Im zweiten Quartal 2023 haben deutsche Start-ups insgesamt fast 2,5 Mrd. Euro eingeworben. Im Vergleich zum Vorquartal ist das Dealvolumen somit zum zweiten Mal hintereinander gestiegen (+ 25 %). Die Anzahl der durchgeführten Finanzierungsrunden betrug 266 und ging damit um 23 Deals leicht zurück. Auf das gesamte erste Halbjahr 2023 gesehen wurden 555 Finanzierungsrunden mit einem Volumen von 4,4 Mrd. Euro realisiert. Nachdem das Dealvolumen auf dem deutschen VC-Markt im Jahr 2022 deutlich rückläufig war, hat sich die Investitionstätigkeit im bisherigen Verlauf dieses Jahres somit wieder stabilisiert.
Eine positive Bewegung im Markt gab es im 2. Quartal vor allem im Start-up Segment, also bei Finanzierungsrunden in der Series A und B. Hier wurden knapp über 1 Mrd. Euro eingeworben, was nahezu einer Verdoppelung gegenüber den Mitteln im ersten Quartal des Jahres entspricht (520 Mio. Euro). Mit rund 42 % lag der Anteil der Finanzierung im Start-up-Segment am gesamten Dealvolumen damit über dem Niveau der Vorjahre.
Durch den Aufschwung im Start-up-Segment entfiel nur noch knapp die Hälfte der investierten Mittel auf den Bereich der Wachstumsfinanzierung (Scale-up). Dieser war im Zuge des Marktabschwungs des Jahre 2022 besonders stark unter Druck geraten, hat sich jedoch im 1. Halbjahr dieses Jahres sehr klar stabilisiert. Für die weiteren Finanzierungsaussichten in diesem Segment wird eine Aufhellung des Exitumfelds, d.h. für die Veräußerung von Anteilen, wichtig sein.
Die Aussichten für einen erfolgreichen Exit sind entscheidend für das Investoreninteresse an Start-ups. Im Jahr 2022 waren ähnlich viele Exits VC-finanzierter Start-ups zu beobachten, wie im Boom-Jahr 2021. Im 2. Quartal 2023 ist die Exittätigkeit mit 24 Transaktionen in Deutschland auf einem ähnlichen Niveau geblieben. Allerdings zeigt sich, dass die als Exitkanal besonders vielversprechenden Börsengänge in den letzten drei Quartalen ausgeblieben sind. Auch Buyouts, d.h. der Kauf der Unternehmensanteile — oft durch Angehörige des Managements — fanden in Q2 2023 nicht statt. Stattdessen entfiel die Exittätigkeit ausschließlich auf Übernahmen. Diese haben aufgrund der nach unten korrigierten Bewertungen während der Abkühlung des Marktes seit dem letzten Jahr auf Käuferseite an Attraktivität gewonnen.
Mit dem Produkt- und Infrastrukturanbieter für klimaneutrale Häuser 1 Komma5° hat ein weiteres deutsches Start-up eine Milliardenbewertung erreicht. Die Zahl der deutschen „Einhörner“ ist damit auf 30 gestiegen.