine Vielzahl von Arzneimitteln in der Entwicklung, die auf Bereiche wie Morbus Crohn, entzündliche Darmerkrankungen (IBD), Dyspepsie und Fibromyalgie abzielen. Für viele der Erkrankungen gibt es derzeit keine praktikablen Alternativen. Mit unserem Rize Medical Cannabis & Life Sciences UCITS ETF (BLUM) können Investoren am Wachstum dieses Marktes partizipieren und gleichzeitig den Patienten, die dieses Medikament am meisten benötigen, positive und lang erwartete Veränderungen ermöglichen. (ah)

[1] Quelle: ETFGI

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